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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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behaupten, er tue doch gar nichts. Aber es war zu spät, den Druck seines Daumens aufzuhalten.
    Die Wissenschaftler, die das Nadelgeschoß erfunden hatten, hatten die Wirkung ihres Geistesprodukts nicht in seinem ganzen Umfang berechnet. Sie hatten wohl die Durchschlagung des Pferdefelles und die Wirkung auf das Tier richtig kalkuliert. Aber die Kraft, mit der es gegerbtes Leder durchbohrte und seine Wirkung auf ein menschliches Wesen waren unbekannte Gleichungen für sie, die jetzt, dank Miss Seeton, gelöst werden konnten.
    Der Mann fluchte erschrocken, ließ die Waffe fallen, als er spürte, wie der Pfeil seinen Schuh durchdrang und sich in seinem Fuß festsetzte. Er wich der Hand auf seiner Schulter aus, der nicht die üblichen Worte: »Sie sind verhaftet«, gefolgt waren, und rannte davon.
    Ach je! Miss Seeton fühlte sich schuldig. Der arme Mann! Sie hatte ihn erschreckt. Man vergaß, daß viele Leute das Rennen sehr ernst nahmen. Er war zweifellos in Überlegungen vertieft gewesen, in welcher Form sich das Pferd befand, sie glaubte, so nannte man es. Und jetzt hatte sie ihn bei seinen Berechnungen gestört. Ach je! Auch hatte er – sie bückte sich und hob die Pfeilschleuder auf – dieses Ding fallen gelassen… Ob es eine Art Taschenkamera war? Sie sah sich um, aber in dem Gedränge von Regenmänteln konnte sie den gesuchten schmutzigen Mantel und die karierte Mütze nicht entdecken. Es machte nichts. Irgendwo mußte ein Fundbüro sein. Sie ließ den Gegenstand in ihre Handtasche gleiten; Deirdre wußte es vielleicht.
    Außerdem konnte sie ihn Tom geben. Er würde alles regeln.
    Tom Haley war im Zweifel, was er als nächstes tun sollte. Da Deirdre sich nicht mehr in seiner Nähe befand und seine Aufmerksamkeit eine Zeitlang nicht abgelenkt wurde, hatte er genau, wenn auch unauffällig, über seinen Schützling gewacht. Er hatte beobachtet, wie sie den Mann neben sich ansprach, und einen glücklichen Augenblick lang geglaubt, sie selbst würde ihm die Handschellen anlegen. Als der Zwerg aber türmte, war ihm aufgegangen, daß Miss S. ihm nur auf die Schulter geklopft hatte, und da jetzt der schmierige Regenmantel in der Menge untertauchen wollte, sprang Tom vor und stellte ihn.
    »In Eile, Freundchen?«
    Der Mann versuchte, sich loszuwinden. »Ja. Ich habe eine Verabredung.«
    Das machte keinen Eindruck. Tom hielt ihn fest. »Ich bin sicher, die Dame wird gern eine Minute warten.«
    Der andere versuchte, ihm einen Tritt zu geben. Da packte ihn Entsetzen und Schrecken. Der Schwung des Beines nach hinten war einfach gewesen, zu einfach, während der Schwung nach vorn weiterging, immer weiter. Die Hüfte schien sich schwerelos auszurenken, Muskeln, Sehnen, Fleisch und Haut lösten sich ohne Schmerzen voneinander. Er war völlig darauf vorbereitet, sein Bein wie ein loses Rad eines zu schnell fahrenden Wagens an sich vorbeifliegen zu sehen.
    »Mein Gott!« blökte er. »Mein verflixtes Bein ist dahin.«
    »Stimmt etwas nicht?« fragte ein Uniformierter der Rennplatzpolizei.
    Tom Haley zeigte seinen Ausweis. »Dieser Mann – «, begann er. Der Polizist sah nach unten. »Das ist kein Mann, das ist Frank, der Finger. Was hast du diesmal vor, Finger?«
    »Eine Ambulanz«, jammerte Finger. »Bringen Sie mich schnell ins Krankenhaus. Ich sterbe!«
    »Das ist eine gute Idee«, erklärte der Polizist. »Warum denn?« – »Ich bin vergiftet.«
    Die Haltung der beiden Beamten änderte sich leicht; sie rochen etwas. »Vergiftet?« fragte Tom. »Von wem?«
    »Ich habe es selbst getan«, murmelte der Mann auf dem Boden, »mit dieser verdammten ... « Trotz seines Entsetzens verschloß ihm verspätete Vorsicht den Mund.
    »Ich werde einen Wagen heranpfeifen«, murmelte der Uniformierte.
    »Er sieht tatsächlich merkwürdig aus.« Er nahm sein Sprechfunkgerät aus der Tasche, erstattete Bericht und bat um eine Ambulanz.
    »Sie gingen also hin und vergifteten sich, nicht wahr?« fragte Tom.
    »Womit?« Finger schloß störrisch den Mund.
    Der Polizist steckte sein Sprechfunkgerät wieder ein. »Wie du willst. Aber sie können nicht viel für dich tun, wenn sie nicht wissen, was du eingenommen hast.«
    »Im Krankenhaus wird man mir helfen.«
    »Sei nicht blöde. Wie sollten sie, wenn sie nicht mal wissen, was dir fehlt? Es kann Tage dauern, bis sie es herausfinden – höchstwahrscheinlich erst nach deinem Tod.«
    »Nach…?« Finger umklammerte das Bein des Beamten. »Hören Sie, ich werde doch wieder gesund, oder?«
    »Wie

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