Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
Vom Netzwerk:
kann ich das wissen?« Er sah den am Boden sitzenden Mann ungerührt an. »Nach deinem Aussehen zu schließen, möchte ich nicht in deiner Haut stecken.«
    »Mein Gott«, wimmerte Finger. »Es geht jetzt in die Arme, ich fühle sie nicht.« Er versuchte, die Arme zu heben, aber es gelang ihm nicht.
    »Sie müssen mir helfen! Ich kann nicht singen. Wenn ich es tue, legt man mich um.«
    Der Polizist zuckte die Achseln. »Deine Sache. Stirb, wie du willst – ist mir gleich.« Er sah auf, als er das Heulen der sich nähernden Ambulanz hörte.
    Finger appellierte an Tom. »Hören Sie, stimmt es, daß sie im Krankenhaus nichts machen können, wenn sie nicht Bescheid wissen?«
    Tom zuckte wie sein Kollege die Achseln. »Sie können kein Gegenmittel geben, ehe sie nicht wissen, um welches Gift es sich handelt.«
    »Aber ich weiß es selbst nicht«, stöhnte Finger. »Es ist für Pferde, nicht für Menschen.« Die Lähmung hatte sich nach oben ausgebreitet. Er konnte seinen Kopf nur mit Mühe drehen. »Wenn ich Ihnen den Rest gebe, würde das was nützen?«
    »Ich glaube wohl! Auf jeden Fall beeilen Sie sich!«
    Der Uniformierte hatte einen Weg für die Ambulanz freigemacht. Zwei Träger näherten sich mit einer Bahre.
    »Hören Sie«, murmelte der verängstigte Finger. »Kleine Dose in meiner rechten Tasche – sind noch ein paar Pfeile drin. Tun Sie, als ob Sie ihnen helfen würden, mich aufzuheben. Aber um der Liebe Christi willen«, warnte er, »lassen Sie niemand merken, daß Sie sie rausnehmen.«
    Tom führte die Anweisungen aus, ließ die kleine Dose aus der Tasche des Regenmantels in seiner Hand verschwinden und schlenderte hinüber, um mit dem Fahrer der Ambulanz zu sprechen, während die Träger Finger auf die Bahre legten und eine Decke über ihn zogen. Tom hatte sich nur wenige Schritte entfernt, als ihn ein Geräusch wie ein Peitschenknall anhalten ließ. Er drehte sich so rechtzeitig um, daß er noch das Zucken und Zusammenfallen der Gestalt auf der Bahre mitbekam. Er lief zurück. Sein Kollege stürzte vor. Die beiden Ambulanzbegleiter standen einen Augenblick wie versteinert. Aber sehr schnell zeigte sich, daß sie Erfahrung hatten. Als der vordere Träger das Loch in der Schläfe des Patienten bemerkte, schlug er die Decke über den Kopf des Toten, und beide Männer schoben mit vereinten Kräften die Bahre in die Ambulanz, sprangen hinterher und knallten die Türen zu. Sogleich heulte der Motor auf, und der Fahrer raste auf dem von der verständnisvollen Menge freigemachten Weg davon.
    Alles hatte sich mit solcher Schnelligkeit ereignet, daß keiner der Zuschauer die Bedeutung des Zwischenfalles begriffen hatte. Der Uniformierte berichtete über Sprechfunk und bat um Verstärkung, obwohl wenig Aussicht bestand, den Schützen in dem Gedränge zu finden, und die Polizei keine Panik in der nur für Mitglieder bestimmten Umzäunung verursachen wollte. Tom entschied, daß für ihn die Sicherheit seines Schützlings vorging, und lief zum Geländer des Sattelplatzes. Miss Seeton war verschwunden.
    Vielleicht hier oben? Miss Seeton war an der Einfriedung, in der die Pferde abgesattelt wurden, vorbeigegangen und stieg die Rampe zur Tribüne hinauf. Vor ihr lag ein riesiger Rasenplatz. Wie, fragte sie sich neidisch und dachte dabei an den ständigen Kampf, den sie gegen Wegerich, Butterblumen und Gänseblümchen führte, brachten die es hier fertig, den Rasen so makellos unkrautfrei zu halten? Über die Köpfe der Menge hinweg sah man das Ziel, von dem Deirdre gesprochen hatte. Ja, dort drüben rechts war eine Menge sehr lebhaft diskutierender Herren, die sich über einen Lattenzaun lehnten. Das mußten, dessen war sie sicher, die Buchmacher sein. Als sie sich dem Geländer näherte, kamen ihr Bedenken. Wie setzte man auf ein Pferd, dessen Name man nicht kannte? Es würde sicher sehr – nun – seltsam klingen, würde man sagen, man wolle auf eine Bluse setzen. Sie bemerkte, daß die meisten Leute ein kleines Heft mit sich herumtrugen, in dem sie häufig lasen und Notizen machten. Natürlich. Miss Seeton durchsuchte ihre Handtasche und fand ein Rennprogramm, das Deirdre ihr gegeben hatte. Sie sah nach der Zeit und fand die Seite. Als sie die Liste studierte, entdeckte sie, daß die Farben kleingedruckt unter jedem Pferd angegeben waren, und – wie gut – nur eines hatte Kirschrot und Silber. Dies mußte ihr Pferd sein:
    204
    Oompahpah… 4 7 0 (6)
    0/000-0
    Mrs. F. Santoyne (Major V. Coldwort Newmarket)
    C. Bells

Weitere Kostenlose Bücher