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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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und falsch.
    Miss Seeton sah umher. »Einen Augenblick bitte«, rief sie, »ich steige hinunter.«
    Sie streckte einen Fuß aus, zog ihn aber wieder zurück. Nein, der Boden begann sich zu schnell zu drehen. Das Tempo steigerte sich. »Halt, halt!« schrie sie.
    Die Orgel dröhnte und übertönte ihre Proteste. Miss Seeton fing an zu laufen. Gesichter, lachende Münder und winkende Arme jagten vorüber. Um nicht in den Raum gewirbelt zu werden, klammerte sie sich an den Hals eines Holzpferdes. Irgendeine Teufelei bewog das Pferd, sich in die Luft zu erheben. Miss Seeton stand auf den Zehen. Enttäuscht senkte sich das Pferd. Miss Seeton beugte ihre Knie. Mit einer Hand ergriff sie die Zügel. Dann gelang es ihr, mit der Schirmkrücke das Messingrohr zu packen, an dem das Biest befestigt war. Jetzt war ihre Gelegenheit – jetzt, schnell! Sie sprang. Unter Beifallsgeschrei, das fast die laute Musik übertönte, etwas aufgeregt, aber sicher, saß Miss Seeton im Sattel von Wirbelwind.
    »Wirklich schrecklich, wie sich diese Frau benimmt«, meinte Mrs. Blaine. »Noch dazu in ihrem Alter! Es ist zu, zu – «
    »Ordinär«, ergänzte Miss Nuttel.
    Die Damen rümpften die Nase. Sie waren sich einig in ihrer Selbstgerechtigkeit und machten sich nun auf den Weg zum Zelt, das für Tee und Klatsch bereitstand.
    »Sie beobachten diese Seite, ich die andere.« Bob Ranger lief zur Dampfpfeifenorgel.
    Deirdre, die sich vor Lachen geschüttelt hatte, entging die Gruppe finsterer Jugendlicher, die sich in ihrer Nähe sammelte. Die Musik klang aus, das Karussell hielt, und Miss Seeton stieg Deirdre fast gegenüber ab. Sie wurden jedoch von Eltern und Kindern, die abstiegen oder aufsaßen, bis zum Schießstand abgedrängt, wo sie ein paar junge Männer umringten. Ein grauhaariger Herr wurde gerade für seine Treffsicherheit mit einer blonden Puppe belohnt, die »Mama« sagte, wenn man sie wiegte. Ein Knall, es machte klick und Derrick Kenharding lud nach. Er drehte sich um und zielte mit seiner Schrotflinte genau auf Miss Seetons Kopf.
    Tom Haley, den eine Ahnung und seine Erfahrung an den gefährlichen Ort getrieben hatten, blieb nur wenig Zeit. Deirdre lief direkt in die Schußlinie hinein, während sich Derricks Finger über dem Abzug krümmten. Tom riß die Pistole aus dem Halfter und zielte auf Derricks Hand. Die Kugel streifte seine Finger und durchschlug ihm den Kiefer. Die Schrotflinte klirrte zu Boden, und der Junge stürzte. Die ihn umstehenden Jugendlichen zerstreuten sich schnell. Tom war entsetzt und fassungslos.
    Deirdre kniete sich, wie vom Blitz getroffen, hin und nahm den Kopf ihres Bruders in ihre Hände. Ihre Stimme war heiser. »Sie hätten – Sie hätten nicht zu…«
    »Doch!« sagte Tom. »Es ging nicht anders. Sie und Miss S. waren beide ... Oh, zum Teufel – was hätte ich sonst tun sollen?«
    Miss Seeton versuchte zu vermitteln, aber das junge Paar befand sich in einer für sie nicht mehr zugänglichen Welt.
    Deirdre bettete ihren Bruder sanft auf den Boden und stand mit unbewegtem Gesicht auf. »Das ist das Ende!« Sie schluckte. »Zwischen uns ist alles aus.«
    Ihre Unvernunft machte Tom zornig. »Unsinn«, sagte er. »Ich muß jetzt hierbleiben, eine Ambulanz holen und alles erklären. Ich treffe Sie heute abend im 10/20. Dann können wir alles besprechen.« Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Nein! Das können wir nicht… « Sie zögerte; dann wurde sie hart. »Wir werden uns nie wieder sehen!«
    »Wir treffen uns im 10/20«, antwortete er bestimmt, steckte die Pistole ein und hielt ihr bittend die Hand entgegen. Sie ignorierte sie. Er ließ den Arm sinken und wandte sich ab. »Wenn nicht, dann macht es auch nichts.« Seine Stimme wurde hart. »Es war nie wichtig. Wir sind fertig.«
    Deirdre und Miss Seeton waren zu Miss Seetons Haus gegangen. Das Entfernen der Blutflecken von Deirdres Kleid hatte Miss Seeton keine Zeit gelassen, Hut und Mantel abzulegen.
    Ein uniformierter Polizist, den man vom Fest abgezogen hatte, stand am Tor Wache. Er sollte sie mehr vor Neugier als vor Gefahr schützen, denn die Geschichte war im Rundfunk gebracht worden. Ihre Würze erhielt sie durch die Fabeleien von Miss Nuttel und Mrs. Blaine, daß Miss Seeton mit Absicht einen jungen Mann erschossen habe und jetzt unter Hausarrest stehe. Foxon hatte um Erlaubnis gebeten, im Hause selbst Stellung beziehen zu dürfen. Sein Chef hatte dies jedoch abgelehnt, denn Delphick glaubte, im Augenblick bestehe keine

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