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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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war doch der Gipfel. Wie konnten sie nur so dumm sein? Und was den Vorschlag betraf, daß Arthur nach Iverhurst gehen – nachts – und eine  Teufelsaustreibung vornehmen solle … Das war wohl die dämlichste Idee, von der sie je gehört hatte. Und wenn tatsächlich Lichter in der Kirche von Iverhurst gesehen wurden, dann war das Sache der Polizei.
    »Sie verstehen nicht«, protestierte Norah Blaine. »Selbst wenn die Polizei das alles ernst nehmen würde – was sie natürlich nicht tut, weil dort nur Banausen beschäftigt sind  –, könnte sie nichts gegen die bösen Geister unternehmen.
    Es ist eindeutig die Pflicht der Kirche einzuschreiten; so steht es hier drin.« Sie holte das Buch aus der Bibliothek aus der Tasche. Da sie Miss Treeves Sympathien nur zu gut kannte, brachte sie die Sprache vorsichtshalber nicht auf Miss Seeton.
    Der Vikar hörte sich niedergeschlagen die aufgeregten Frauen an. Molly hatte natürlich recht. Wie immer. Das alles klang unglaublich und sehr weit hergeholt. Geister …  Um ehrlich zu sein, er wußte nicht das geringste über Geister. Und Exorzismus … Selbstverständlich hatte er schon davon gehört. Ja, ja, natürlich; er hatte Bücher darüber gelesen, und in der Bibel wurde  Teufelsaustreibung an vielen Stellen erwähnt. Aber soweit er sich erinnerte, war nirgendwo von dem Vorgang an sich die Rede. Es war anzunehmen, daß es da ein  vorgeschriebenes Zeremoniell gab. Doch er wußte wirklich nicht, wie … Aber andererseits standen hier hilfesuchende Schäfchen seiner Gemeinde vor ihm, und er war verantwortlich für ihr Wohlergehen und ihr  Seelenheil. Und die Kirche von Iverhurst gehörte, auch wenn er sie nie benutzte, zu seiner Gemeinde. Aber trotzdem, er sah nicht, wie … es war eine äußerst schwierige Situation.
    Mrs. Blaine spürte seine Schwäche und startete die nächste Attacke, um sein Gewissen wachzurütteln. »Es ist glasklar, daß es Ihre Pflicht ist, Vikar. Sie sind der einzige, der uns retten kann. In solchen Fällen muß die Kirche immer einschreiten – sie segnet ja auch Spukhäuser und dergleichen. Geister und Gespenster hören nicht auf normale Menschen, aber wenn die Kirche befiehlt, müssen sie gehorchen. Das steht alles hier drin.« Sie wedelte mit dem Buch durch die Luft. »Da heißt es: ›Böse Geister fliehen, wenn der Exorzist es ihnen befiehlt‹ – auf Seite vierundneunzig. Sie können die Dinge nicht einfach so lassen, wie sie sind, und tatenlos zusehen, wenn Fürchterliches geschieht.«
    »Nein, das geht auf gar keinen Fall«, bekräftigte Miss Nuttel.
    Arthur Treeves wirkte noch bedrückter. »Ich … äh«, stammelte er.
    »Arthur«, warnte seine Schwester.
    »Die Sache ist die – ich weiß nichts über solche Dinge«, gestand er. »Ich weiß nicht, wie ein Exorzismus abläuft.
    Ich … ich glaube, es gibt eine spezielle kirchliche Einrichtung, die sich mit solchen Vorkommnissen befaßt.
    Ich werde mich erkundigen müssen.«
    »Es ist wirklich nicht nötig, Außenstehende
    einzubeziehen«, fand Miss Nuttel. »Damit verschwenden wir nur wertvolle Zeit.«
    »Es steht alles haarklein hier drin.« Mrs. Blaine drückte ihm Geister und Grenzgänger in die Hand. »In Kapitel zwölf. Es ist ganz einfach. Sie halten eine Art Gottesdienst  und versprühen Weihwasser, um den Ort zu weihen, dann machen Sie ein Kreuzzeichen und solche Sachen eben.
    Zum Schluß befehlen Sie den Geistern zu verschwinden und sagen …«
    »Hebt euch hinweg. Hinweg von hier«, ergänzte Miss Nuttel hilfsbereit.
    Die Abordnung hatte gewonnen. Miss Treeves versuchte nachträglich, etwas Terrain zurückzugewinnen. Da sich Arthur schon zu diesem Unsinn bereit erklärt hatte, mußte sie wenigstens dafür sorgen, daß die Aktion bei Tage stattfand. Doch davon wollten die anderen nichts hören. In Geister und Grenzgänger stand ausdrücklich, daß der Exorzismus am wirksamsten war, wenn man ihn zu der Stunde abhielt, in der die Geister in Erscheinung traten.
    Vermutlich ging der Autor des Buches von der Annahme aus, daß die Geister die Botschaft nicht erhielten, wenn sie nicht anwesend waren.
    Nachdem alles abgesprochen und beschlossen war, trat die Abordnung den Rückzug an. Sobald sie auf dem Weg waren, schwand ihre Begeisterung. Der harte Kern des Grüppchens entschied, daß der unentschlossene Vikar dringend Unterstützung brauchte; sie würden ihn begleiten und überprüfen, ob er auch alles richtig machte. Die Idee schlug ein wie eine Bombe, und die Neuigkeit

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