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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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ein Scharren. Er seufzte vor Erleichterung. Ein Schaf – gestern hatte schon mal eins den Draht berührt. Wahrscheinlich war es auf eine schwache Stelle getreten, hatte die Steine ins Rutschen gebracht und war in das Loch gefallen. Sie mußten das alte Schaf da so schnell wie möglich rausholen. Wenn es vermißt wurde und sich der Farmer auf die Suche machte, könnte er den Tunnel entdecken, bevor sie den Zugang in Ordnung bringen konnten.
    Warum ließ man die blöden Viecher frei herumlaufen? Sie verursachten ständig Ärger. Vielleicht hatte es sich ein Bein gebrochen – es rührte sich nichts mehr da draußen.
    Er lauschte wieder auf ein Lebenszeichen. War es schlimm gestürzt und verendet? Wie zur Antwort scharrte wieder etwas, dann ertönte ein Poltern und ein lauter Plumps.
    »Verflixt«, sagte das alte Schaf auf der anderen Seite.
    Das war’s dann, dachte Miss Seeton. Sie mußte es doch durch den Gang versuchen. Während der zu Tode erschrockene Ted in die eine Richtung rannte, um die anderen zu warnen und sie zu Hilfe zu holen, schlug Miss Seeton die entgegengesetzte ein.
    Als sie sich von dem Loch entfernte, empfing sie Dunkelheit. Miss Seeton blieb stehen. Sie brauchte … Oh, wie vorteilhaft. Seit sie auf dem Land lebte, hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, wie alle anderen immer eine kleine Taschenlampe bei sich zu tragen. Sie fand sie und knipste sie an. Sie stand in einem schmalen, etwas abschüssigen Tunnel. Es kam ihr vor, als wäre er ein Teil einer Höhle, vielleicht mündete dieser Gang in einen anderen, und wenn sie Glück hatte, führte er hinunter zum Meer. Na ja, nicht buchstäblich zum Meer, sondern an den Strand. Die Küste in dieser Gegend war durchsetzt mit Höhlen und unterirdischen Gängen, soviel sie wußte. Von 124
    hier bis Dover fand man so was, und natürlich war Romney Marsh in alten Tagen berüchtigt gewesen wegen der vielen Schmuggler. Sie marschierte zuversichtlich drauflos. Nach einigen Metern spürte sie Sand unter den Füßen. Ihre Zuversicht war gerechtfertigt: Der Gang weitete sich zu einer kleinen Höhle mit einer Öffnung, durch die das Tageslicht hereindrang. Miss Seeton durchquerte die steinige Höhle, steckte die kleine Lampe in ihre Handtasche und zwängte sich an Felsbrocken und Gestrüpp vorbei. Dann stand sie unter freiem Himmel.
    Und jetzt? Sie mußte zu den Kindern zurück! Sie ging ein paar Schritte weiter und drehte sich zu den Dünen um. Der Weg dürfte nicht allzu schwer zu finden sein. Wenn sie da so gerade wie möglich hinaufkletterte, würde sie sicherlich in der Nähe der Kinder herauskommen. Sie warf noch einen Blick zurück, um sich die Stelle einzuprägen, wo sie die Höhle verlassen hatte. Dawar keine Höhle mehr zu sehen, nur Sand, Felsen, Gestrüpp und dürres Gras. Egal, das spielte jetzt keine Rolle mehr, sie hatte ohnehin nicht vor, noch einmal dorthin zurückzukehren. Miss Seeton machte sich daran, die Dünen zu bezwingen.
    »Bitte, Miss.« – »Können Sie mal schauen, Miss?« –
    »Miss, darf ich …« – » Miss …? «
    Die Kinder wurden unruhig. Alle waren einer Meinung –
    es war bestimmt nicht richtig, daß man sie hier ganz allein ließ, schließlich könnte ihnen etwas passieren. Die kleine Dichterin erinnerte sich, daß Miss Seeton in diese Richtung gegangen war. Alle legten ihre Stifte und Pinsel weg und machten sich auf die Suche nach ihrer Lehrerin.
    Sie kamen zu dem Hügel.
    »Paß auf, wohin du deine Füße setzt, Emmie, es ist gefährlich hier.«
    »Da ist was eingebrochen.«

    125
    »Seht mal, da ist ein großes Loch.«
    Sie standen in respektvollem Abstand vor der Grube.
    »Ist sie da unten?«
    »Sie muß wohl.«
    »Glaubt ihr, sie hat’s erwischt?«
    »Ich denk’ schon, sonst würde sie schreien.«
    Ein kleines Mädchen fing an zu weinen.
    »Hör auf zu heulen, Liz, wahrscheinlich ist sie nur bewußtlos.«
    Der Junge, der Buntpapier ausgeschnitten und aufgeklebt hatte, kroch auf allen Vieren bis zum Rand der Grube und spähte in die Tiefe. Seine Freunde hielten seine Beine fest.
    »Sie ist nicht da«, berichtete er, »aber vielleicht liegt sie unter den vielen Steinen.«
    Liz heulte wieder los.
    »Besser, wir holen den Busfahrer«, schlug eins der Kinder vor.
    »Kinder, der Bus ist da.«
    Sie drehten sich verblüfft um. Miss Seeton stand direkt hinter ihnen, mit ihrer Handtasche am Arm und dem Regenschirm in der Hand. Ihr Hut war ramponiert, ihr Kleid hatte einen Riß, Sand quoll aus ihren Schuhen – sie war

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