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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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übersät mit unterirdischen Gängen und Höhlen, das war bekannt, aber es gab weder Pläne noch Hinweise auf die verschiedenen Schlupfwinkel. Sie hatten den Strand nach der  Einsturzstelle, die Miss Seeton beschrieben hatte, abgesucht – ohne Erfolg. Sie hatte sie sogar zu der bewußten Stelle geführt, aber dort befand sich keine Grube mit Geröll … oder jemand hatte den Schaden mit großem Geschick behoben und alles so hergerichtet, als wäre nichts passiert. Sie hatten sogar die Kirche nach Zugängen zu unterirdischen Fluchtwegen untersucht –  auch wenn die Entfernung zum Meer ziemlich groß war –, aber nichts war ihnen aufgefallen. Falls Nuscience tatsächlich einen Treffpunkt für die Mitglieder der Organisation in dieser Gegend eingerichtet hatte, dann war der Standort ein gut gehütetes Geheimnis geblieben.
    Nach dem Dinner bestand Sir George darauf, Miss Seeton persönlich nach Hause zu bringen. Er registrierte mit Belustigung, daß sie im Besitz eines neuen  Regenschirms war, verlor aber kein Wort darüber. Der Schirm machte einen stabilen Eindruck – mit Nylonstoff und einem kräftigen Stahlschaft. Dieser Schirm war zusammen mit einem Schreiben von Chief Inspector Brinton, in dem er sich für das Fiasko in der Kirche entschuldigte, in Sweetbriars abgeliefert worden. Ob sie wohl, so hatte der Chief Inspector angefragt, beiliegendes Objekt als Ersatz für den Verlust akzeptieren könne?
    Gleichzeitig hatte er den seidenen Schirm mit dem goldenen Griff, dessen Überreste man im Glockenturm gefunden und den Delphick ihr bei einem früheren Besuch übergeben hatte, abholen lassen, um ihn zur Reparatur zu bringen. Wenn er wieder in Ordnung war, würde sie ihn  zurückerhalten. Der Chief Inspector schlug ihr vor, den Schirm nur noch bei relativ harmlosen Gelegenheiten mit sich zu führen, zum Beispiel wenn sie zum Tee zu Freunden ging. Insgeheim hegte er allerdings den Verdacht, daß harmlose Gelegenheiten und Miss Seeton wie Feuer und Wasser waren. Selbst eine Einladung zum Tee im Pfarrhaus würde sich zweifelsohne zu einem heillosen Chaos auswachsen, wie alles, bei dem Miss Seeton ihre Finger im Spiel hatte. Ein Zusatz in dem Begleitschreiben hatte Miss Seeton allerdings sehr überrascht, aber selbstverständlich, würde sie dieses großzügige Angebot niemals in Anspruch nehmen.
    Mr. Brinton hatte sie gebeten, auf Kosten der Polizei die Hüte zu ersetzen, die bei der Erfüllung ihrer Pflichten in Mitleidenschaft gezogen wurden; ebenso würde die Reinigung oder ein Neukauf von Kleidern, die Schaden genommen hatten, von der Polizei übernommen.
    Vermutlich, so dachte Miss Seeton, trieb Mr. Brinton nur einen seiner Scherze mit ihr und bewies einmal mehr seinen trockenen Humor.
    Sir George wünschte Miss Seeton eine gute Nacht und wartete vor ihrem Cottage, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er hörte nicht, daß sie einen Riegel vorschob oder den Schlüssel im Schloß umdrehte.
    Dennoch schritt er nicht ein. Seine Devise war: Niemals den Befehl in fremden Kasernen an sich reißen. Er warf einen prüfenden Blick auf die Straße. Alles schien ruhig zu sein. Wird schon nichts passieren, dachte er. Er machte sich auf den Heimweg. Reizendes Mädchen, diese
    Mrs. Paynel. Aber vielleicht doch ein bißchen alt für Nigel  – Meg hatte recht. Trotzdem – man sollte sich da nicht einmischen. Nie einen Mann bei einer Parade  herunterputzen! Er spazierte gemächlich zurück nach Rytham Hall. Wird schon nichts passieren, dachte er.

Kapitel 14
    Miss Seeton lief unverzüglich zu ihrem Schreibtisch, legte Stifte, Pinsel und Wasserfarben zurecht und setzte sich, um die vor Temperament sprühende Mrs. Paynel, wie sie sie vorhin gesehen hatte, zu malen. Die fließenden Linien, die geschmeidigen Bewegungen, das fröhliche Lächeln, die überschäumende Laune. Sie arbeitete voller  Enthusiasmus – zügig und unbekümmert. Sie kannte das Hochgefühl eines Künstlers, der erleben durfte, daß Absicht und Ausführung im Einklang waren.
    Miss Seeton betrachtete entzückt das Bild, das sie gemalt hatte. Ausnahmsweise, dieses eine Mal nur, hatte sie ihr Ziel erreicht. Merilee Paynel glitt förmlich über das Papier, mit ausgebreiteten Armen, und lachte in einer Wolke von Chiffon. Fast erahnte man ihre nächste Bewegung, den tiefen Knicks. Das Gemälde weckte alte Ambitionen, die lange in Miss Seeton geschlummert hatten. Könnte es sein, fragte sie sich, daß sie ihre Fertigkeiten endlich verbesserte? Daß

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