Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
diesem Raum scheuchen musste. Und die Ausdrucksweise, deren ich mich damals befleißigte, war nicht gerade … sehr höflich.”
Penelope brach in Lachen aus. “Das kann ich mir vorstellen. Die kleinen Biester rennen so schnell und sind so glatt. Man kann sie nirgendwo festhalten. Und eine … unkonventionelle Ausdrucksweise stört Lady Maria nicht. Sie kann Leute nicht ausstehen, die ihrer Meinung nach unaufrichtig sind.”
“Das war ich ganz bestimmt nicht”, erwiderte Sophie grinsend. “Ganz im Gegenteil!”
“Gut für Sie. Kennen Sie Lord Helford gut?” Prüfend schaute Penelope Miss Marsden an und bemerkte, dass deren ausdrucksvolles Gesicht jäh ernst wurde.
“Nein, nicht sehr gut”, antwortete Sophie leichthin und erzählte von dem Arrangement, das sie mit ihm der Kinder wegen getroffen hatte.
“Ich verstehe”, äußerte Penelope nachdenklich und überlegte, warum in aller Welt David das tat, wenn er nicht an Miss Marsden interessiert war. Aber wenn er an ihr interessiert war, warum machte er dann Lady Lucinda Anstey den Hof?
Penelope plauderte weiter über ihn und gelangte zu der Schlussfolgerung, dass Miss Marsden sich sehr unbehaglich fühlte. Taktvoll wechselte sie das Thema und redete mit ihr über Fanny, Kit und ihre eigenen Zwillinge.
Als sie sich verabschiedete, war sie überzeugt, dass Miss Marsden David nicht gleichgültig gegenüberstand. Sie hatte keine Ahnung, ob die junge Frau ihn liebte, war sich jedoch eines Punktes ganz sicher. Miss Marsden würde bei Davids Freunden und seiner Großtante viel beliebter sein als Lady Lucinda Anstey.
8. KAPITEL
Eine Woche lang hatte es furchtbar geregnet. Einen Tag vor dem nächsten Ausritt mit Miss Fanny und Jasper Meredith hörte der Regen endlich auf. Unvermittelt schlug Kit der Tante vor, sich am Nachmittag der kleinen Gruppe anzuschließen. Sie solle Megs reiten, weil die Stute, wie Mr Meredith geäußert hatte, fett wie Butter sei und Bewegung brauche.
“Ich soll Megs reiten?” Sophie lachte. “Sie ist seit einer Ewigkeit nicht mehr geritten worden. Sie würde mich im Nu abwerfen.” Megs war berüchtigt dafür, dass es ihr nicht passte, geritten zu werden.
“Oh, komm doch mit!” drängte Kit die Tante. “Wenn Megs sich zu schrecklich benimmt, könntest du mit Mr Meredith das Pferd tauschen. Das würde ihn nicht stören. Letzte Woche hat er gesagt, er verstehe nicht, warum du nicht mitkommst.”
Sophie fühlte sich sehr in Versuchung geführt. An sich gab es keinen Grund, sich nicht Mr Meredith und den Kindern anzuschließen. Lord Helford würde nicht dabei sein. Sie konnte mit den Kindern ausreiten und sich amüsieren. Aber nicht auf Mr Merediths Pferd. Nichts würde sie dazu bringen, eins von Lord Helfords Pferden zu reiten. Falls Megs sie abwarf, hatte sie eben Pech.
“Also gut”, gab sie lächelnd nach.
“Hurra!” schrie Kit. “Ich werde Grigson bitten, Megs zu satteln.”
Er rannte aus dem Zimmer. Thea schaute Sophie an. “Findest du wirklich, dass du das tun solltest, meine Liebe? Ich meine, wenn Megs zu temperamentvoll für dich ist …”
“Ich zweifele nicht daran, dass ich in einem verschmutzten Reitkleid zurückkommen werde. Nach all dem Regen ist der Untergrund jedoch so aufgeweicht, dass ich wohl eher ertrinken als mir etwas brechen werde.”
So sicher war sie sich dessen nicht mehr, als Mr Meredith und Miss Fanny eintrafen und das Kutschpferd aus dem Stall gebracht wurde. Megs war seit mehreren Tagen nicht mehr bewegt und seit Monaten nicht geritten worden. Der ungewohnte Sattel störte sie offensichtlich, und sie war, gelinde ausgedrückt, sehr nervös.
Mr Meredith war sichtlich erfreut, dass Miss Marsden sich ihm und den Kindern anschließen wollte. Nach einem misstrauischen Blick auf den unruhigen Apfelschimmel brach man auf. Jasper musste jedoch zugeben, dass Miss Marsden gut im Sattel saß und die Stute unter Kontrolle hatte. Er hätte erleben wollen, dass Lady Lucinda Anstey dieses Pferd ebenso gut beherrschte.
Man ritt über die Wiesen zum Fluss, und der Ausritt war wundervoll. Megs war offensichtlich sehr froh, aus dem Stall gekommen zu sein, dass sie den beschämenden Umstand übersah, eine Reiterin auf sich sitzen zu haben. Sie benahm sich so manierlich, dass Sophie sich schließlich zu der Bemerkung bemüßigt fühlte, Megs müsse alt werden, da sie sie inzwischen noch nicht in den Morast befördert hatte.
“Sie verstehen es gut, Miss Marsden, sie zu bändigen”, erwiderte Jasper
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