Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
gönnerhaften Weise behandelt, die Lady Maria gehörig auf die Nerven ging. Verdammt! Schließlich war es hier zu Haus. Es gab keinen Zweifel daran, dass Lady Lucinda das Kind schneller, als man mit der Wimper zucken konnte, in ein Mädchenpensionat geben würde. Aber wenn sie, Maria, etwas dazu zu sagen hatte, würde das nicht geschehen.
Als sie vernahm, dass Lady Lucinda David versicherte, sie würde entzückt sein, das Haus am nächsten Tag kennenzulernen und Ratschläge zu erteilen, wie der Westflügel neu eingerichtet werden könne, hatte sie genug gehört. David wollte Lady Lucinda Anstey heiraten? Nur über ihre, Marias, Leiche!
Mit diesem Gedanken verließ sie am nächsten Tag ihr Schlafzimmer früher als üblich, weil sie den Neffen noch abpassen wollte, ehe er zum Rundritt über den Besitz und dem Besuch in Darleston Court aufbrach. Kurz vor dem Frühstück traf sie in der Bibliothek ein und sagte, ihr sei der Einfall gekommen, David möge Lady Darleston doch vorschlagen, Miss Marsden zu besuchen. Beide würden sich gewiss sehr gut verstehen, weil eine wie die andere nie ein Blatt vor den Mund nahm.
“Also gut, Tante Maria. Ich werde Penelope vorschlagen, Miss So… Miss Marsden einen Besuch zu machen. Großer Gott! Wie spät ist es? Ich muss zum Frühstück.”
Lady Maria ließ sich von David aus der Bibliothek geleiten und gab nicht einmal mit einem leichten Lächeln zu erkennen, dass der verräterische Versprecher ihr nicht entgangen war. Miss Sophie, wirklich! Lady Maria war sicher, sich darauf verlassen zu können, dass die unverschämte Lady Lucinda Anstey, sobald sie davon Wind bekam, etwas dagegen unternehmen werde, ohne dass sie selbst auch nur eine Andeutung machen musste.
Der Rundgang durch das Haus war ein gemischter Erfolg. David hatte Mrs Asterfield, mit deren Mann er befreundet war, gebeten, sie zu begleiten, um gegen Klatsch abgesichert zu sein. Die beiden Damen hatten sich – jede auf ihre Art und Weise – gut amüsiert. Mrs Asterfield lag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Im Gegenteil, sie zog es vor, sich im Hintergrund zu halten und zu beobachten, wie andere Leute sich zum Narren machten. Es befriedigte sie sehr zu hören, wie Lady Lucinda Seiner Lordschaft ankündigte, sie würde etliche offensichtlich wertvolle Erbstücke auf den Dachboden verbannen. Er war die Höflichkeit in Person und äußerte lediglich ruhig, er schätze diese Dinge und sähe es lieber, wenn sie blieben, wo sie waren.
Lucinda war sich glücklicherweise nicht bewusst, dass sie sich nicht zum Vorteil präsentierte, und ließ daher ihren Ideen freien Lauf. Sie war sicher, dass Lord Helford sehr von ihrem Kunstverstand und Geschmack beeindruckt war. Den Rat der Mutter beherzigend, erkundigte sie sich kühn, wann die “liebe kleine Miss Fanny”, wie sie sich ausdrückte, ins Internat kommen würde.
Der Viscount entgegnete, er dächte nicht daran, sich von Fanny zu trennen. Im Übrigen leiste ihre Gouvernante gute Arbeit. Als Lady Lucinda Einwände erhob und meinte, die “liebe kleine Fanny” brauche gleichaltrige Gesellschaft, erwiderte er, einmal in der Woche habe seine Nichte den Neffen einer Freundin seiner Tante zum Spielgefährten. Außerdem würde er mit Master Kit und Fanny ebenfalls einmal in der Woche ausreiten.
Überrascht stellte er fest, dass er sich, nachdem er Miss Marsden erwähnt hatte, nach ihr sehnte. Plötzlich fragte er sich, wie Lady Lucinda mit Fanny umgehen würde. Er hatte seine Nichte zunehmend gern und empfand Unbehagen bei dem Gedanken, seine zukünftige Gattin möge nicht den Wunsch haben, sie bei sich zu behalten.
“Außerdem wird Lord Helford eines Tages eine Familie gründen und zweifellos dafür sorgen, dass seine Nichte viele Spielgefährten hat”, sagte Mrs Asterfield. Sie warf einen Blick auf ein großes Gemälde, das eine von ihren Kindern umgebene Mutter darstellte. Darauf zeigend, fuhr sie fort: “Ich bin sicher, noch ein Bild dieser Art würde das Herz Seiner Lordschaft erfreuen.”
“Ganz recht, Mrs Asterfield”, stimmte er trocken zu und dachte dabei an Miss Marsden, die von Kindern umringt war. David überlegte, ob Ned, wenn er seine Gattin stranguliert vorfand, die Behauptung akzeptieren würde, sie habe seinen Freund aufs Höchste gereizt.
In Anbetracht der äußerst ungehörigen Konversation setzte Lady Lucinda ein höchst schockiertes Gesicht auf. Unwillkürlich dachte Lord Helford daran, dass Miss Marsden sich aller Wahrscheinlichkeit nach vor
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