Miss Winbolt ist schockiert
ein paar Schritte. „Du hast eine sehr überzeugende Art“, antwortete sie lächelnd. „Aber es ist nicht der richtige Augenblick. Ich möchte nach wie vor abwarten, bis ich die Kinder kennengelernt habe. Ich will sowohl für sie als auch für mich die richtige Entscheidung treffen.“
Einen Moment lang sah er sie an, als wollte er protestieren, doch dann erwiderte er: „Du bist eine willensstarke Frau, Emily Winbolt. Das war mir von Beginn an klar. Ich werde warten. Aber unterdessen …“ Bevor sie ihm erneut ausweichen konnte, hatte er sie wieder in die Arme genommen und küsste sie stürmisch und alles andere als behutsam. Dann ging er und ließ Emily verwirrt zurück, die darüber nachsann, ob sie einen Fehler gemacht hatte.
Während der folgenden Tage wusste Emily nicht ein noch aus. In den vergangenen Wochen hatte sie ganz vergessen, wie sich Einsamkeit anfühlte. Jetzt irrte sie wie eine verlorene Seele durch das Haus und den Garten. So sehr sie sich auch für ihr Verhalten tadelte, sie vermochte sich auf keine Beschäftigung zu konzentrieren. Sie versuchte, weiter an den Plänen für Charlwoods Gärten zu arbeiten, aber da William nicht da war, um ihre Ideen zu begutachten, um sie aufzuziehen und sie zum Lachen zu bringen, legte sie die Zeichnungen wieder beiseite.
Zu Beginn der zweiten Woche beschloss sie, nach Charlwood zu reiten, in der Hoffnung dort etwas zu finden, das sie eine Weile von Williams Abwesenheit ablenkte. Sie stieg am Witwenhaus vom Pferd und wechselte ein paar Worte mit Mrs. Lilley. Dann ritt sie die Auffahrt hoch, ließ das Pferd in der Obhut ihres Reitknechts zurück und betrat das Haus. Die Arbeiter waren in den oberen Räumen beschäftigt. Sie hörte ihre Stimmen. Die Eingangshalle war von Bauschutt befreit, sodass sie problemlos in den hinteren Salon gelangte. Auch dort hatten Aufräumarbeiten stattgefunden. Sie ging bis zu den Fenstern und schaute über den Garten in die weite Landschaft. Auf den Hügeln erstrahlten die Bäume noch immer im satten Grün des Hochsommers. In ein oder zwei Monaten würden sie ihr goldenes Herbstgewand anlegen. Das Silbergrau der Klematisblätter überzog die Statue, und die Rosen im Bereich der heruntergekommenen Springbrunnenanlage standen in voller Blüte oder waren kurz vor dem Verblühen. Während sie hinsah, fiel ein Schauer an Blütenblättern zu Boden.
Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung in der Nähe des Brunnens und entdeckte einen Mann … Doch die tief stehende Nachmittagssonne, die direkt in den Raum schien, blendete sie. Als sie wieder eine klare Sicht hatte, konnte sie im Garten nichts Auffälliges mehr erkennen. Erst hatte sie gedacht, es wäre Sam Lilley gewesen. Aber Sam war klein und untersetzt, und die Gestalt war groß gewesen. Erneut hielt sie Ausschau, erblickte jedoch niemanden. Wer auch immer es gewesen war, er war verschwunden. Ihre Neugier wuchs, und sie verließ den Salon, um sich in den Garten zu begeben.
Dort angekommen, hielt sie inne und schaute sich horchend um. Das gleißende Sonnenlicht verursachte ein kontrastreiches Wechselspiel von Licht und Schatten. Einige Ecken des Gartens waren beinahe in Dunkelheit getaucht. Vom Inneren des Hauses her vernahm sie Stimmen, ein paar Stare schnatterten in den Bäumen, doch der Garten schien verlassen. Nirgendwo war Sam Lilley zu sehen. Als sie den Brunnen erreichte, fiel ihr auf, dass auf der Rückseite der Statue das Laub weggerissen worden war. Die Steine in der Nähe lagen verstreut da, und der Boden war aufgewühlt worden. Sie überlegte, ob William seine Männer angewiesen hatte, hier zu arbeiten. Es war unwahrscheinlich, weil er ihr nichts davon erzählt hatte. Sie kniete nieder, um genauer hinzusehen … und sprang auf, als sie einen Schatten erblickte, der über die Steine fiel.
„Guten Tag.“
Emilys Herz schlug wie wild. Die Sonne blendete sie, sodass sie von dem Mann, der wenige Meter entfernt stand, nur dunkle Umrisse erkennen konnte. Sie trat ein paar Schritte in den Schatten zurück, um ihn besser sehen zu können. Es handelte sich um einen modisch gekleideten Fremden Ende dreißig oder Anfang vierzig.
Sie atmete durch und sagte kühl: „Sir?“
„Habe ich Sie erschreckt? Das wollte ich nicht.“ Er sprach wie ein Gentleman, doch seine Stimme hatte etwas Abstoßendes.
„Darf ich Sie fragen, was Sie hier tun?“
„Ich erfreue mich an diesem Garten.“
„Auf wessen Einladung hin?“, hakte sie forsch nach.
Der Fremde schenkte ihr ein charmantes
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