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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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eine schüchterne alte Jungfer handeln würde, die von Ihnen abhängig ist und nicht wagt, ihre eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen? Sie sind zu intelligent, um sich in solcher Gesellschaft wohlzufühlen. Glauben Sie mir, Sie würden sich schnell einsamer fühlen als zuvor.“ Verstohlen sah er sie an. Sie wirkte nachdenklich. Er fuhr fort: „Ich denke, ich habe eine bessere Lösung für Sie.“
    „Und die wäre?“
    „Sie könnten mir aus meiner Zwangslage helfen. Die Kinder meines Bruders kommen bald in England an. Bis Ende Oktober können sie bei Lady Deardon bleiben. Doch dann werden die Deardons ihre Tochter im Norden besuchen, und Thirle wird monatelang geschlossen. Das wäre nicht das Problem, denn ich möchte ohnehin, dass die Kinder so schnell wie möglich nach Charlwood ziehen, und das Witwenhaus wird bis dahin für uns alle fertig sein. Allerdings habe ich bislang noch niemanden gefunden, der mir hilft, für sie zu sorgen.“
    „Und Sie wollen, dass ich Ihnen bei der Suche helfe?“, fragte sie verwundert.
    „Ich meinte, dass ich eine Frau brauche, Emily.“
    Einen Augenblick blickte sie ihn ausdruckslos an, bis sie verstand, was er meinte. „Sie denken, dass ich … Oh, nein! Das kommt überhaupt nicht infrage!“
    „Warum denn nicht?“
    „Warum? Weil wir einander nicht lieben.“
    Er schaute sie belustigt an. „Ich habe Sie nicht aufgefordert, mich zu lieben. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht an Liebesheiraten. Ich habe zu viele Ehen erlebt, die mit Rosen und Romantik begannen und in gegenseitigen Schuldzuweisungen endeten. Deshalb habe ich vermutlich auch nie die leiseste Versuchung verspürt, mich zu verlieben.“
    „Aber das ist der einzige Grund für eine Frau zu heiraten! Philip und Rosa …“
    „Unsinn! Also wirklich, Miss Winbolt, zu behaupten, eine Frau müsse sich vor der Hochzeit verlieben, widerspricht der Realität. Ihr Bruder und seine Frau sind seltene Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Frauen heiraten aus zahlreichen Gründen – um eine gesellschaftliche Verbindung zu festigen, um reich zu sein, abgesichert zu sein, um eine Position im Leben zu haben, um einem Kind einen Vater zu geben … Soll ich fortfahren?“
    „Nein, ich habe schon verstanden. Doch solche Überlegungen spielen bei mir keine Rolle. Ich würde nur einen Mann heiraten, den ich liebe und respektiere.“
    „Ich stimme Ihnen zu, dass sowohl gegenseitiger Respekt als auch Sympathie notwendige Voraussetzungen sind, aber nicht Liebe. Mögen Sie mich denn nicht?“
    Emily stutzte und sagte dann: „Ich … doch, durchaus.“
    „Dann respektieren Sie mich also nicht?“
    „Natürlich tue ich das, trotzdem kann ich Sie nicht heiraten. Nicht, wenn der Antrag so kalt wie ein Vertragsabschluss klingt. Sie müssen sich jemand anderen suchen, der nach Ihren Kindern schaut. Zum Beispiel Mrs. Fenton.“
    „Das ist unmöglich.“ Er ergriff ihre Hände. „Emily, wollen Sie nicht wenigstens darüber nachdenken?“
    „Nein.“
    „Warum denn nicht? Ich biete Ihnen alles, was Sie wollen. Sie sagten, Sie wollten einen eigenen Haushalt. Ich biete Ihnen einen. Sie fanden, dass Charlwood restauriert werden sollte. Ich biete Ihnen an, alles mit mir zu gestalten.“ Er hielt ihre Hände fester. „Sie erzählten mir von Ihrer Einsamkeit. Ich biete Ihnen Gesellschaft und eine echte Ehe, nicht irgendeine leere Geschäftsvereinbarung. Es gäbe Wärme und Leidenschaft. Ich garantiere Ihnen, dass wir sowohl Liebende als auch Freunde wären. Und stellen Sie sich die wundervolle Zeit vor, die wir haben würden, während wir Charlwood in ein Zuhause für uns alle verwandeln. Denken Sie an die Schönheit, die Sie dem Garten verleihen könnten.“
    Ihr Herz pochte wie wild. „Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Das ist immerhin schon mal ein Anfang. Wie wäre es denn, wenn Sie Ja sagten?“
    „Und die Kinder? Ich habe im Umgang mit jungen Menschen keine Erfahrung.“
    Er lächelte sie freundlich an. „Ich auch nicht! Wir müssten es eben gemeinsam lernen.“
    Sie schaute ihn unsicher an. „Rosa und Philip wären darüber glücklich. Sie mögen Sie. Aber …“
    „Emily, hören Sie auf, sich Sorgen zu machen.“ Sanft hob er ihr Kinn und küsste sie. Der Kuss war zärtlich und beruhigend. Sie schloss die Augen und gab sich der Vorstellung eines gemeinsamen Lebens voll Freundschaft und Fröhlichkeit hin. Der Gedanken an die Gestaltung von Charlwood und die Herausforderung, für zwei Waisenkinder zu sorgen,

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