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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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goldenen Nautilus-Ohrring geschmücktes Ohr flüsterte: »Weißt du was, Mom? Du musst wirklich jeden einzelnen Penny zurückgeben, den du von der Fluggesellschaft bekommen hast. Damit sind wir quitt, okay?« 
    »Susan!«
    Don kam aus der Tür, ging auf Susan zu und umarmte sie, so dass Marilyn zwischen ihnen eingeklemmt wurde. »Schön, dich zu sehen, Sue. Wir haben keine ruhige Minute mehr gehabt, seit man uns gestern benachrichtigt hat.« Susan lachte, als sie das hörte, dann lächelte sie Marilyn an, die, wie Susan überzeugt war, nun aus echtem Schmerz weinte. Die Objektive der Pressekameras surrten und zoomten, und die Verschlüsse klickten und plapperten vor sich hin. Susan,
    Don und die verheulte Marilyn standen auf der Eingangstreppe zu Marilyns Haus. Susan sagte in die Kameras: »Tut mir Leid, Jungs. Wir müssen uns jetzt ein bisschen zurückziehen. Bis bald.«
    Gute alte Sue! Immer nett zur Presse.
    Marilyn, Susan und Don traten ins Haus, und sogleich eilte Don zum Schrank über dem Telefon und holte eine Magnum-Flasche mit melassefarbenem Navy-Rum heraus. »Zeit für einen Drink«, sagte er und goß vier Finger breit Alkohol in ein Highball-Glas und darauf Schokoladenmilch aus einem Tetrapak. »Ich habe ihn Scheißwunder genannt, im Andenken an den Klumpen Kacke, der uns nach Wyoming gebracht hat. Ich ernähre mich praktisch von nichts anderem. Möchtest du auch einen, Sue?« 
    »Nein danke, Don.«
    »Bist du sicher? Ach, komm schon. Wir müssen doch feiern.« 
    »Nein. Das ist mir zu früh«, sagte Susan. »Wie du willst«, sagte Don mit einem gehässigen Unterton, den sie an ihm nicht kannte. Er stürzte einen beträchtlichen Teil seines Drinks herunter.
    Marilyn sagte kein Wort. Sie stand am Küchentisch, die Arme vor der Brust verschränkt. Susan schaute sich in der Küche um, hell, sauber und voll gestopft mit Haushaltsgeräten, und neben dem Telefon sah sie einen Haufen von Umschlägen und Briefen mit den Logos von CBS, CNN, KTLA und diversen Kabel- und Lokalsendern. »Hier ist dieses Jahr viel los gewesen, wie ich sehe«, sagte Susan.
    Marilyn öffnete den Mund, wollte etwas sagen und tat es dann doch nicht. Die drei standen so weit voneinander entfernt, wie es in der Küche möglich war.
    »Du willst wissen, wo ich gewesen bin«, sagte Susan, »nicht wahr?«
    »Das ist eine berechtigte Frage.«
    Susan nahm einen Brief mit dem Fox-TV-Logo in die Hand, auf dem stand:
    Liebe Mrs. Colgate Marilyn,
    hiermit übersenden wir Ihnen einen Scheck über $5000,00. Wir möchten Ihnen noch einmal dafür danken, dass Sie unseren Zuschauern einen weiteren fesselnden und inspirierenden Beitrag beschert haben.
    Mit freundlichem Gruß, Don Feschuk Stellvertretender Leiter Projektentwicklung.
     
    »Vielleicht solltest du lieber mit Don Feschuk sprechen als mit mir, Mom.«
    »Sei nicht so gemein. Das steht dir nicht.« 
    »Das freudige Ereignis, das wir heute feiern, muss ein Wettbieten ausgelöst haben. Wer hat gewonnen, Mom?« »CBS«, sagte Don.
    »Lasst mich raten«, sagte Susan, ohne ihren Blick von Marilyns Gesicht zu lösen. »Ein Exklusivinterview, und zwar schon bald, schätze ich, damit es heute Abend zur Hauptsendezeit an der Ostküste ausgestrahlt werden kann.« 
    »Ich wollte nicht, dass hier die Hölle losbricht«, sagte Marilyn. »Auf diese Weise ließen sich die Dinge vereinfachen.« 
    »Himmel, nein - das wäre wirklich schrecklich, wenn hier die Hölle losbräche, was, Mom?« »Hör auf, in diesem Ton Mom zu sagen.« Susan versuchte sich daran zu erinnern, wann sie Marilyn das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Es war im Büro des Steuerberaters Erik Osmond in Culver City gewesen. Marilyn hatte Susan als »kleine Schlampe« bezeichnet, und Susan hatte sie als Diebin beschimpft, und dann, als Susan den Raum verließ, hatte Marilyn einen Aschenbecher geworfen. Dieser war in tausend Stücke zersprungen, und Erik hatte gebrüllt: »Das war ein Geschenk von Gregory Peck!« Susan hatte die Tür hinter sich zugemacht, und das war's.
    Marilyn zündete sich eine Zigarette an. »Du hättest mal anrufen können.«
    »Bist du bescheuert, Mom? Ich wusste doch nicht mal, wo zum Teufel ich war.« 
    »Das glaube ich nicht.«
    »Dann lass es.« Susan entdeckte die Fendi-Brille. »Aber bist du hier nicht diejenige, die einem falsche Tatsachen vorspiegelt?«
    Marilyn kam herüber und riss Susan die Brille aus der Hand. »Jetzt nicht mehr, Tochter.«
    »Das ist die abscheulichste Heimkehr, die

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