Miss Wyoming
schon, Ryan«, sagte John. »Sing ... tanz ... führ einen kleinen Freudentanz auf oder so was. Gib mir das Gefühl, ein wohlwollender alter Sack zu sein.«
»Nein, John. Du verstehst nicht. Du hast gerade mein Leben verändert, als hättest du mir Flügel geschenkt oder mich blind gemacht. Mir ist schwindelig.«
»Glaub mir, gewöhnlich läuft das anders. Normalerweise würden Ivan und ich versuchen, dich nach Strich und Faden zu bescheißen. Aber ich fühle mich irgendwie als dein Mentor. Ich werde dir einen Anwalt besorgen. Unterschreib den Vertrag, und du bist ein gemachter Mann.«
Der Cocktail aus Geld, Vertraulichkeiten und ironisch gemeinten Getränken verlieh Ryan Mut. »John - was war das letztes Jahr? Ich weiß darüber nur so viel wie jeder andere, der die Klatschpresse liest. Was ist passiert? Was hattest du damals vor?«
John sah Ryan freundlich, aber fest an. »Nicht jetzt. Nicht heute Abend. Heute geht es nur um Erfolg.« Sie trennten sich bald darauf, aber ein paar Stunden später rief John, nachdem er sich durch Susans Filme gespult hatte, Ryan an, um ihn zu fragen, ob sein komisches Angebot noch gelte, sich bei ihm über seine Gefühle für Susan auszuquatschen. Es war nach ein Uhr morgens, Ryan war gerade dabei, »Tungaska« den letzten Schliff zu verpassen, und wollte dabei eigentlich nicht gestört werden, aber John ließ nicht locker. Und dann eröffnete ihm Ryan, er habe keine Zeit, denn er müsse noch etwas erledigen.
»Okay, Ryan, du kannst mir auch ins Gesicht sagen, dass du mir das nur aus Höflichkeit angeboten hast, wie man einen schlechten Schauspieler einlädt, er solle mal zum Squash-Spielen kommen, nur um ihn loszuwerden.«
»John, ich muss meiner Freundin helfen.«
»Freundin?«
»Was soll denn der komische Tonfall?«
»Meiner? Gar nicht. Ich hab nur ›Freundin? ‹ gesagt.«
»Du hältst mich für schwul.«
»Hab ich das gesagt?«
»Das hört man dir an.«
»Na ja, das bist du doch, oder?«
»Nein.«
»Das glaub ich dir nicht.«
»Mein Gott, lass mich mal eben telefonieren. Leg auf, iss was, und ich rufe dich in fünf Minuten zurück.« John legte auf. Drei Minuten später klingelte das Telefon. »Vanessa sagt, du kannst kommen und uns helfen.« »Wobei?«
»Das wirst du schon sehen.« Er gab John Vanessas Adresse in Santa Monica. Sie vereinbarten, sich in einer Stunde zu treffen, aber John war früher da.
Vanessa öffnete die Fliegentür. Mit ihrer Hornbrille und dem Woll-Twinset, das wie ein Import aus einer anderen Ecke des Jahrhunderts wirkte, machte sie einen ruhigen und belesenen Eindruck. John fand, dass sie aussah wie eine der ermordeten Clutter-Töchter aus Kansas. Sie bot ihm einen Stuhl an. »Möchtest du vielleicht etwas trinken?«
»Ah - eine Cola.«
»Gern.«
Sie ging in die Küche. John hörte das Öffnen und Schließen des Kühlschranks sowie andere anheimelnde Küchengeräusche. Vanessa sah auf eine Weise intelligent aus, gegen die sie, wie John wusste, einfach nichts ausrichten konnte. Sie besaß den Laserblick höchstbezahlter Chefsekretärinnen, die mühelos noch dem primitivsten Produzenten mieser Teenagerstreifen ein hippes und smartes Image verpassten, indem sie ihnen die kurzen Urbanen Ansprachen schrieben, die sie hielten, wenn sie Schecks über absurd hohe Summen an sorgfältig ausgewählte, zukunftsweisende Wohltätigkeitseinrichtungen übergaben. Vanessa war ganz offensichtlich eine Laune der Natur, die an den entlegensten Gestaden der IQ-Statistik gestrandet war. »Womit verdienst du dein Geld, Vanessa?«, fragte John und machte dabei einen langen Hals, als würde das helfen, seine Worte um eine Krümmung in der Wand zu befördern. »Ich arbeite bei der Rand Corporation.« Das überraschte John nicht. »Wirklich? Und was tust du da?«
»Was man eben in einem Thinktank tut.«
»Du lümmelst dich den ganzen Tag auf einem Sitzsack und denkst dir militärische Invasionsstrategien und Methoden aus, um die Entwicklung von Elektroautos zu unterbinden?« Sie tat so, als hätte sie das nicht gehört, kam herein und reichte ihm seine Cola. Er nahm einen Schluck und stutzte. »Mann, ist das lecker!« Der süße Geschmack war köstlich, und er stürzte gleich das halbe Glas herunter. »Wow. Ich hatte vergessen, wie gut eine simple Cola schmecken kann.«
»Das ist nicht die Cola, das war ich. Ich hab Zucker reingetan. Zwei Teelöffel.«
John hustete. »Du hast Zucker in eine Cola getan? Das ist ja widerwärtig.«
»Sei nicht
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