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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Meteorit.«
    Susan und Marilyn spähten zu dem blaubraunen Klumpen hinunter, der neben der Gefriertruhe mit Dons Wildbret vom vergangenen Herbst aus dem geborstenen Betonfußboden ragte. Don eilte die Treppe hinunter, musterte den Klumpen und schaute dann sprachlos nach oben. Die beiden Frauen stiegen ebenfalls in den Keller hinab.
    »Es ist ein Wunder«, sagte Marilyn. »Wir sind verschont geblieben. Das ist ein Zeichen vom Herrgott im Himmel, dass wir auf dem richtigen Weg sind, ein Omen, das uns Ehrfurcht einflößen soll.« Sie sank auf die Knie und betete wie damals, als sie ihre Verwandten in den Bergen besuchte. Susan sah sich den Klumpen etwas genauer an. »He - ich glaube, er schmilzt.«
    »Ach, du Scheiße«, sagte Don, »das ist Scheiße.« Es war ein gefrorener Scheißklumpen, versehentlich von einer Philippine-Airlines-Maschine auf dem Weg von Chicago nach Manila abgeworfen, der ihnen das Geld für das neue Haus in Cheyenne einbrachte. Don nannte es »das Scheißwunder«. Die Fluggesellschaft entschädigte sie ohne viel Aufhebens. Sechs Wochen später wohnten sie in Cheyenne.
     

Kapitel Neunzehn
     
     
    Die Polizisten schlössen ihre gründliche Untersuchung des Susan-Colgate-Schreins auf der Rückbank des Wagens ab und verließen das Anwesen wieder. John verbrachte den Rest des Tages damit, vor dem Schrein herumzuträumen und Susans Anrufbeantworter anzurufen, nur um jedes Mal beim Piepton wieder aufzulegen. Er versuchte zu schlafen, stattdessen gelangen ihm aber nur kurze Nickerchen, die ihm vorkamen wie zusammengestückelte Filmschnipsel vom Boden des Schneideraums, unterbrochen von häufigem Augenaufschlagen und angstvollen Stichen in der Magengegend. Am späten Nachmittag gab er auf, duschte, trank ein Algenshake, plauderte kurz mit Nylla, die gerade von ihrem Gymnastikkurs zurückkam, nahm dann den Wagen und fuhr hinunter zu West Side Video. Ryan bediente gerade einen Kunden. »Kennen Sie den Titel des Films?«, fragte er ihn. »Ach, Sie wissen schon - der Film. Ich glaube, die Hülle war blau.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer darin mitspielt?« 
    »Dieser Typ. Wissen Sie noch?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ist es eine Komödie oder ein Drama oder -?«
    »Es ist ein wirklich guter Film.«
    »Okay - irgendeinen Schimmer, wer Regie geführt hat?«
    »Dieser berühmte Regisseur.«
    »Aha.«
    John mischte sich ein. »Hey, Kumpel - geh und nimm eine Pille, und wenn dein Gehirn wieder funktioniert, lass es uns wissen.«
    Der Kunde war empört. »Entschuldigen Sie. Ich versuche mir hier einen Film auszusuchen, Mr. Wer-auch-immer-Sie-sind. Haben Sie damit ein Problem?«
    John fixierte ihn: »Es interessiert dich, was ich denke?« 
    »Also, ahm, nein.«
    »Warum fragst du dann? Hau ab. Die Leute hier, die wissen,
    was sie wollen, haben alle Hände voll zu tun.«
    Der Kunde trottete sichtlich betroffen von dannen.
    »Oh, danke, John«, sagte Ryan. »Du hast ja keine Ahnung,
    wie lange ich mir schon gewünscht habe, jemandem mal sowas an den Kopf zu werfen.«
    »Das traurige Resultat von allzu vielen Tagen, die ich auf Meetings mit berufsmäßigen Zeitverschwendern vergeudet habe.« 
    »Wenn du jemals beschließen würdest, einen Film mit dem Titel Na, der Film - Sie wissen schon zu machen, würde das der größte Videothekenknüller aller Zeiten.« John ließ seinen Blick suchend durch den Laden schweifen und sagte dann: »Ryan - mach Feierabend und komm mit. Wir haben was zu erledigen.«
    »Nicht jetzt - so kurz vorm Abendessen ist immer am meisten los, ich muss die überfälligen Videos melden, und heute abend gibt es das ›Frauen, die zu sehr lieben ‹ -Special.« 
    »Ivan und ich wollen dein Drehbuch kaufen.« Zehn Minuten später fuhren sie mit getrennten Wagen zur Bar des St. James Club. John war zuerst da und bestellte zwei Scotch. Dann tauchte Ryan auf, ganz außer Atem. »Bevor wir irgend etwas besprechen, John, muss ich dir sagen, dass die Bullen heute Nachmittag da waren und mir Löcher in den Bauch gefragt haben, weshalb ich (a) den Susan-Colgate-Schrein gebaut und ihn (b) dir geschenkt habe. Es war, als hätte man mich an einen Ameisenhaufen gefesselt und mit Marmelade eingeschmiert.«
    »Sie ist verschwunden. Sie wurde bei Dreharbeiten zu irgendeinem Film für den Showtime-Channel erwartet und ist nicht aufgetaucht. Mich hatten die Cops auch in der Mangel. Aber ich musste ihnen erklären, warum ich mitten in der Nacht eine Stunde lang mit einem Susan-Colgate-Schrein auf der Rückbank

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