Missbraucht
weit vor und sagte, sodass es jeder hören konnte: "Herr Mertes, Sie sollten etwas mehr auf Ihre Leute achten.Man hört einige wären überlastet und hätten ein massives Problem. Ein Alkoholproblem! Schönen Abend noch."
Koepp machte kehrt und verließ mit einem Kopfnicken samt den beiden Politikern und Frau Heuss das Büro.
Die letzte Bemerkung war ein Schlag in die Magengrube. Dieser Satz hatte Richard wehgetan, richtig wehgetan. Koepp hatte ihn vor den Anwesenden bloßgestellt. Richard schluckte und sagte leise wie zu sich selbst: "Nun denn!" Wieder herrschte eine peinlich, berührende Ruhe. Es war weniger die beleidigende und vor allen demütigende Art, die Richard wütend machte, es war vielmehr der Umstand, zu wissen, dass der Oberstaatsanwalt recht hatte. Dieser Gedanke nagte stark an ihm und ließ das Zittern im Körper nicht weniger werden. Jetzt einen Schnaps und ein Bier .
Den anderen war es peinlich.
"Okay Leute, es ist alles gesagt. Machen wir Schluss für heute. Äh ... Mees, bleiben Sie noch gerade einen Augenblick." Der Polizeidirektor beendete die Zusammenkunft und wartete darauf, dass die anderen sein Büro verließen. Sandra tippte Richard beim Hinausgehen kurz an und sagte: "Ich warte im Büro." Das tat dem Kommissar gut und er lächelte seine Lieblingskollegin dankbar an.
"Also Richard, da hast du ja mal wieder einen richtig großartigen Auftritt hingelegt. Junge, Junge! Das gibt Ärger, darauf würde ich wetten. Der Koepp frisst dem Jung doch aus der Hand. Wenn die die Wahl wieder gewinnen, geht der ins Ministerium, dann sind wir ihn zwar hier los, aber dieses Schauspiel heute vergisst der nicht. Verlieren die aber die Wahl, bleibt der Herr Oberstaatsanwalt uns erhalten und dann wird es nicht minder unangenehm für uns und für dich ganz besonders."
"Ich hätte so rein schlagen können. Hast du die Politfuzzis gesehen? Die Sache mit den Kindern ist diesen Arschlöchern ganz egal. Hauptsache bloß kein Imageschaden kurz vor der Wahl", Richard war merklich aufgewühlt.
"Ich weiß Richard. Die haben Angst. Wenn das publik wird, kann das der Abgesang für sie sein. Aber wir können nichts machen, wir haben zwar die Bilder gefunden, aber sonst haben wir nichts. Gar nichts, das ist zu wenig. Es ist nicht zu ändern, der Koepp sitzt am längeren Hebel, also machen wir unsere Arbeit und ansonsten verhalten wir uns so ruhig, wie es eben geht. Hast du verstanden?"
"Klar! Aber ich erwische ihn, verlass dich darauf", Richard zeigte sich kämpferisch.
"Du gibst jetzt Ruhe, machst den Bericht fertig und hältst dich ganz schön bedeckt. Ich muss morgen eine Pressemitteilung herausgeben. Wir können die Angelegenheit nicht mehr unter Verschluss halten, dafür stand Baumel zu sehr im Rampenlicht, da kann ich kein Theater gebrauchen."
"Wirst du denen etwas von den Bildern erzählen?", Richard wusste die Antwort, wollte es aber noch einmal hören.
"Nein", gab Polizeidirektor Mertes klein laut zu.
Der Kommissar schaute seinen Chef an, lächelte ihn fast mitleidig an und sagte: „Ich hab es mir gedacht." Dann ging er, ohne eine Reaktion seines Chefs abzuwarten.
Auf dem Weg ins Büro setzte Richard zwei, drei kurze Haken gegen die Wand, so fest, dass ihm eigentlich die Fäuste hätten wehtun müssen. Aber er spürte keinen Schmerz. Kommissar Mees war wütend.
Sandra Götze hielt ihm einen Pott Kaffee hin, als er sich hinter seinem Schreibtisch niederließ.
"Danke, aber ich bräuchte eigentlich ein Bier."
"Ja, das glaub ich dir, aber ich hab noch was für dich. Hier nimm", Sandra reichte ihrem Kollegen ein Blatt.
"Was ist das?"
"Sieh´s dir an!"
Richard überflog das Papier, schaute sie an und schickte ihr von seiner Handfläche einen Kuss zu.
Sandra hatte in der Zeit, während sie auf Richard wartete, einen Bericht über ihre gemeinsamen Ermittlungen im Fall Baumel geschrieben, den Richard morgen abgeben konnte.
"Danke, toll von dir."
"Bitte, gern geschehen. Du warst eben richtig Klasse Richard. Hat mir imponiert, wie du dem Staatsanwalt Paroli geboten hast. Diese r Wichser, das darf doch wohl nicht wahr sein."
"Oberstaatsanwalt bitte! Tja, ein Fall kann noch so abscheulich sein, aber sobald die Politik ins Spiel kommt, wird es erst richtig dreckig." Richards Betriebstemperatur pendelte sich so langsam wieder im oberen grünen Bereich ein.
"Aber weißt du was Mädchen? Wir kriegen sie am Arsch, wir müssen nur gut sein und ab morgen fangen wir damit an." Der Kommissar rückte seinen Stuhl
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