Missbraucht
politische Tat hinter dem Verschwinden von Baumel zu konstruieren, das hatte durchaus Positives. Solch eine Meldung hatte das Potenzial für zwei, drei Prozent Mitleidswählerpunkte, so ihre Überlegungen. Auf der Hinfahrt ins Präsidium hatten sich die Herren Jung und Göttert bereits von Baumel abgewandt, ganz gleich, welche Ergebnisse die Ermittlungen zutage brachten. Spätestens seitdem war dessen politische Karriere beendet. Vom Auto aus hatten sie Koepp unverzüglich über ihre Meinung informiert und ihn unterschwellig über die weitere, von ihnen gewünschte und ganz in ihrem Sinne liegende Vorgehensweise instruiert. Dabei vergaß Herr Göttert natürlich nicht zu betonen, welch hervorragende Aufstiegschancen, solch ein engagierter Mann wie Koepp in der FSU hatte. Dann wandte sich der Oberstaatsanwalt unverblümt an den Kommissar.
"Herr Mees, Sie wissen, dass der vermisste Frank Baumel ein hoch angesehener Mann und Unternehmer in Montabaur ist, der in drei Monaten in den Landtag einziehen wird und dort die Fraktion der FSU führen soll. Jetzt berichtet mir die Staatsanwältin Heuss, dass Sie im Rahmen ihrer Ermittlungen diese Drecksfotos in seiner Wohnung gefunden haben ...", die Stimme des Oberstaatsanwaltes erhob sich wieder und klang mit jeder Silbe autoritärer. Er wollte nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen, wer Herr im Ring war.
" ... wir alle wissen, dass es sich nur um ein Missverständnis handeln kann und deshalb wird bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich Herr Baumel selbst zu den Umständen äußern kann oder wir handfeste Beweise in irgendeine Richtung darüber vorliegen haben, kein Wort über den Sachverhalt an die Öffentlichkeit oder gar die Presse verloren werden. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt."
Einen Moment herrschte Schweigen. Richard sah sich langsam im Raum um. Den beiden Politikern hatte die kleine Respekt einflößende Ansprache gefallen, sie war ganz nach ihrem Gusto. Die anderen hielten, die Köpfe etwas verschämt nach unten oder schauten dem eindrucksvollen Auftritt von Koepp beeindruckt zu, während Polizeimeisterin Götze ihren Kollegen Richard Mees total überrascht ansah, so als könne sie nicht glauben, was eben gesagt worden war.
In Richard kochte es. Seine Blutbahnen waren zu Hochgeschwindigkeitsstrecken geworden. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Seine Augen musterten Koepp genau, es schien, als wolle er ihn taxieren, um danach eine Bewertung abgeben zu können.
Richard antwortete ganz ruhig: "Herr Staatsanwalt ...", die korrekte Anrede vermied er mit Absicht.“.Es stimmt, es sind kinderpornografische Fotos entdeckt worden, aber ich muss sie korrigieren. Diese Bilder sind nicht im Rahmen meiner Ermittlungen gefunden worden, sondern während der Ermittlungen, der eigens für den Fall Baumel gebildeten SoKo. Deshalb bin ich als deren Mitglied, aber nicht als der leitende Beamte, der falsche Ansprechpartner. Ich kann ihnen keine Auskunft darüber geben, wie mit dem Fund dieses Materials umgegangen wird, da müssten sie sich an den Herrn Hauptkommissar Wagner von der Kripo Montabaur wenden oder an die beiden Polizeidirektoren. Aber das muss ich Ihnen ja nicht erklären, das wissen Sie selbst. Schließlich sind Sie es, der letztendlich die Richtung vorgibt."
Richard war immer noch die Ruhe in Person und fuhr dann etwas aufgewühlter fort. "Ich glaube, die Frau Staatsanwältin hat Sie nicht richtig informiert oder Sie haben es nicht richtig verstanden Herr Staatsanwalt ...", wieder unterschlug er die korrekte Ansprache,"....wir haben die Kinderpornos im Privattresor von Frank Baumel gefunden. Das er sich anschickt für diese oder jene Partei politisch tätig zu werden, spielt für unsere Ermittlungen hinsichtlich des vorgefundenen Materials keine Rolle. Er wäre nicht der erste Politiker, der über Kinderpornos stolpert." Schneidender und bösartiger hätte man das Wort Kinderpornos im Zusammenhang mit dem Wort Politiker nicht betonen können, und bevor sich jemand äußern konnte, fuhr der Kriminalkommissar fort.
"Bilder von kleinen nackten Jungs, manchmal auch Mädchen, die in eindeutigen Posen vor der Kamera liegen. Auf manchen sind auch Erwachsene dabei, die die Kinder a nfassen oder sich selbst anfassen lassen. Jungen, die sich gegenseitig einen blasen oder anders ausgedrückt, einen blasen müssen. Jungen, die erwachsenen Männer einen blasen, kleine Jungs, die von Männern in den Arsch ... muss ich noch weiter sprechen?" Richard ließ das
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