Missbraucht
gesetzt. Ich muss sagen, dass mich die bisherigen Ergebnisse alles andere als zufriedenstellen." Koepps Stimme wurde eine Nuance lauter und sein Ton etwas rauer. Den Polizeibeamten war klar, dass der Oberstaatsanwalt mit diesem allgemeinen Statement eindeutig auf den auf Koblenzer Seite verantwortlichen Kommissar Mees zielte, ohne ihn dabei anzusehen. Richard Mees spürte langsam Wut in sich aufsteigen. Die Kollegen, die ihn kannten, schauten zu ihm hinüber und beobachteten seine Reaktion. Richard blieb allerdings trotz des in ihm aufsteigenden Ärgers nach außen gelassen. Noch!
"Lassen Sie mich den bisherigen Sachverhalt kurz rekapitulieren. Herr Baumel ist seit acht Tagen nicht mehr gesehen worden, seit fünf Tagen ist er als vermisst gemeldet und das Einzige, was ich bisher gelesen oder zu hören bekam, ist die Tatsache, dass wir keinerlei Erkenntnisse, geschweige denn eine Spur über sein Verschwinden haben. Uns fehlt jeglicher Hinweis in welche Richtung wir ermitteln sollen und dabei bekommen wir spürbar mehr Druck von allen Seiten. Wir müssen endlich etwas Verwertbares vorzeigen können. So langsam fangen wir an, uns lächerlich zu machen und wir können froh sein ..., ... ja, wir können verdammt froh sein, dass die Presse sich bisher so ruhig verhalten hat. Ich denke, dafür können wir uns bei den Fußballern bedanken, ...", die Stimme des Oberstaatsanwaltes wurde zunehmend lauter, "... sie halten uns die Aasgeier von der Presse noch etwas vom Hals. Aber ganz Montabaur und der halbe Westerwald fragen sich langsam, was läuft da schief? Die Leute denken inzwischen bestimmt, dass wir nur Däumchen drehen. Eine Entführung können wir wohl ausschließen, ansonsten wäre längst eine Forderung in welcher Art auch immer gestellt worden. Dass Herr Baumel von sich aus untergetaucht ist, lässt sich nach den Aussagen von Befragten und unseren eigenen Ermittlungen wohl auch ausschließen. Es bestand kein erkennbarer Grund für ihn, hier alles zurückzulassen und Hals über Kopf das Weite zu suchen. Bliebe als letzte Alternative nur noch ein Suizid oder ein Tötungsdelikt. Gegen Ersteres sprechen die gleichen Gründe, wie für ein freiwilliges Absetzen der vermissten Person. Also haben wir noch das Tötungsdelikt. In dieser Hinsicht vermisse ich Aufschlüsse, die ich aus den Akten entnehmen könnte, ich finde da nichts, meine Damen und Herren."
Mees hörte aufmerksam zu, bis ihn plötzlich das Gefühl beschlich, dass ihre Arbeit mit Absicht diskreditiert wurde. Er versuchte seinen immer größeren Unmut darüber zu unterdrücken und sagte mit ruhiger Stimme: "Herr Oberstaatsanwalt, in diese Richtung fangen unsere Ermittlungen gerade erst an. Die Erkenntnisse der Hausdurchsuchung, die noch nicht vollständig ausgewertet sind, werden uns dies bezüglich ein Stück weiter bringen, da bin ich mir sicher. Wir werden nach Auswertung der......" Weiter kam er nicht mehr, denn der Oberstaatsanwalt schnitt ihm krass die Rede ab.
"Ach so Herr Kommissar, es ist ja schön zu hören, dass sie nun langsam gedenken sich mit dieser Möglichkeit auseinanderzusetzen. Aber anstatt ihre Ermittlungsarbeit auf eine Tat mit politischem Hintergrund zu konzentrieren, geistert eine Theorie durchs Haus, nach der, Herr Baumel vom Opfer zum Täter wird, das ist doch absurd! Es wird eine höchstrichterliche Hausdurchsuchung beantragt und durchgeführt, bei der unter anderem, für den Vermissten kompromittierendes Material sichergestellt wird, von dem allerdings niemand weiß, warum er es aufbewahrt hat. Und solange niemand diesen Grund kennt, gilt die Unschuldsvermutung. So lange, meine Damen und Herren, ist Frank Baumel als Opfer und nicht als Täter anzusehen, und bis nichts anderes bewiesen ist, sollte der Fall auch so behandelt werden!" Koepp Stimme überschlug sich zum Ende seines Plädoyers, das er hin und her tänzelnd mit erhobenem Zeigefinger und großer Inbrunst vortrug. Den angesprochenen Polizeibeamten war es sichtlich unangenehm, alle schauten verschämt in den Raum. Staatsanwältin Heuss war anzumerken, wie peinlich ihr die Situation war, schließlich war sie bisher so etwas, wie der ausgleichende Pol zwischen der Staatsanwaltschaft und den Kriminalbeamten. Den beiden Politikern dagegen hatte die Ansprache gefallen. Sie waren inzwischen von Koepp über den Fund in Baumels Haus informiert worden. Sollte sich der daraus resultierende Verdacht erhärten oder gar bestätigen, wäre es der Super Gau für die Partei, aber eine
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