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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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angestammten Platz an der Theke ein und Manni, der graue, untersetzte und bei allen Gästen äußerst beliebte Wirt stellte ihm wortlos ein Bier, einen Obstler und einen Knobelbecher hin. Die beiden verstanden sich blind. Es war der Beginn einer persönlichen "Hinrichtung“.

    *

19.06.2011
    Im Polizeipräsidium von Offenburg herrschte reger Betrieb. Oberkommissar Heyne, als Chef der nach den Leichenfunden umgehend eingerichteten Sonderkommission, hatte die ganze Dienststelle in einem ersten Sondierungsgespräch über die Ereignisse der vergangenen Nacht informiert. Alle sollten sie am Ruhm teilhaben, der die Aufklärung dieses Jahrhundertfalles für sie bringen würde. Für sich selbst sah der Oberkommissar den weitaus größten Anteil vor. Mit diesem Gedanken ging er allerdings mit dem jungen Staatsanwalt konform, der sich schon auf den Titelseiten der regionalen Zeitungen sah.
    "Und Burmeister, wie sieht´s aus?", fragte Heyne seinen Kollegen. Der Oberkommissar hatte sein Büro inzwischen umgestaltet. Es sah aus wie der Kommandoleitstand eines in der Schlacht befindlichen Feldherrn. Burmeister kam das lächerlich vor. Ein zweites Telefon, die zwei großen Tafeln, von denen eine mit Bildern vom Tatort und den Toten behangen war. Auf der anderen sollten wohl Spuren, Zusammenhänge und der aktuelle Stand der Ermittlungen dargestellt werden. Dafür lagen extra, fein säuberlich aufgereiht eine Handvoll Eddings in verschiedenen Farben parat. Jedermann merkte gleich, dass in diesem Raum alle Fäden zusammenliefen.
    "Überraschung! Einen rumänischen Nicu Sakic gibt es laut Polizeicomputer nicht", erwiderte Burmeister.
    "Was?"
    "Der Mann, der in Achern gewohnt und gearbeitet hat und von dem wir glauben, dass er einer der beiden Toten ist, den gibt´s offenbar nicht."
    "Du meinst, da hat jemand die ganze Zeit unter falschem Namen gelebt", es war eine Feststellung, keine Frage.
    "Genauso und bei der zweiten Leiche haben wir noch gar nichts. Ein größer Teil des Körpers ist verbrannt. Er ist wohl erschlagen worden, wie es aussieht. Was noch von seinem Kopf übrig ist, deutet auf eine massive Gewalteinwirkung hin. Die Hände fehlen, so einfach machen die es uns nicht, wer immer dafür verantwortlich ist. Wir gleichen jetzt ab, wer vermisst wird und dann können wir wahrscheinlich über den Zahnstatus herausfinden, um wenn es sich handelt. Vorausgesetzt, der Mann wird vermisst, aber es kann bisschen dauern. Übrigens ist dieser Nicu durch die Zinken gestorben, an denen er gehangen hat. Ist schon seltsam", erklärte Burmeister den Sachstand.
    "Eine Leiche, die unter falschem Namen gelebt hat und eine weitere Leiche, die so verbrannt ist, dass wir sie nicht mehr identifizieren können. Wird ja immer besser", Heyne freute sich augenscheinlich.
    "Da hab ich der Presse doch gleich was zu erzählen."
    Der Kommissar von der Spurensicherung nahm das seltsame Gebaren seines Kollegen zur Kenntnis. "Wir sollten uns jetzt ganz genau die Wohnung von diesem Nicu ansehen, was anderes können wir nicht tun.“
    "Keine schlechte Idee. Weißt du was? Genauso machen wir es. Ich ruf den Staatsanwalt an", der Oberkommissar war überglücklich solch einen Tatendrang an den Tag legen zu können.
    "Also, schnappe dir soviel Leute, wie du brauchst und dann fahre nach Achern und nehme die Bude auseinander. Und findet was!" wies der Oberkommissar den Kollegen Burmeister an, während er von dem schwarzen Telefon aus, das extra für diesen Fall installiert worden war, die Nummer des Staatsanwalts anwählte.

    *

20.06.1994
    Sie hatten die Nacht zusammen in Nicolettas Wohnung verbracht. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in das kleine, von einem blauen Ziervorhang umrandete Fenster. Di e Dreizimmerwohnung oder besser gesagt zweieinhalb Zimmerwohnung, war spartanisch gestaltet. Im Schlafzimmer standen nur ein Bett und ein Stuhl, der als Nachtisch diente. Die Kochnische war so eingerichtet, wie sie ihr Vormieter verlassen hatte. Ein alter Herd, ein ebenso alter Kühlschrank, ein Hängeschrank und die Spüle. Einzig in eine Kaffeemaschine hatte Nicoletta investiert. Ein alter Tisch mit zwei Stühlen und ein dazu überhaupt nicht passender Wandschrank aus billigem Kieferholz bildeten den Blickfang im Wohnzimmer. Auf einer ebenso billig aussehenden, ca. 80 cm hohen Kommode stand ein kleiner Fernseher. Eine Couch oder einen Teppich, Blumen oder Bilder, auf all dies hatte Nicoletta verzichtet. Es gab nichts in der Wohnung, was auch nur einen Hauch von

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