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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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schenkte ihrem Chef und sich ein. Richard beobachtete sie dabei und glaubte beim ersten Schluck, dass seine Gedärme platzten. Er hätte alles gegeben, um in diesem Augenblick allein sein zu können. Richard stand wie benommen auf und musste hart mit sich kämpfen, um den Würgereiz zu unterdrücken. Er nahm einen Aschenbecher, der voll mit Kippen auf der Spüle stand, und filterte zitternd eine Camel aus seiner Schachtel. Vielleicht hilft rauchen dachte er sich. Fehlanzeige! Das Rauchen steigerte die Rebellion in seinem Magen nur noch. Er hatte Angst sich zu setzen und lehnte sich an seine kleine Anrichte. Neben dem Würgegefühl überkam ihn ein Schweißausbruch, gleichzeitig Gänsehaut und das Wasser stieg ihm in die ohnehin schon roten Augen. Richard gab ein erbärmliches Bild ab. Er wusste, was ihm helfen würde.
    Es herrschte eine peinlich wirkende Stille im Raum, bis Mertes auf einmal ganz ruhig das Thema wechselte.
    "Richard, wir haben vielleicht eine interessante Neuigkeit." Der Polizeidirektor schaffte es, die Prioritäten neu zu setzen. "In Achern, einem Städtchen im Schwarzwald, sind zwei Leichen gefunden worden. Vielleicht haben wir Glück und eine davon ist unser Baumel. Ein paar der übrig gebliebenen äußeren Merkmale lassen darauf schließen, dass gewisse Übereinstimmungen mit unserem Vermissten vorhanden sind. Die Kollegen überprüfen gerade den DNA-Abgleich. Sobald das genaue Ergebnis vorliegt, informiere ich dich", klärte Mertes den Kommissar auf.
    Diese Nachricht ließ wieder einen Hauch von Leben in Richard erwachen.
    "Zwei Leichen? Wir brauchen eine", sinnierte er vor sich hin.
    "Die, die für uns infrage kommt, soll ziemlich verbrannt sein und ihr fehlen die Hände“, berichtete Mertes weiter.
    Die fehlenden Hände wirkten auf Richard wieder ein Stück belebender.
    "Wie die Hände, ich versteh nicht ganz."
    "Keine Ahnung Richard, mehr weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, da ich ja unsere junge Kollegin hierhin begleiten wollte. Es war mir einfach ein Bedürfnis. Aber mach dir keine Sorgen, wir arbeiten auf Hochtouren an der Identifizierung", jetzt lächelte der Polizeidirektor den Kommissar sogar an. Auch Sandra lächelte, was Richards Mundwinkel ebenfalls zucken ließ.
    "Wie geht´s jetzt weiter? “, fragte Richard.
    "Ich denke sie beide fahren wieder hoch nach Montabaur, sehen und hören sich noch bisschen um. Allerdings ohne irgendetwas über den Leichenfund hinaus zu posaunen und sobald ich etwas auf dem Tisch habe, werde ich sie informieren. Außerdem wird dir der Außendienst gut tun", antwortete Mertes. "So ich fahre jetzt zurück ins Büro und sie sollten sich dann auch auf den Weg machen." Herr Mertes trank seinen Kaffee aus, stand auf und ging zur Tür. Richard folgte ihm.
    Der Polizeidirektor hielt die Tür offen und drehte sich noch einmal zu Richard um.
    "Junge, das ist eine letzte Chance. Es steht auf der Kippe und du solltest dir dessen bewusst werden. Viel kann ich ab jetzt nicht mehr für dich tun", Mertes gab Richard einen Klaps auf die Schulter, wie es eben Freunde tun.
    "Danke", sagte Richard und drückte dir Tür ins Schloss, als sein Freund die Wohnung verließ.
    Er ging zurück in die kleine Küche, atmete tief und laut durch. Dann zündete er sich eine neue Camel an und schüttelte sich, wie ein Hund nach dem Wachwerden, einmal durch.
    Seine Kollegin schaute ihn an und hob die Augenbrauen: "So, dass haben wir jetzt auch hinter uns. Ich würde sagen, wir machen uns jetzt auf den Weg nach Montabaur."
    "Lass mich gerade noch fertig rauchen. Okay?"
    "Klar Richie."
    Obwohl ihm im Augenblick, nach dieser Zurechtweisung und den offenen Worten seines Chefs eher nach Alleinsein war, tat ihm ihre Anwesenheit gut. So hatte er keine Chance in übertriebenes und völlig unangebrachtes Selbstmitleid zu verfallen, sondern musste den Gegebenheiten ins Auge sehen.
    "Ich geh noch mal auf die Toilette und dann können wir fahren", sagte der Kommissar.
    Richard schloss hinter sich ab und kniete sich vor die Toilettenschüssel. Ihm ging es mehr als dreckig. Sein Brechreiz verstärkte sich, ein Schweißausbruch überkam ihn und gleichzeitig war ihm kalt. Sein Magen krampfte sich zusammen und es war ein körperlicher Schmerz, als er sich erbrach. Er richtete sich auf, atmete schnell und heftig durch den Mund und bemerkte einen erneuten Drang sich zu übergeben. Es ging nicht so leise vonstatten, wie er es sich gewünscht hatte, aber der Magen war leer und umso schmerzhafter war

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