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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Nachdem er die Autobahn verlassen hatte und auf die B3 eingebogen war, gönnte er sich eine wohlverdiente Pause. Es war sieben Uhr fünfzig und die Sonne tauchte die vor ihm liegende Ortenau in ein strahlend leuchtendes Gelb. Ein weiterer herrlicher Sommertag stand an. Er parkte den Wagen in der Einmündung eines Wirtschaftsweges und stieg aus. Richard rauchte und machte dabei ein paar ungelenk wirkende Dehnübungen. Er trank den letzten Schluck Kaffee, den er sich für unterwegs, in seiner kleinen Thermoskanne mitgenommen hatte und dachte über seine Vorgehensweise gegenüber den Kollegen in Offenburg nach. Er spürte, dass er sich erleichtern musste und urinierte an den Wegrand. Dann trat er die Zigarette aus und setzte die Fahrt fort. Bevor er die Fundstelle von Baumels Leiche begutachten wollte, hatte er sich mit Oberkommissar Heyne in dessen Dienststelle, im Polizeipräsidium in Offenburg verabredet. Von dort wollten sie anschließend gemeinsam nach Achern fahren,
    Mit offenem Fenster, offenem Haar und offenem Hemd kam er in Offenburg an. Das Präsidium hatte er überraschend gut gefunden. Irgendwie war er zufällig am Bahnhof angekommen und fragte einen, der auf Fahrgäste wartenden Taxifahrer nach dem Weg. Richard war schon sehr nah am Ziel, er musste nur mittels der Überführung auf die andere Seite der Gleise gelangen, ein Stück auf der Rammersweierstraße in die entgegengesetzte Richtung fahren und nach wenigen Hundert Metern rechts abbiegen. Das Präsidium lag auf der linken Seite und war nicht zu übersehen. Richard parkte den Wagen geradewegs auf dem einzig ausgewiesenen Behindertenparkplatz. Es war nicht aus mangelnder Rücksicht, sondern einfach Gedankenlosigkeit. Es war die letzte freie Stellfläche und weder das Zeichen auf dem Pflaster und noch weniger das Hinweisschild nahm er zur Kenntnis. Er war gedanklich schon damit beschäftigt, wie er den Fall Baumel hier im Schwarzwald anging und was für Ergebnisse ihn bestenfalls erwarteten. Solche Touren waren einfach nicht sein Fall. Der Kommissar mochte keine Dienstreisen, egal wohin es ging. Richard musste sich mit der Arbeit der Kollegen anfreunden, was ihm oft schwerfiel. Er war zu sehr an seine eigenen Ermittlungsmethoden, die sich in einem erheblichen Maß von üblicher Ermittlungsarbeit unterschieden, gewöhnt. Andererseits kam ihm entgegen, dass die meisten Kollegen im Gegensatz zu ihm, akribisch ihre Berichte schrieben, aus denen er viel Information ziehen konnte. Damit ließ es sich gut gegenüber seinem Chef punkten.
    Der Kommissar stieg in bester Don Johnson Manier aus dem Wagen. Er knöpfte sein Hemd zu, schob die Sonnenbrille aus dem Gesicht und sah sich um. Alles war eine, wenn nicht gar zwei Nummern kleiner, als bei ihnen in Koblenz. Provinz eben dachte Richard spitzbübisch und grinste vor sich hin. Aber das Gebäude hatte einen gewissen Charme, das musste er ihm zu gestehen. Es erinnerte ihn zwangsläufig vom Baustil her und mit dem ungewöhnlich großen Hof, an ein Gymnasium. Die Fassade war in einem frischen, leicht cremigen Weiß gestrichen. Die Borde der Fenster und Türen, sowie der Sockel waren über die gesamte Vorderfront und die einzusehende Giebelseite mit einem leicht rötlichen Braun abgesetzt, das passend zu einer etwa 1,50 m hohen Grundstücksmauer ausgewählt war. Die Außensanierung schien noch nicht lange abgeschlossen zu sein, denn auf der, der Straße zugewandten Seite des Gebäudes lagerte noch jede Menge Gerüstmaterial. Kommissar Mees betrat das Polizeigebäude von Offenburg. Als Erstes meldete er sich bei der Wache an. Richard wies sich aus und brachte sein Anliegen in Kurzfassung vor. Auf Knopfdruck des diensttuenden Beamten öffnete sich mit einem leisen Pling eine gläserne Doppeltür und Richard trat ein. Der Beamte, der ihm die Tür geöffnet hatte, trat auf den Flur und erklärte ihm, wo er Oberkommissar Heyne finden konnte. Sein Zimmer lag im zweiten Stock, ganz rechts am Ende des Ganges, mit Blick zum Hof. .
    Um halb Neun stand er im Büro seines Schwarzwälder Kollegen. Sofort fielen ihm die beiden Telefone ins Auge. Selbst auf dem Schreibtisch von Polizeidirektor Mertes stand doch nur eines , versuchte sich Richard zu erinnern und überlegte kurz, was der Grund dafür sein konnte. Oberkommissar Heyne stellte sich ihm anders vor, als er erwartet hatte. Der Kommissar aus Koblenz hatte mit einem dieser typischen Fernsehkriminalbeamten gerechnet, die meist etwas klein, mit Brille und ewig, ob Sommer oder

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