Missbraucht
du?"
„ Richard, mach dir keine Sorgen", sagte Sandra erleichtert. Sie bekam Zweifel, dass ihre Ermittlungen hinsichtlich der Puppen, die sie für so wichtig hielt und die ihr nicht mehr aus dem Kopf gingen, bedeutungslos wurden. Sie hoffte insgeheim, dass ein Zusammenhang zwischen Baumel, Stromberg und den Puppen bestand.
"Und du meinst, dass Uwe Stromberg Baumels Mörder ist?, fragte Sandra erneut. Die schnelle Entwicklung verdutzte sie doch.
"Ja klar Sandra, zähl eins und eins zusammen. Was macht Uwe Stromberg, der das Opfer kennt, einen Tag nach dem Verschwinden von Baumel und einen Tag vor dem Brand, bei dem dessen Leiche gefunden wurde hier unten in Achern? Dreihundert Kilometer entfernt von zu Hause und warum betankt er hier Kanister? Also, an so einen Zufall glaub ich nicht, den gibt es nicht", Richard war sich seiner Sache sicher.
"Wie geht es jetzt weiter?", wollte Sandra wissen.
"Schau du dich in Montabaur um. Sieh zu, ob du noch etwas erfährst, was uns weiterhilft und wirf besonders ein Auge auf Stromberg, aber so, dass er nichts merkt. Hörst du?"
"Okay , mach dir mal um mich keine Sorgen", sagte Sandra im Brustton ihrer Überzeugung.
"Ich bin jetzt gleich mit dem Kollegen gleich unterwegs zum Fundort der Leichen, vielleicht finde ich dort noch etwas heraus. Am späten Nachmittag versuche ich zurück zu sein, also es wäre gut, wenn du auf mich warten würdest, bis ich im Büro bin."
"Eigentlich wollte ich heute Nachmittag mit einer Freundin schwimmen gehen, aber ist gut, ich werde da sein", richtige Enttäuschung war nicht aus der Stimme der Polizeiobermeisterin zu hören.
"Okay, dann bis später", Richard beendete das Gespräch und zündete sich zufrieden eine Camel an.
"Hier im Büro wird nicht geraucht", sagte Heyne deutlich verärgert über das rücksichtslose Verhalten, was Richard in der Situation an den Tag legte.
"Oh, Entschuldigung! Ich war in Gedanken", Richard suchte vergeblich nach einer Gelegenheit die Zigarette auszudrücken und fuchtelte etwas hilflos aussehend mit der Kippe in der Luft. Nichts. Ihm fiel das offen stehende Fenster auf. Er schnippte in seiner unnachahmlichen Weise die Kippe zielgenau aus zwei Metern Entfernung hinaus auf den Hof, was ihm weitere böse Blicke und ein Kopfschütteln vonseiten Heynes einbrachte.
Typisch Bürokrat , dachte Richard und lächelte seinen Offenburger Kollegen entschuldigend an.
"Oh, sorry aber ich bin immer noch in Gedanken und noch völlig perplex über diese nie für möglich gehaltene Entwicklung des Falls. Ich bin knapp eine Stunde hier, und wie es aussieht, steht der Fall plötzlich vor der Lösung, eigentlich unglaublich", entschuldigte sich Richard aufrichtig.
Heyne nickte ihm zu, wischte sich mit einem Tempotaschentuch den Schweiß von der Stirn: "Ist in Ordnung Kollege. Ich muss gestehen, dass mich dieser Fortgang auch kalt erwischt hat. Damit konnte keiner rechnen. Eigentlich könnten wir Feierabend machen." Heyne lachte.
"Das ist beruhigend zu wissen. Vielleicht sollten wir trotzdem die Zeit nutzen, einmal nach Achern zu fahren. Ich möchte das schöne Örtchen kennenlernen und sehen, wo mein, oh sorry, unser Freund Baumel seinen Lebensabend verbracht hat", schlug Richard vor.
"Gute Idee Herr Mees, das machen wir." Mit einer Hand schob Heyne die Papiere ein Stück weit zur Seite und erhob sich aus seinem Stuhl. Entschlossen ging er ein paar Schritte auf Richard zu, streckte ihm die Hand entgegen und sagte:
"Ich heiße übrigens Friedbert."
Für einen Moment schaute Richard sein Gegenüber mit großen Augen an. Friedbert! Er musste sich zusammenreißen, um nicht augenblicklich loszulachen. Warum ausgerechnet Friedbert, schoss es ihm durch den Kopf. Seine Anstrengung ernst zu bleiben war fast übermenschlich. Ein Bär von einem Mann und dann Friedbert heißen.
"Richard", merkte der Kommissar lapidar an und spielte mit seinen zusammengedrückten Lippen. Schön, wie Erfolg verbindet, dachten beide.
Es war halb Zehn, als Oberkommissar Heyne am Steuer eines 89er-Ford Escort Kombi den Hof in Offenburg verließ und sich zusammen mit seinem Koblenzer Kollegen auf den Weg nach Achern machte.
D er erste Teil seiner Dienstreise war beendet, erfolgreich beendet. Richard kam zu der Überzeugung, dass er die gesamte Dienstreise abbrechen und eigentlich nach Koblenz zurückkehren konnte. Nach kurzer Überlegung entschloss er sich dann doch Besichtigung des Fundorts der Leichen. Es gehörte einfach zu einem pflichtbewussten
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