Missbraucht
Arbeiten und er konnte dem Herrn Oberstaatsanwalt, zeigen, wie gewissenhaft er den Fall bearbeitete. Dafür hatten die Schwarzwälder Ermittler bestimmt zu gute Arbeit geleistet und Supermann war er schließlich auch nicht. Obwohl ...
Inzwischen waren die beiden Kommissare zu dem persönlicheren Du übergegangen, was das weitere Zusammensein doch wesentlich angenehmer gestaltete.
Heyne nahm die B3. Die Fahrt über die Autobahn war laut seiner Aussage zwar etwas schneller, aber diese Route war entspannter. Außerdem konnte er Richard so wenigstens einen Teil seines geliebten Schwarzwaldes vorstellen. Sie fuhren am Fuße des Schwarzwaldes durch eine eher flache Landschaft. Aber wenn Richard rechts aus dem Fenster schaute, war doch schon eine recht imposante Bergkette zu sehen. Dort oben war der richtige "Black Forrest". Heyne erwies sich mehr und mehr als angenehmer "Fremdenführer". Er unterhielt seinen Kollegen mit allerlei Infos über den Schwarzwald und wusste ihn mit kurzweiligen Details über dieses und jenes zu unterhalten, ohne damit aufdringlich zu wirken. Sie fuhren durch Gemeinden mit Namen wie Bolsbach, Appenweier und Renchen und immer hatte der Oberkommissar etwas zu erzählen. Ihre Fahrt dauerte weniger als eine halbe Stunde, in Fautenbach bog Heyne links ab und fuhr auf der Scherwillerstraße Richtung Acher See. Er steuerte zielstrebig den Parkplatz für die Besucher des öffentlichen Teils des Sees an.
Als sie den Wagen auf einen der letzten freien Parkplätze abstellten, zündete sich Richard endlich die Camel an, die er die ganze Fahrt über bestimmt schon dreimal "trocken" aufgeraucht hatte. Er genoss das Rauchen und insgeheim dachte er sich, wie gut jetzt ein kaltes Bier dazu schmecken würde. Richard schaute sich um, während sie auf das Gebäude zu gingen, das den Mittelpunkt des gesamten Areals bildete. Für halb elf war schon sehr viel los am Acher See. Rechts vom Kiosk war der ausgebrannte Gebäudeteil unschwer zu erkennen. Die geschwärzten Mauern um die Fenster, die fehlende Tür in der verrusten und zum Teil verbrannten Zarge und das immer noch vorhandene Absperrband zeugten von dem noch nicht lange zurückliegenden Brand. Trotzdem hielten alle Badegäste einen respektvollen Abstand. Nur als die beiden Beamten anfingen, sich um und in dem beschädigten Gebäudeteil umzuschauen, zogen sie neugierige Blicke der Besucher auf sich.
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29.06.1994
Oberstaatsanwalt Koepp hatte das Telefongespräch zwischen Polizeidirektor Mertes und dessen Spitzenbeamten Mees aufmerksam verfolgt, war sich aber nicht ganz sicher, ob er alles verstanden hatte. Die Hitze und die schlechte Luft im Büro des Direktors verschlechterten die Stimmung von Koepp noch mehr, als sie es ohnehin schon war. Er empfand es fast schon erniedrigend, dass er sich abermals in die Niederungen des allgemeinen Polizeidienstes begeben musste. Auf der anderen Seite hatte er zu große persönliche Interessen in dieser Angelegenheit und deshalb war es ihm wichtig, dass er die Fäden in der Hand hielt und über jedwede Entwicklung auf dem Laufenden war. Seine schlechte Laune hatte Frau Staatsanwältin Heuss, die ihn begleitete schon auf der Hinfahrt zu spüren bekommen. Blöder Wichser! Hoffentlich bist du Arsch bald in deinem verschissenen Ministerium , dachte sie, während sie sich den unsympathischen und durchweg negativen Äußerungen des Herrn Oberstaatsanwalts zu dem Fall Baumel im Allgemeinen und zu Kommissar Mees im Besonderen ausgesetzt sah. Im Gegensatz zu ihrem Vorgesetzten empfand sie es als durchaus angenehm, mit Kommissar Richard Mees zusammenzuarbeiten. Bei diesem Gedanken zuckten ihre Mundwinkel ganz leicht und ein annehmliches Gefühl beschlich sie.
Koepp stand leicht breitbeinig mit hervorgestreckter Brust vor dem Schreibtisch des Polizeidirektors. Beide Hände hatte er tief in den Taschen seiner Hose. Er wirkte entschlossen und gefährlich, eine gewisse natürliche Autorität konnte ihm niemand absprechen. Durch seine Brille fixierte er den Polizeidirektor.
"Was meint Mees? Hat er was herausgefunden?", richtete er seine Frage an Mertes.
"Ja, er ist ein gutes Stück weitergekommen, man könnte sogar fast sagen, dass er kurz vor der Lösung des Falles steht."
"Hat ihr James Bond da unten im Schwarzwald etwa den weltgrößten Pädophilenring gesprengt, oder was?", die Frage des Oberstaatsanwalts kam ebenso sarkastisch wie abfällig bei Mertes an. Frau Heuss war diese arrogante Art der Unterhaltung sichtlich peinlich,
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