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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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tolle Uhr, darf ich mal sehen?" Sie konnte nicht anders, unverblümt fragte sie Uwe Stromberg, der sich scheinbar nichts dabei dachte, obwohl er auf der Hut sein wollte.
    Das Interesse schmeichelte ihm und stolz hielt er sie Sandra hin.
    "Aha, eine Rolex", interessiert begutachtete Sandra das silberne Stück. "Wie teuer war denn die? Klasse Teil."
    Uwe stockte. Auf diese Frage war er nicht vorbereitet.
    "Tja, äh ... zwölfhundert ungefähr", er konnte die Unsicherheit nicht verbergen, aber die Polizeiobermeisterin schien sich mit der Auskunft zufriedenzugeben.
    Sandras Aufgeregtheit steigerte sich. Sie wusste instinktiv, dass sie gute Ergebnisse zur Aufklärung des Falles beitragen würde. Soll ich ihn auf der Stelle verhaften, überlegte sie für einen kurzen Moment, wohl wissend, dass es nicht möglich war.
    "Wow, steht ihnen gut", sagte Sandra in fast neckischem Ton. Uwe fühlte sich sichtlich geschmeichelt und konnte den Stolz, der in seinem Gesicht geschrieben stand, nicht verhehlen. "So, ich muss weiter. Grüßen Sie mir ihre Mutter." Sandra wollte so schnell wie möglich weg und ihren Kollegen Mees über ihre neuste Erkenntnis informieren.
    "Auf Wiedersehen", schickte ihr Uwe Stromberg hinterher, als sie schon fast auf Höhe des Rondells war.
    Nach einigem Abstand zog sie ihr Mobiltelefon aus der Umhängetasche und wählte die Nummer von Richard Mees, um ihm die neusten Informationen mitzuteilen.

    *

29.06.1994
    Richard gehörte nicht zu der Sorte Autofahrer, die ihr Recht auf freie Fahrt auf Deutschlands Straßen rücksichtslos und konsequent anwendeten. War eh zwecklos und hätte ihm nur Unbehagen bereitet. Deshalb zog er es vor, sich ohne zu ärgern in den fließenden Verkehr einzureihen. Bei genauerer Überlegung erwies sich dieses Verhalten sogar von Vorteil, wenn man sein Trinkverhalten während des Fahrens berücksichtigte. Der Gedanke daran ließ ihn gemütlich ein Stück tiefer in den Fahrersitz rutschen.
    Er unterstützte lautstark Steve Tyler, der mit seiner krächzenden Stimme für Unterhaltung während der Fahrt sorgte und den Innenraum des Passats in eine Konzerthalle verwandelte. Der Kommissar nahm einen Schluck Weizenbier aus der Dose ohne sich daran zu stören oder darüber nachzudenken, dass er ständig von Fahrzeugen überholt wurde. Aber die Autobahn ist so herrlich anonym, ein idealer Platz zum Trinken. Richard erschrak, als sein Handy klingelte und es kam ihm vor, als hätte er Hände zu wenig. Mit links musste er lenken und in der Rechten hielt er das Dosenbier und eine Camel. Ein erfahrener Trinker entwickelt eine gewisse Lässigkeit im Zusammenspiel von Alkohol und Nikotin. Im ersten Moment hatte er Orientierungsschwierigkeiten, als er jäh aus seinen Tagträumen gerissen wurde. Die Büchse fand ihren Platz im Cup Holder und die Zigarette verabschiedete sich durchs Seitenfenster in die Atmosphäre. Er nahm sein Handy, das er während der Fahrt auf dem Beifahrersitz abgelegt hatte. Nicht weil er dachte, angerufen zu werden, aber in der Tasche seiner Jeans kniff es doch empfindlich beim Sitzen. Die angezeigte Nummer im Display beachtete er nicht.
    "Mees", meldete er sich.
    "Hallo Richard, ich bin es. Sandra!"
    "Äh , ... das höre ich Mädchen, was ist los", sagte Richard und schüttelte den Kopf über die Begrüßungsfloskel seiner Kollegin.
    "Ich hab eben mit Stromberg geredet und was glaubst du, was ich gefunden habe?"
    "Die Bundeslade?", fragte Richard schnippisch. So etwas konnte er gar nicht ab, woher sollte er wissen, was seine Kollegin gefunden hat. Das ärgerte ihn richtig. Darauf erst mal einen Schluck Weizenbier. "Sandra, woher soll ich das wissen? Los komm, sag es mir und mach es nicht so spannend." Er konnte nicht sehen, wie verschmitzt Sandra Götze in der Sonne von Montabaur lächelte, weil sie genau wusste, wie sehr es ihn wurmte, auf die Folter gespannt zu werden.
    "Falsch, du darfst noch mal."
    Richard hätte am liebsten ins Lenkrad gebissen, überlegte es sich aber anders und sagte ganz ruhig, aber dafür umso eindringlicher nur: "Sandra."
    "Okay, okay. Du kannst dich an die Uhren erinnern, die wir bei Baumel gefunden haben?", sie wartete Richards Antwort nicht ab. "Eine fehlte. Und was glaubst du, wer sie dick und fett am Arm trägt?"
    "Stromberg!"
    "Richtig, der Kandidat hat hundert Punkte",
    "Warum bist du so sicher?", fragte der Kommissar vorsichtshalber nach.
    "Ich hab sie aus dreißig Zentimetern gesehen. Er hat sie mir ganz stolz unter die Nase

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