Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
Vom Netzwerk:
und hielt ihr Gesicht in die Sonne.
    Uwe schien es gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, zu sehr war er auf den Körper der Frau fixiert. Nicoletta hingegen registrierte es sehr wohl und es ärgerte sie. Nicht das ihr die anzüglichen Blicke etwas ausgemacht hätten, aber es galt, keine Zeit zu verlieren. Auf der anderen Seite war es ein Beweis dafür, dass Uwe sich in keinster Weise Sorgen um ihre, durch die neusten Entwicklungen, prekäre Situation machte. Er ahnte nichts und wusste noch weniger, dachte Nicoletta. Gut, das macht die Sache einfacher. Uwes Verweildauer auf diesem Planeten war nur noch von kurzer Dauer. Der Gedanke daran, dass der Doktor sie mit der Ausführung dieses Mordauftrages betraut hatte, ließ sie völlig kalt. Erstens war es reiner Selbstschutz. Nicoletta war klar, dass sie nur noch eine Chance hatten, wenn Uwe Stromberg zum Schweigen gebracht wurde . Uwe wird nie einer Vernehmung standhalten. Er wird nach zehn Minuten zusammenbrechen und den Bullen alles erzählen, dachte sie sich. Deshalb sollte keine unnötige Zeit verloren werden.
    "Hast du nicht gehört, der Doktor will uns sehen", wiederholte sie unwirsch. "Und hör auf, mir auf die Titten zu glotzen, ich sehe das. Damit darfst du dich nachher beschäftigen, wenn wir alles erledigt haben", dabei sah sie ihn verlockend an.
    Uwe grinste zurück und sagte: "Okay, ich nehme dich beim Wort." Nicoletta lächelte gequält zurück.
    Damit hatte Stromberg endgültig verloren. In Erwartung ihrer Aussage wurde er zum folgsamen Statisten und nahm genau die ihm zugedachte Rolle an.
    "Was ist denn los?", wollte er dann doch wissen.
    "Er wird es uns schon sagen. Er will das wir uns im Hausmeisterkeller treffen."
    "Bei mir im Keller, was soll denn der Scheiß schon wieder?"
    "Keine Ahnung, aber nun mach. Ich komme auch hin, muss aber erst kurz in die Küche", sagte sie und machte kehrt, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Uwe streckte sich, schaute sich um und dann blieb sein Blick an der Sonne hängen, als ob er wüsste, dass er nicht mehr all zu oft die Gelegenheit dazubekommen würde. Er grinste und atmete einmal tief durch bei dem Gedanken an Nicoletta, kehrte den überschüssigen Sand sauber auf und machte sich mit der Schubkarre auf den Weg zum Hausmeisterkeller.

    *

29.06.1994
    Sandra hatte es eilig in Baumels Wohnung zu kommen. Die Begegnung mit Stromberg hatte sie zusätzlich motiviert. Sie konnte mit sich zufrieden sein. Immerhin hatte sie einiges zur Klärung des Falles beigetragen, sollte sich wirklich herausstellen, dass Uwe Stromberg der Täter war.
    Vielleicht werde ich befördert, überlegte Sandra. Dabei vergaß sie leider, dass man das auch von ihr erwartete. Außerdem hatte Richard auch seinen Anteil an der Lösung des Falles und die Kollegen aus Offenburg natürlich ebenfalls.
    Die Polizeimeisterin schloss die Tür auf und mit einem Mal beschlich sie ein ungutes Gefühl. Irgendwie war es eine beklemmende, fast gespenstische Atmosphäre alleine in der Wohnung des Mordopfers zu sein. Sie dachte an den Einbruch. Was, wenn der Täter zufällig noch einmal zurückgekommen war, während sie in diesem Augenblick nach der Puppe suchte? Sie fühlte sich etwas unwohl bei diesem Gedanken und zu allem Überfluss lag ihre Dienstwaffe auf der Dienststelle. Sandra versuchte, sich abzulenken. Hatte sie nicht vorhin noch mit Stromberg gesprochen, also konnte er nicht hier sein. Er war der Täter, dass stand für sie fest. Sie kannte sich inzwischen in der Wohnung aus. Zielstrebig steuerte sie das Wohnzimmer an. Ein kurzer Blick auf die geschlossene Terrassentür ließ sie den Gedanken an einen Einbruch sofort verwerfen. Alles in Ordnung .
    Die Puppe lag noch genauso da, wie vorgestern, als Sandra sie aus den Händen gelegt hatte. Länger hielt die Beamtin sich nicht auf. Sie griff sich die Puppe und verließ die Wohnung. Sandra wollte zurück ins Heim, um mit Mathae zu reden. Sie hatte sich eine sensible Vorgehensweise zurechtgelegt, nicht ahnend, dass sie selbst den Jungen in höchste Gefahr gebracht hatte.

    *

29.06.1994
    Um diese Zeit saß Mathae mit seinen gleichaltrigen Schulkameraden im Raum 43 und machte unter Aufsicht von Frau Ulbrich seine Hausaufgaben. Dr. Heb wusste das natürlich. Dass er den Jungen jetzt dort herausholen musste, war ihm zwar gar nicht recht, aber es galt, keine Zeit zu verlieren.
    Der Doktor klopfte an und trat ohne abzuwarten ein. Die Kinder hoben kurz die Köpfe, Heb nickte ihnen freundlich zu und lächelte sie an. Dann

Weitere Kostenlose Bücher