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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Sie wusste um die Gefährlichkeit dieses Mannes, obwohl sie nichts zu befürchten hatte. Nicoletta schaute sich immer wieder um, aber nirgends war etwas auszumachen. Die gespenstische Stille ließ es fast greifbar werden, dass jeden Moment etwas geschehen würde. Plötzlich spürte sie die Hand auf ihrem nackten Arm. Der Schreck fuhr ihr durch alle Glieder. Aus der Finsternis hatte er zugegriffen und sie an sich gezogen.
    "Hallo Nicoletta!", flüsterte eine Stimme.
    "Ilia!" Sie war weniger überrascht als erleichtert.
    Er hielt sie mit festem Griff und Nicoletta hatte das Gefühl, dass Ilia sie an ihrem Geruch identifizieren wollte, so nah glitt er mit seinem unrasierten Gesicht an ihrem Hals entlang. Gemeinsam traten sie zwei Schritte von der Hauswand weg, um sich etwas besser sehen zu können. Sie schauten sich an und stellten fest, dass an keinem von beiden ein Vergang festzustellen war, seitdem sie sich das letzte Mal begegnet waren. Ein Lächeln huschte über Nicolettas Gesicht, ein unberechenbares Lächeln, das nicht zu deuten war. Es gab ein paar Dinge, die sie dem coolen, harten Geheimdienstmann immer voraushaben würde und das machte sie überlegen.
    "Ihr seid spät."
    "Ja, vorhin ist kurz vor uns ein Unfall passiert, auf der Autobahn und wir standen fast eine dreiviertel Stunde im Stau, bis wir durchgewunken wurden", erklärte die Rumänin.
    "Wen hast du mitgebracht?"
    "Einen Freund“, antwortete sie. "Er hilft mir in dieser Sache. Er ist zwar nicht der Hellste, aber er steckt da genauso drin wie ich. Also mach dir keine Sorgen."
    "Ich mag es nicht, wenn Fremde hier bei mir auftauchen, Nica."
    Sie hatte die Anrede gleichwohl registriert, ließ sich aber nicht darauf ein.
    "Wo ist das Paket?", Ilia kam gleich zur Sache.
    "Es liegt im Auto."
    "Dann lass uns mal sehen."
    Sie gingen zurück zu den Autos, ohne ein weiteres Wort zu wechseln.
    "Das ist Ilia", sagte sie zu Uwe, als sie am Parkplatz angekommen waren.
    "Hallo!" Uwe streckte Ilia die Hand entgegen. Ilia schaute ihn kurz an, nickte ihm zu und schien ansonsten den dargebotenen Gruß zu ignorieren. Was für ein Arschloch schoss es Uwe durch den Kopf.
    "Wo ist er? “, fragte Ilia in Nicolettas Richtung, wobei seine Zeigefinger abwechselnd auf die beiden Fahrzeuge zeigten. Uwe bemerkte, dass er für den Fremden kaum zu existieren schien. Das machte ihn wütend.
    "Hier im Großen."
    "Mach auf!"
    Nicoletta hatte keinen Schlüssel und sagte an Uwe gerichtet:
    "Uwe mach den Kofferraum auf"
    "Moment", seine Antwort klang herausfordernd lässig, aber damit konnte er nicht den kleinsten Eindruck bei Ilia schinden. Im Gegenteil, der erfahrene Geheimdienstmann hatte dieses Gebaren schon so oft erlebt, dass er genau wusste, dass solche Wichtigtuer nicht wirklich gefährlich werden konnten.
    Uwe öffnete den Kofferraum und der Rumäne konnte im schwachen Schein der Kofferraumbeleuchtung einen Blick auf den Leichnam werfen. Sie hatten Baumel, dessen Körper seltsam verrenkt im Kofferraum lag, nur eine Plastiktüte über den zertrümmerten Schädel gezogen.
    "Hm, okay!" Ilia hatte genug gesehen.
    "Er muss ausgezogen und gewaschen werden. Ich nehme an, dass sie das übernehmen, mein Freund."
    "Warum ich?" Uwes Frage war überflüssig wie ein Kropf, das wusste er selbst.
    "Glaubst du etwa, dass ich das mache?" Ilia schaute Uwe in die Augen und lächelte ihn dabei demonstrativ an, als er es sagte. Die beiden würden bestimmt keine Freunde werden, das wurde jedem von den Dreien spätestens in diesem Augenblick klar.
    "Und warum waschen, ich denke wir versenken den im See und dann ist gut."
    "Wir machen es so, wie Ilia es sagt und damit basta", Nicoletta würgte jede Diskussion von vorneherein ab.
    "Na dann los, bring ihn mit nach hinten in den Bootskeller“, sagte Ilia an Uwe gewandt.
    Uwe wurde die Sache bald zu dumm. Dieser Typ, wer immer das auch sein mochte, behandelte ihn so hochnäsig, dass er aufpassen sollte, nicht nachher selbst neben Baumel auf dem Grund des Sees zu schlummern, ging es ihm durch den Kopf.
    "Soll ich ihn etwa alleine tragen?"
    "Soll ich ihn etwa tragen?", fragte Ilia spöttisch zurück. "Aber ich hab hinter dem Haus eine Schubkarre, die kannst du benutzen."
    Uwe drückte den Kofferraumdeckel behutsam zu und folgte den beiden auf dem Weg in den Bootskeller.
    Ilia machte Licht. Jetzt bot sich Uwe die Gelegenheit, den Unsympath genauer zu betrachten. Er ordnete ihn bei Ende vierzig, vielleicht auch Anfang fünfzig ein. Es war schwer ihn

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