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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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einzuschätzen. Das schwarze Haar fiel im in die Stirn und bedeckte halb seine Ohren. Eine gepflegte Frisur sah anders aus und vom Rasieren schien er nicht viel zu halten. Sein braunes Gesicht war von der Sonne gegerbt und mit einigen tiefen Furchen durchzogen. Die dunklen, dicht beieinanderliegenden Augen, die unter buschigen Augenbrauen hervorlugten, hatten etwas katzenartiges und gefährliches an sich, was in Uwe sofort den Reflex der Vorsicht aufkommen ließ. Ilia war um die 1, 80 groß und schlank. Es schien kein Gramm Fett an ihm zu sein und die sehnigen Arme und Beine vermittelten eine körperliche Fitness, die man einem durchtrainiertem Jogger zutraute. Er trug ein blaues Hemd mit kurzen Ärmeln, eine olivfarbene bis zu den Knien reichende Kakihose und Sandalen ohne Socken. Alles in allem machte er den Eindruck, dass körperliche Betätigung für ihn kein Fremdwort war, trotzdem sah sich Uwe dem Mann kräftemäßig um Längen überlegen.
    Der Bootskeller erwies sich als kleine, aber gut ausgestattete Werkstatt und als Magazin, dessen Eingangstür sich auf der rechten Seite befand, wenn man vom See auf das lang gezogene Gebäude blickte. Es war sogar eine Sitzecke, mit einer zerschlissenen Couch und einem durchgesessenen, speckigen Sessel vorhanden.
    Rechts neben der Tür hingen verschiedene Schaufeln, Besen, Spaten, Spitzhacken, Rechen und weitere für die Arbeit draußen übliche Gerätschaften. Sie waren fein säuberlich, in den dafür vorgesehenen Befestigungen an der Wand einsortiert. Für diesen Zweck hatte man extra zwei schwere Stahlschienen mit langen Spezialschrauben am Mauerwerk angebracht. Von einem Boot oder Ähnlichem war nichts zu sehen. In dem Raum waren früher die kleinen Ruderboote, die sich nun am Ufer wie an einer Perlenkette aufgereiht im Wasser wogen, über den Winter verstaut und instand gehalten worden. Die dicken Außenmauern des Gebäudes sorgten für eine angenehme Kühle in den Sommermonaten. Hier ließ es sich auch tagsüber aushalten. Ein alter Ölofen, von der Sorte, wie sie in den späten Sechzigern oder frühen Siebzigern in vielen deutschen Wohnzimmern zu finden waren, stand in der linken Ecke und war an einen scheinbar nachträglich eingezogenen Abzugsschacht angeschlossen.
    Die etwa drei Meter lange, schwer und massiv aussehende Werkbank, mit einem mächtigen Schraubstock, bildete das Herzstück des Raums, was unschwer am darauf liegenden Werkzeug zu erkennen war. Hier verbrachte Ilia einen großen Teil seiner Arbeitszeit .
    "Dort ist Kaffee, ihr könnt euch bedienen." Ilia deutete auf die Kaffeemaschine, die passenderweise zusammen mit zwei, nur auf den ersten Blick sauber wirkenden Tassen auf einem kleinen Rollwagen neben der Couch stand. Beide bedienten sich dankbar.
    "Ich dachte wir wollen den Typ beerdigen und machen uns dann wieder vom Acker ", Uwe wurde ungeduldig.
    "Da ist die Schubkarre. Hol ihn her und dann sehen wir weiter." forderte der Rumäne ihn in unmissverständlicher Weise auf.
    "Nicoletta, komm! Je eher wir wieder weg sind, umso besser."
    "Sie bleibt hier und wird mir erst mal genau berichten, was passiert ist. Du gehst alleine."
    "Soll ich den Kerl alleine aus dem Wagen hieven?", Uwe war nahe dran die Fassung zu verlieren. Er neigte leicht den Kopf und sah den Rumänen angriffslustig an.
    "Mann, mach jetzt! Du schaffst das Uwe. Ic h werde Ilia alles erzählen." herrschte Nicoletta ihn an.
    Uwe zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf und verließ mit der Schubkarre den Raum. Unbändige Wut hatte sich in ihm aufgestaut. Noch mehr wütend machte es ihn, dass Nicoletta diesem arroganten Arschloch recht gab.
    Das Umbetten von Baumels Leichnam in die Schubkarre war sogar für einen starken und trainierten Mann wie Uwe, mehr als anstrengend. Ein Herausheben aus dem Kofferraum erwies sich als völlig unmöglich, Baumel hatte bestimmt 120 kg, wenn nicht sogar mehr. Man konnte nirgends richtig anfassen. Was sollte diese Scheiße? Zu zweit wäre es kein Problem gewesen, aber alleine fast unmöglich, das mussten die anderen doch wissen. Seine Wut steigerte sich. Uwe packte den Leichnam unter den Achseln und versuchte ihn herauszuziehen. Ein Stück weit ging es, dann blieben die Füße an der Kofferraumkante hängen. 120 kg Lebendgewicht sind gefühlte 300 kg beim Hantieren mit einem Toten! Ein Verletzter kann vielleicht ein kleines Stück helfen, sich leichter machen, aber von Baumel war in dieser Hinsicht rein gar nichts zu erwarten, der war mausetot. Uwe

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