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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Manchmal konnte Richard Mees ein richtiges Schwein sein, und obwohl er es sich selber eingestand, glaubte er aus irgendeinem Grund heraus, dass sein Handeln zu rechtfertigen war. Es war einer dieser Alleingänge, nach denen sich Richard, später beim Bier immer fragte, ob ihm die vorgesetzte Behörde nicht einen größeren Handlungsspielraum zugestehen sollte, um für Ordnung im Revier zu sorgen.
    Ab diesem Zeitpunkt wusste der junge Mann , wer der Sheriff in der Stadt war und hatte es daraufhin vorgezogen, sein berufliches Glück im Norden der Republik zu suchen, fernab von Sandra Götze und "Wyatt Earp". Diese Beziehung hatte in Sandra, erneut mehr das Interesse am weiblichen Geschlecht geweckt, von Männern schien sie vorerst die Nase voll zu haben. Aber wegen ihrer ganz eigentümlichen Art von Flexibilität war es genauso gut möglich, dass sie nach einem netten Abend von den Vorzügen der Männerwelt schwärmte. Und Richard, den mochte sie, nicht nur als Kollegen.
    Der Kommissar setzte sich auf den Beifahrersitz, kurbelte das Fenster herunter, nahm die Sonnenbrille wieder ab und begann erneut im Bericht über Baumels Verschwinden zu lesen. Er holte tief Luft, während Sandra den Passat aus der Stadt, Richtung Autobahn steuerte. Montabaur war ca. dreißig Kilometer Fahrt, weniger als eine halbe Stunde.
    " Warum sollte so ein Typ abhauen? Gut situiert, eine Persönlichkeit in der Stadt, viele Freunde, hm." Richard sagte es mehr zu sich selbst, als er den Bericht zum wiederholten Male überflogen hatte.
    "Ja, ist sonderbar und passt irgendwie nicht", pflichtete Sandra trotzdem bei.
    "Na denn, dann sehen wir mal, was die Kollegen für uns haben."
    Richard setzte seine Sonnenbrille auf, ließ den Kopf auf die Brust sinken und verfiel von einem Moment auf den anderen in einen leichten Schlaf. Sobald sie die Europabrücke Richtung Autobahn verlassen hatten, drückte Sandra mächtig auf das Gaspedal des Dienstpassats. Sie musste ihn nicht wecken, als sie die Ausfahrt Montabaur nahm. Richard wurde intuitiv durch die langsamere Geschwindigkeit wach. Sie entschieden sich für den Weg durch die Stadt, obwohl die Umgehung zurück Richtung Koblenz, die deutlich schnellere Alternative zum Ziel gewesen wäre.
    Sandra stellte den Wagen im Hof der Polizeidirektion Montabaur auf einem der Besucherparklätze ab. Die Polizeidirektion hatte im letzten Jahr die alte Dienststelle aufgegeben und war in das Gebäude des ehemaligen Krankenhauses umgezogen. Seitdem war Richard, der schon des Öfteren mit den Kollegen zusammengearbeitet hatte, nicht mehr vor Ort gewesen. Er zeigte sich beeindruckt, vom Charme, der von dem großen und ansehnlichen Bau ausging. Dagegen wirkte das Präsidium in Koblenz kalt und unsympathisch. Das Gebäude lag aus Richtung Stadt kommend, links an der Koblenzerstraße, schwer einzusehen und fast versteckt hinter Bäumen.
    Ein Gähnen, ein kurzes Strecken und dann fühlte sich Richard bereit.
    Sandra ging voran. Die Tür wurde aufgedrückt und ein Streifenpolizist kam ihnen mit fragendem Blick entgegen.
    "Guten Tag, was kann ich für sie tun?"
    "Hallo! Polizeimeisterin Götze und das ist mein Kollege der Herr Kriminalkommissar Mees von der Kripo Koblenz. Wir möchten gerne zu Herrn Kriminalhauptkommissar Wagner. Es geht um das Verschwinden von Frank Baumel."
    Den Polizisten interessierte n die Dienstausweise nicht im geringsten. Er fragte gar nicht danach. "Kommen Sie mit, er sitzt dort hinten am Ende des Ganges." Der Schutzpolizist drückte eine weitere, mit einer Scheibe aus Milchglas versehene Tür auf und ließ die beiden herein. Krankenhäuser und Polizeireviere haben einiges gemeinsam, dachte Richard. Sie schienen alle nach Schema F gebaut zu sein, alle kamen sie ihm gleich vor.
    Ein langer mittiger Gang und links und rechts die Büros, in denen die Beamten meist zu zweit saßen und die jeweils nochmals mit einer Verbindungstür mit dem Nachbarbüro ausgestattet waren. Deutsche Behörden Baunorm.
    Die spärliche Einrichtung des Dienstzimmers bestand aus einem Schreibtisch mit dem dazugehörigen Chefsessel, zwei Besucherstühlen und einem völlig mit Ordnern überfrachteten Aktenregal. Alle Einrichtungsgegenstände schienen den Zenit ihres Daseins hinter sich zu haben. An der gegenüberliegenden Wand des Regals hing eine große Karte von Rheinland-Pfalz, in die eine Vielzahl von bunten Nadeln eingesteckt war. Kriminalhauptkommissar Wagner saß am Schreibtisch und sortierte einen Stapel Blätter in

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