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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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konnte er nicht erklären. Michel war bestimmt größer als der US Star, aber seine schelmischen Augen, das unschuldige, sich über das ganze Gesicht ziehende Lächeln und sein Gang mit den kurzen, schnellen Schritten, stellte unwillkürlich den Bezug in Richards Kopf her. Dazu kam die Art, wie Peter Michel sein Haar trug, oder besser, tragen musste und die schwarze dicke Hornbrille.
    " Peter schaut euch gründlich um, ich bin der Überzeugung, dass es sich um mehr als einen gewöhnlichen Einbruch handelt. Ich brauch alles." Kommissar Mees arbeitete schon über fünfzehn Jahren mit Peter Michel zusammen.
    "Ah, Kottan ermittelt", antwortete Michel mit triefender Ironie.
    "Genau, Junge. Deshalb höchste Sorgfalt, auch wenn´s länger dauert. Die Burschen hier aus Montabaur haben schon gute Vorarbeit geleistet, aber jetzt zeig du ihnen mal, was du noch so alles drauf hast. Durchsucht die Bude hier so gründlich, wie es irgend geht, bis in den letzten Winkel", Richard gab seinem Kollegen einen Klaps auf den Rücken. "Sandra und ich fahren wieder zurück. Wenn ihr fertig seid, versiegelt das Haus. Den Bericht hab ich dann morgen früh um acht, nicht wahr Peter?", dabei lachte Richard in der Gewissheit, in dieser Hinsicht von Michel nicht ernst genommen zu werden.
    "Ist schon klar", bestätigte der Mann von der Spurensicherung und begrüßte dabei die Kollegen aus Montabaur. Man kannte sich.
    "Schönen Feierabend!", schickte Michel den beiden nach, als sie sich zur Rückfahrt aufmachten.
    Sehr zum Unwillen von Sandra hielt sie der Kommissar abermals an, am bekannten Getränkedepot einen Stopp einzulegen, damit er seinen Durst stillen konnte. "Scheiß Hitze", sagte Richard und setzte das Bier an den Hals.
    "Hey, du hast doch bestimmt wieder zehn Ampullen abgedrückt Richie", ein leiser Vorwurf war trotz der gewollten Übertreibung aus Sandras Stimme herauszuhören.
    "Drei! “, untertrieb Richard.
    "Mann, Du bist im Dienst. Irgendwann knallt es mal und dann bist du aber am Arsch." Sandra machte sich wirklich Sorgen. Dass Richard trank, war auf dem Revier ein offenes Geheimnis und Sandra glaubte von allen am besten zu wissen, wie hoch sein Alkoholkonsum wirklich war. Von den zwei, manchmal auch drei kleinen Jägermeistern, die Richard außerdem zu seinem üblichen Quantum Bier trank, ahnte sie nichts. Aber sie hatte das Gefühl, dass Richard in den zurückliegenden Monaten seinen Konsum ein Stück weit gesteigert hatte.
    Als sie das Präsidium erreicht hatten, entschloss sich Richard entgegen seiner ursprünglichen Absicht, doch noch einmal sein Büro aufzusuchen. Sandra musste zuerst einmal für kleine Mädchen. Von den Kollegen war nichts zu sehen, was aber nichts Ungewöhnliches war für diese Uhrzeit. Am frühen Abend ging es locker zu und außer den beiden Beamten, die die Pforte besetzt hielten, schien alles wie ausgestorben. Richard setzte sich. Ein kurzer Blick über seinen Arbeitsplatz genügte, um festzustellen, dass bis auf eine Anfrage der Kripo Trier zwecks einer Personenabgleichung nichts Neues auf seinem Schreibtisch angefallen war. Schreibkram eben! Mit seiner ganzen Routine und Kraft seiner Autorität platzierte er das Gesuch mit einer eleganten Wurfbewegung auf Sandras Platz.
    " Und jetzt, was machst du heute Abend?“, fragte ihn seine Kollegin, als sie ihren Platz eingenommen hatte und ein offensichtlich frisch abgelegtes Blatt Papier überflog.
    "Nachher Fußball bei Manfred“, antwortete Richard ohne sie anzusehen. Sandra wusste, dass Manfred die Kneipe betrieb, in der der Kommissar einen großen Teil seiner Zeit verbrachte und in der er einen eben so großen Teil seiner sozialen Kontakte pflegte. Es war eine von zwei Gaststätten in Koblenz, die sein heimatliches und bevorzugtes Bier im Ausschank hatte. Außerdem mochte er die Thekenbesetzung, den größten Teil des Publikums und der Wirt war ihm über die Zeit zu einem Freund geworden. Die Einrichtung fand er sehr gemütlich, sie erinnerte ihn genau wie die Musik, die ständig lief, wenn nicht gerade Fußball live angesagt war, an die späten Siebziger, seine wildeste Zeit. Sandra hatte schon des Öfteren das ein oder andere Bier dort mit ihm getrunken. Bei ihren Gesprächen, die nicht nur privater Natur waren, war ihnen dabei manchesmal ein wichtiger Aspekt eines Falles bewusst geworden, an dem sie gerade arbeiteten. Deshalb redete sich Richard ein, dass er die besten Eingebungen immer bei einem schönen frisch gezapften Bier hätte. Es war ein

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