Missbraucht
legte.
"Alles klar, Herr Doktor?"
"Alles klar! Es läuft wie immer ab, er erwartet euch und du holst ihn dann kurz vor Acht wieder ab."
Uwe nickte und verließ zusammen mit Mathae das Büro.
Heb setzte sich, wischte sich die Stirn mit einem Erfrischungstuch ab und atmete tief durch.
Die letzten Jahre hat alles so gut geklappt. Frank hat seinen Spaß mit Thomas gehabt, der keine Schwierigkeiten machte. Der Idiot von Stromberg ist zu einem willfähigen Handlanger für die Drecksarbeit geworden und ich hatte nichts weiter zu tun, als die Termine zu koordinieren , dachte Heb über die vergangene Zeit nach. Er hoffte, dass sich alles wieder so einspielen würde. Dafür war dieses erste Treffen zwischen Baumel und Mathae entscheidend.
Hoffentlich versaut das kranke Arschloch jetzt nicht alles. Manchmal wünschte Heb sich, seinem Freund Baumel nie begegnet zu sein.
*
02. 07. 1992
Uwe Stromberg hatte immer noch die Hand auf der Schulter des Jungen abgelegt, als sie vor der Haustür standen. Er klingelte und sofort öffnete Frank Baumel die Tür. Ganz so, als ob er schon ungeduldig gewartet hätte.
"Alles klar?, fragte Baumel, ohne überhaupt eine Antwort zu erwarten. Er griff in die Hosentasche und steckte Uwe einen Fünfzig Mark Schein zu.
"Alles klar."
"Na Mathae, das ist aber schön, dass du gekommen bist. Ich freue mich sehr." Baumel zog Mathae förmlich ins Haus und nickte Uwe zu, als Zeichen, dass er jetzt gehen konnte. Dann schloss sich die Tür.
Baumel hatte alles vorbereitet. Wie bei einem lang herbeigesehnten Rendezvous. Er wollte nichts dem Zufall überlassen und hatte das Treffen in den vergangenen Tagen -zigmal durchgespielt. Er war frisch geduscht, dezent parfümiert und trotzdem ein dreckiges Schwein.
Er zeigte Mathae den Garten mit dem Teich und den bunten Zierfischen, die er natürlich füttern durfte. Die Schaukel, die sich Baumel nach dem Tod seiner Mutter von Stromberg an einer schlecht einsehbaren Ecke des Grundstücks hatte a ufstellen lassen, sorgte nicht für Begeisterung. Dafür sind Elfjährige zu groß. Dann gingen sie zurück ins Haus und Frank Baumel zeigte seinem Besuch die Räumlichkeiten. Mathae sagte kein Wort und schien völlig unbeeindruckt. Um so irritierter zeigte sich Baumel, denn damit hatte er nicht gerechnet. Dass er allerdings den Alleinunterhalter geben musste, störte ihn weniger, denn Leute wie Baumel sind es gewohnt viel zu reden, ohne etwas zu sagen. Sie tranken einen Saft zusammen und setzten sich auf die Couch. Baumel fing an zu schwitzen und öffnete sein Hemd, während er unaufhörlich auf Mathae einredete. Ihm wurde es noch wärmer, als er den Jungen so dicht neben sich spürte. Der Schweiß stand ihm im Gesicht und kleine Perlen liefen seinem feisten Bauch hinunter. Er stöhnte leise, es war mehr ein Grunzen, als er sich den Reißverschluss seiner Hose öffnete und die Hand des Jungen auf seinen Oberschenkel legte.
*
02.07.1992
Um kurz vor acht klingelte Stromberg. Baumel öffnete und hielt dabei Mathae mit seinen dicken Armen an sich gedrückt.
Uwe grinste so dumm, wie man dummer nicht grinsen konnte, als er den Jungen musterte. Aber an Mathae war keine Veränderung festzustellen. Teilnahmslos wie immer wartete er ab, was als Nächstes passiert.
"Auf Wiedersehen Mathae, ich habe mich sehr gefreut, dass du bei mir warst und ich freue mich auf deinen nächsten Besuch", sagte Baumel und drückte den Jungen Stromberg in die Arme. Ohne weiteres Aufheben, drehte sich Baumel um und schloss die Tür. Uwe brachte Mathae zurück ins Heim. Er begleitete ihn bis in die große Halle und schickte ihn dann auf sein Zimmer.
Still lag Mathae in seinem Bett. Er dachte nach, aber er verstand nichts. Das Einzige, was er wusste, war, dass er nicht mehr mit dem dicken Mann alleine sein wollte. Er konnte nicht ahnen, dass sein Martyrium an diesem Abend erst begonnen hatte, er war doch noch ein Kind.
*
17.06.1994
Um siebzehn Uhr beendete Ilia sein kurzes Nickerchen und stand auf. Er besaß die Gabe, in jeder Situation und an jedem Ort abschalten zu können, um in kürzester Zeit seine körperlichen und gedanklichen Fähigkeiten wieder auf ein Höchstmaß zu schrauben. Diese Veranlagung war ihm als Mitarbeiter der Securitate sehr zugutegekommen und hatte neben seiner Integrität, Verschlagenheit und seiner skrupellosen Gewaltbereitschaft, zu seinem legendären Ruf innerhalb der Abteilung beigetragen. Er nahm sich zwei Flaschen Cola aus einer Kiste, die in seiner
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