Missbraucht
leises Röcheln kam über seine Lippen und nur einen kurzen Augenblick später, lief ein kleiner Rinnsal Blut aus seinem Mund und tröpfelte auf sein Shirt. Uwe Stromberg trat erschrocken und verwirrt zwei Schritte zurück, als Ilias Kopf nach vorne kippte. Der Rumäne war tot!
Außer dem Blut auf der Brust, war nichts an dem Körper zu erkennen, was auf irgendeine Art von Gewalteinfluss hindeuten konnte. Nicoletta, die immer noch kein Wort gesagt hatte und für die die Situation völlig unerklärlich und unheimlich war, trat an den Toten heran. Sie schaute sich ihn von oben bis unten an, nichts war zu sehen, außer der schmalen Spur, die das Blut gezeichnet hatte. Absolut nichts.
Ilia Popesci stand tot und fast kerzengerade vor ihr. Ein paar wenige Bluttropfen waren auf dem Boden hinter den Schuhen von Ilia zu erkennen. Sie fasste den Körper an den Schultern und wollte ihn bewegen, aber es ging nicht. Er schien wie festgetackert. Uwe stand immer noch wie versteinert da, atmete schwer und beobachtete die Frau. Er war ganz offensichtlich mit den Nerven am Ende, stand vielleicht sogar richtiggehend unter Schock. Nicoletta trat noch dichter heran und dann sah sie es. Ilia Popesci war förmlich aufgespießt worden. Sein Körper hing in den drei fingerdicken Zinken einer Gartenharke. Das Werkzeug stand, gehalten von einem an zwei senkrechten Balken festgenagelten Brett, neben den anderen Gerätschaften an der Wand. Durch die Wucht beim Aufprall, noch verstärkt durch das Gewicht von Stromberg, hatten sich die Eisenzinken bis zum Anschlag in Ilias Körper gebohrt. Drei, jeder für sich alleine schon tödlich wirkende, Metallspieße steckten fast zwanzig Zentimeter tief in Ilias Rücken.
Uwe Stromberg fing an zu schluchzen. Die Frau atmete tief durch, drehte sich um, ging auf Uwe zu und schlug ihm mit ganzer Kraft die flache Hand ins Gesicht. Sofort blutete er wieder, aber wenigstens war er ansprechbar und wahrnehmungsfähig.
"Du Idiot, du riesengroßes Arschloch!", Nicoletta war nahe an einem Tobsuchtsanfall.
"Sieh was du gemacht hast, er ist tot! Das darf nicht wahr sein, das darf einfach nicht wahr sein!", ihre Stimme wurde immer lauter, bis es ihr bewusst wurde.
"Okay, ganz ruhig Nicoletta", sagte sie zu sich selbst, "überlege genau, wie es jetzt weitergeht.“
"Wir hauen ab, Nicoletta. Komm, wir haben die 25000, das reicht doch für den Anfang. Wir fahren durch bis nach Rumänien, dort findet uns nie jemand", Uwe wirkte wie euphorisiert.
"Vergiss es, sie haben uns schon an der Grenze und die 25000 gehen alleine schon für gute Pässe drauf", übertrieb sie. Ihr fiel die Uhr ein. Sie ging zu dem an der Wand aufgespießten Ilia und griff ihm in die Hosentasche. Nicoletta nahm die Uhr und die Halskette heraus und legte sie auf die Werkbank neben der Couch.
Diesmal sagte Uwe nichts, es war ihm angesichts des zweiten Toten, der auf sein Konto ging, egal.
"Ganz ruhig Uwe, lass uns überlegen." Sie legte die Uhr und die Kette auf den Tisch, ohne sie weiter zu begutachten. Dann nahm sie die kleine Decke, mit der Ilia den Kopf von Baumel abgedeckt hatte und verhüllte damit ihren Lehrmeister, Liebhaber und ehemaligen Partner. Anschließend setzte sie sich wieder in den Sessel und trank Cola.
"Wir müssen jetzt die Nerven behalten. Wir sind gekommen um Baumel hier zu versenken, das wird nichts mehr, stattdessen haben wir jetzt zwei Leichen, die wir verschwinden lassen müssen. Also, was machen wir mit ihnen?"
Uwe war mit der Frage total überfordert, er wusste überhaupt nichts mehr und fragte sich andauernd, in welchem Film er gelandet sei.
"Ich versteh das alles nicht mehr Nicoletta, wir hätten es gestern Abend bei den 10000 belassen sollen und dann wäre alles klar gewesen. Jetzt haben wir die Scheiße", Uwe nahm wie beiläufig die Uhr und die Kette, setzte sich auf die kleine Couch und legte ein Bein hoch. Er atmete noch einmal kräftig durch. "Wow, eine Rolex!", sagte er wie abwesend, als er sich den Chronometer betrachtete. "Die wird bestimmt auch noch was bringen."
"Apropos 10000! Wo hast du das Geld?"
"Alles hier", Uwe zog ein Bündel Scheine aus der Tasche und hielt es in die Luft.
"Pass bloß gut darauf auf!", Nicoletta trank wieder einen Schluck. Sie stand auf und fing an, den Raum genauer zu inspizieren. Sie schaute in die Schubladen der Werkbank und öffnete die zwei grünen Metallschränke. Außer allerhand Schrauben, Nägel, kleineres Werkzeug, Farben, Pinsel und eben der ganze übliche
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