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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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kindliche Unbekümmertheit vermissen, die man eigentlich erwartet hätte. Ihr brauner Teint, das volle schwarze Haar und die dunklen Augen ließen auf eine südländische Herkunft schließen. Sie gingen mit ernsten Gesichtern an den beiden Erwachsenen vorbei, ohne zu grüßen. Nur aus den Augenwinkeln heraus schauten sie die beiden fremden Personen an. Richard kam diese Art der Demut ihnen gegenüber sofort merkwürdig vor, aber er bemerkte es nur als Randnotiz und beschloss sich darüber jetzt keine Gedanken zu machen, warum auch? Er hatte in einem Fall zu ermitteln. Sandra hingegen musste beim Anblick der beiden Kleinen lächeln "Sieh mal, wie ein altes verliebtes Ehepaar", sagte sie zu ihrem Kollegen. Kommissar Mees hatte keinen Sinn für solche Sentimentalitäten und Sandras Interpretation kam ihm mindestens genauso sonderbar vor, wie das Verhalten der Kinder.
    Der Empfang war wie beim ersten Mal, als sie das Haus besuchten, nicht besetzt. Das bedeutete Warten, bis ihnen jemand über den Weg lief, der weiter helfen konnte, oder sich selbst umschauen. Sie wollten gerade damit beginnen, das Jugendheim auf eigene Faust zu inspizieren, als eine Meute Jungen und Mädchen ihnen im Gang entgegen kam. Lautes Lachen und ein Wortwirrwarr wie aus hundert Gesprächsfetzen bezeugten die Unbekümmertheit der an ihnen vorbeiziehenden Kinder. Ihr Verhalten war ganz anders als das, welches das Mädchen und der Junge an den Tag gelegt hatten. So lebendig müssen Kinder sein, dachte Richard. Den Schluss der Kolonne bildete die Aufsichtsperson. Sandra sprach sie unvermittelt an. "Entschuldigen Sie, wir suchen Herrn Dr. Heb."
    Die Erzieherin streckte den Arm aus und sagte laut: "Diese Richtung, nach dreißig Metern links, den Gang entlang, um die Ecke die Treppe hoch und dann ist es im ersten Stock das zweite Büro, also die vierte Tür links." Sie musste selbst über ihre militärisch knappe Auskunft lachen und zog unvermittelt mit dem ganzen Tross weiter.
    Sandra und Richard machten kehrt und schlugen den beschriebenen Weg ein.
    Die Zimmer lagen ausnahmslos auf der von ihnen gesehen linken Seite des Ganges. Sandra klopfte an die Tür von Herrn Dr. Hebs Büro und Richard blickte durch eines der großen Fenster rechts des Ganges, hinunter auf die Einfahrt. Uwe Stromberg hatte das Bewässern eingestellt, der Schlauch lag aber noch gut erkennbar ausgerollt in dem Blumenbeet. Der Kommissar ließ seinen Blick von oben über die Zufahrt und den Vorhof wandern. Dann sah er Stromberg. Er unterhielt sich mit dem hübschen Jungen und dem Mädchen, deren Vertrautheit Sandra so gefallen hatte. Dabei hielt der große Mann die Puppe des Mädchens in seinen Händen, als ob er ihren Kopf reparieren wollte. Kommissar Mees maß seiner Beobachtung keinerlei weitere Bedeutung zu und folgte seiner Kollegin in das Büro des Heimleiters.
    Dr. Heb begrüßte sie höflich und bat sie einzutreten.
    "Guten Tag Herr Doktor", grüßte Sandra den Heimleiter zurück. Richard nickte beipflichtend.
    "Was führt sie wieder zu mir?", sehr überrascht schien Heb nicht zu sein.
    "Wir müssen noch einmal in die Wohnung", Sandra führte die Konversation.
    "Und?"
    "Tja, Sie müssten uns den Schlüssel geben. Herr Baumel kann uns ja nicht mehr aufmachen", sagte der Kommissar und sah den Doktor fest an.
    " Natürlich. Kein Problem. Hier bitte" Friedhelm Heb kramte den Schlüssel aus seiner Tasche hervor.
    "Haben Sie ihn eigentlich immer dabei?", Richard schaute dem Doktor gerade in die Augen, und zwar so, dass er den eindringlichen Blick bemerken musste.
    "Nein, normal liegt er in meiner Wohnung, ich brauche ihn ja nicht, nur wenn etwas Besonderes passiert wäre. Ist doch nur für den Notfall. Ich habe ihn heute Morgen eingesteckt, weil sie mich gestern schon danach fragten"
    "Oh, sie denken ja sehr gut mit, dann betrachten Sie das jetzt mal als Notfall“, sagte Richard.
    Dr. Heb reichte Sandra den Schlüssel.
    "Danke, wir bringen ihn zurück, wenn wir soweit sind."
    "Darf ich fragen, nach was Sie suchen?"
    Blitzschnell antwortete der Kommissar: "Es gibt erste Anhaltspunkte für ein Verbrechen und wir erwarten uns Hinweise für ein Motiv."
    "Was ein Verbrechen! Wie kommen sie zu dem Schluss?", Friedhelm Heb wirkte plötzlich hellwach, wie aus einer Lethargie gerissen. Richard Mees zog die Augenbrauen hoch und fixierte Heb.
    "Es liegen neue Erkenntnisse von der Spurensuche vor. Sie haben Verständnis, dass wir nicht darüber reden dürfen", Sandra sprang gekonnt in Richards

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