Missbraucht
auch als Vorratsraum dienenden Dusche stand, und ging wieder hinüber, in die als Bootskeller deklarierte, kleine Werkstatt. Ilia stellte die Zwei, alles andere als kalten Flaschen Cola, auf den Tisch. Sofort griff Nicoletta danach. Sie brauchte kein Glas, öffnete eine Flasche und fing an zu trinken. Den beiden Männern kam es vor, als wollte sie gar nicht mehr aufhören. Dann rülpste sie laut und atmete erlösend durch. Uwe bediente sich an der zweiten Flasche.
"Mächtig was los da draußen. Ich glaube, heute ist der heißeste Tag, den wir bisher hatten", sagte Ilia und schaute in die Schublade, in der die Tüte mit Baumels Händen lag, so als wollte er prüfen, ob seine Beutestücke noch an Ort und Stelle waren.
Uwe stellte die Flasche zurück auf den Tisch, ging zum Fenster und schaute zum See raus. "Wie lange hält der Betrieb an?", wollte er wissen.
"Bis neun Uhr offiziell und dann dauert es noch mindestens eine halbe Stunde, bis alle Gäste weg sind. Bis Wilfried und seine Frau alles aufgeräumt haben, wird es bestimmt eine Stunde dauern. Also, so gegen elf werden sie fahren und danach warten wir wenigstens noch eine weitere Stunde, bis wir ihn versenken.
"Und danach hauen wir sofort ab. Nicht wahr Nicoletta?"
"Natürlich, wir müssen spätestens morgen früh wieder da sein, wir haben so schon genug Ärger", sie nahm noch einen Schluck Cola.
"Euch gefällt es wohl nicht bei mir, aber ist doch schön hier. Na ja, euer Toter stört etwas, aber sonst hättet ihr es schlimmer antreffen können." Ilia hatte sich an die kleine Werkbank angelehnt und sah auf Baumels Leiche, während er wie abwesend das Beil mit einem Lappen säuberte.
Nicoletta musste auf die Toilette. Es war eher ein Taubenschlag, ein mal ein Meter, vielleicht ein klein wenig größer. Und es kostete Überwindung. Ilia schien in seiner Werkstatt nicht den größten Wert auf Hygiene zu legen. Es erinnerte sie an ihre Heimat. Das Handwaschbecken warf die Frage auf, was ist verschmutzter, das Becken oder die Kloschüssel? Es war eklig und Ilia war einfach ein Schwein. Sie konnte sich fast gar nicht mehr in dem gerissenen kleinen Spiegel, der auf einer Ablage über dem Becken stand, erkennen und auf den Gebrauch des Handtuchs verzichtete sie wohlweislich. Nicoletta nahm sich die Colaflasche und setzte sich wieder in den speckigen Sessel.
"Ach Scheiße! Dreck hier!" Uwe, der weiter sehnsüchtig vom Fenster aus das Treiben auf dem See beobachtete, wurde die ganze Situation inzwischen mehr und mehr unheimlich. Rational denken, war nie seine Stärke, aber jetzt war sein Gehirn komplett abgeschaltet, er funktionierte nur noch auf das, was ihm Nicoletta und dieser Dreckskerl sagten. Vor vierundzwanzig Stunden war sein Leben noch in Ordnung. Okay, er war es, der Mathae immer zu Baumel gebracht hatte, na und? Nun saß er hier in diesem Stall. Er hatte mit irgendwelchen Kanaken einen Autodeal abgeschlossen und keine fünf Meter von ihm lag der tote, kalte Baumel, den er umgebracht hatte. Dazu dieses Arschloch von Ilia, der Toten die Hände abschlägt und sie beraubt. Mann, in was bin ich da rein geraten , überlegte er. Nur der Gedanke an die 25000 Mark, die er immer bei sich trug war, es, der die Angelegenheit wieder in einem anderen Licht erscheinen lies. Sie sollten der Startschuss zu einem Leben mit Nicoletta sein und dafür war ein Tag Entbehrung und Demütigung auszuhalten. Uwe fragte sich allen Ernstes, ob er mit dem Mord an Baumel nicht seine Schuld Mathae gegenüber gebüßt hatte? Eigentlich schon. Jetzt galt es einfach die Sache hier hinter sich zu bringen und so schnell wie möglich von diesem Drecksack hier weg zu kommen.
"Kannst du deinem Freund nicht mal fragen, ob er auch was zu essen hat. Ich habe Hunger", sagte Uwe leise in Richtung Nicoletta. Ein großer Kerl wie Uwe musste einiges essen, das sah man ihm an.
"Ach glaubst du, du bist hier im Grand Hotel oder was?" Ilia hatte Uwes Bemerkung gehört.
"Nein, das glaube ich nicht! Ich hab nur gefragt, ob wir auch was zu essen haben könnten. Ich habe Hunger." Uwe reagierte genervt, dabei hatte er sich eben erst runter gefahren.
"Dann leck Salz, dann bekommst du auch Durst."
Es war genau diese hochnäsige, überhebliche und arrogante Art, die Uwe zum Kochen brachte.
"Blödes Arschloch", murmelte Uwe vor sich hin.
"Was? Was hast du gerade gesagt?", Ilia neigte leicht den Kopf zur Seite und schaute Uwe Stromberg von unten herbei an. Dann ging er langsam auf ihn zu.
"Jetzt hört schon
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