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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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leicht überzeugen. Aber gegen das Interesse von oben, sprach wiederum das Interesse der Medien. Von einer Hausdurchsuchung beim Politiker Frank Baumel, durfte den Medien nichts bekannt werden. Das war schwierig. Im Polizeiapparat gab es genug gute Journalistenfreunde, die gerne mal eine "Vorabinformation" an die Redaktion der Rhein Zeitung, der wichtigsten und auflagenstärksten Zeitung im Land weitergab. Eine Hausdurchsuchung ist immer mit einem negativen Beigeschmack behaftet, trotzdem zweifelte Richard nicht daran, das er sich bei seinem Chef in diesem speziellen Fall mit seinem Anliegen durchsetzen könnte. Einen Versuch war es immer wert. Rein aus ermittlungstechnischen Gründen war es eine Notwendigkeit, um in diesem Fall weiter zu kommen.
    "Mal sehen, ich muss mit dem Chef reden und jetzt hab ich Brand."
    Bevor sie die Wohnung verließen, zeigte Richard seiner Kollegin, noch einen seiner Lieblingstricks. Er riss von seiner Camel Schachtel kleine Stückchen Papier und klemmte sie vorsichtig, während Sandra die Türen zuzog, sowohl im Schlafzimmer als auch im Wohnzimmer zwischen das Türblatt und den Türrahmen. Dasselbe machten sie noch an der Haustür.
    "Wollen wir mal gucken, was sich hier so tut, wenn wir nicht da sind."
    Dann gingen sie zurück zur Heimleitung.
    "So Herr Heb, wir sind dann mal wieder weg. Hier ist der Schlüssel, vielen Dank. Wir brauchen ihn morgen oder übermorgen noch einmal und melden uns dann wieder."
    "Sie brauchen ihn noch mal", fragte der Doktor ungläubig.
    "Ja, wir haben noch ein paar interessante Hinweise gefunden, die wir näher untersuchen möchten. Bis dann. Auf Wiedersehen."
    "Gut gemacht Sandra, das lässt ihn nachdenken. Und jetzt ab zum Kiosk und dann nach Hause", Kommissar Mees war zufrieden mit seiner Kollegin und er war zufrieden mit sich. Darauf ein Hachenburger Pils. Das gute Bier vom Westerwald.

    *

02. 07. 1992
    Mathae saß, die Hände zwischen den Beinen gefaltet auf einem der Stühle vor Doktor Hebs Schreibtisch. Er vermied jeden Blickkontakt. Nicht unbedingt aus Angst, es war das angelernte Verhalten, welches im Waisenhaus in Ceserea den Zöglingen abverlangt worden war. Es galt, den Autoritätspersonen immer die gebotene Unterwürfigkeit zu zeigen. Seine nackten Füße steckten in neuen Sandalen, die Heb ihm, mit freundlichen Grüßen von dem Mann gegeben hatte, den der Junge gleich kennenlernen sollte.
    Der Doktor verflucht e die Situation, er hatte einen riesigen Kloß im Hals und war in diesem Augenblick froh, dass Mathae so ein stilles Bürschchen war. Konversation mit ihm, hätte die Sache nur schlimmer gemacht. Heb hatte den Kleinen seit einer Woche auf dieses Treffen vorbereitet. Er hatte ihm nur Gutes über den großen Wohltäter erzählt und in den höchsten Tönen von Baumel geschwärmt. Er erinnerte Mathae immer wieder daran, was dieser Mann alles für ihn und besonders für Nadia getan hatte und tun konnte. Der Junge verstand nicht alles, wusste aber, dass er einen wichtigen Mann treffen würde. Mathae hatte keine Angst, er hatte vor nichts Angst. Mathae gehörte zu den Kindern, die alles was um sie herum passierte, als schicksalhafte Begebenheiten wahr- und hinnahmen. Das war die Trumpfkarte, auf die der Doktor setzte.
    Heb wartete. Uwe musste jeden Moment kommen, um den Jungen abzuholen.
    Es war kurz vor halb sieben, der erste Schwung Kinder war fertig mit Abendessen. Neunzig Minuten Zeit hatten sie vereinbart. Für Baumel so gut wie nichts, für Mathae eine Ewigkeit.
    Die Tür ging auf und ohne Anzuklopfen kam Uwe Stromberg herein, eine mächtige Sonnenbrille, knielange Bermudas und ein graues T-Shirt tragend. Aus irgendeinem Umstand heraus wurde der Doktor zwangsläufig an Berichterstattungen über Sextourismus erinnert. Er versuchte so schnell wie möglich, diesen Gedanken wieder zu verwerfen.
    "Sind wir so weit?", fragte Uwe unbefangen, obwohl er inzwischen wusste, welch dreckigen Job er auszuführen hatte. Friedhelm Heb ärgerte sich über Uwes joviales Auftreten.
    "Ja, Mathae freut sich Herrn Baumel kennenzulernen", antwortete Heb und fragte wie zur Bestätigung seiner Annahme:.“Nicht wahr Mathae?"
    Der Junge schaute auf und nickte.
    "Na dann komm Mathae, dann wollen wir mal", Uwes vorgetragene Unbekümmertheit kotzte den Doktor an und er war froh, wenn dieser Idiot mit dem Jungen das Büro verlassen hatte.
    Mathae stand auf und machte ein paar zaghafte Schritte auf Uwe zu, der ihm freundschaftlich seine mächtige Hand auf die Schulter

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