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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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Glück.
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen.«
    »Wie hat er sich Ihnen gegenüber dazu geäußert?«, bohrte Bernardi nach.
    »Wie er sich dazu geäußert hat, habe ich Ihnen doch gerade gesagt, Lieutenant.«
    Ärgerlich brummte Samuel in sich hinein: Klar, du falsches Aas.
    Nachdem die zwei einzigen Zeugen, die dich belasten könnten, spurlos verschwunden sind, kannst du uns hier natürlich viel erzählen.
    Eine Woche später saßen Bernardi und Captain O’Shaughnessy im selben Vernehmungszimmer dem kleinwüchsigen Prediger und seinem Anwalt Hiram Goldberg gegenüber. Der teuer gekleidete Jurist hatte lockiges schwarzes Haar und mächtige Hängebacken, die weit über seinen gestärkten weißen Hemdkragen lappten. Unterhalb des Griffs seiner schwarzen Aktentasche waren, für jedermann deutlich sichtbar, seine goldenen Initialen eingeprägt. Er hatte sie so auf den Tisch gestellt, dass sie Samuel den Blick auf das Gesicht des Zwergs verstellte. Samuel nahm an, dass er das absichtlich getan hatte, da er als Anwalt mit den Gepflogenheiten bei polizeilichen Vernehmungen vertraut war und davon ausging, dass sein Mandant durch den Spiegel beobachtet würde.
    »Guten Morgen, Mr. Goldberg«, begann Bernardi die Vernehmung. »Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wir würden Ihrem Mandanten, Mr. Schwartz, gern ein paar Fragen über zwei vermisste Personen stellen.«
    »Grundsätzlich ist mein Mandant, Reverend Dusty Schwartz,
gern bereit, die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen«, leierte der Anwalt seine förmliche Antwort herunter. »Doch im Moment möchte er sich auf sein verfassungsmäßiges Recht berufen, die Aussage zu verweigern.« Von Goldbergs dickem Handgelenk baumelte eine protzige Goldkette, als er auf die zwei Polizisten deutete.
    »Bei der Vollstreckung der Durchsuchungsbeschlüsse hat die Polizei so viele Gegenstände aus Reverend Schwartz’ Kirche mitgenommen, dass es meinem Mandanten nicht mehr möglich ist, dort weiterhin Gottesdienste abzuhalten und für die Mitglieder seiner Gemeinde zu predigen. Deshalb seine Frage an Sie: Wann werden Sie endlich die Töpfe und Pfannen in die Küche seiner Kirche zurückbringen, sein Bett und seinen Schminktisch in seine Garderobe und das große, wertvolle Gemälde in den Gebetsraum, nicht zu reden von den Lebensmitteln, die Sie aus dem Lager mitgenommen haben. Und dabei habe ich noch gar nicht aufzuführen begonnen, was alles in seiner Wohnung konfisziert wurde.« Diese Aufzählung hatte der Anwalt heruntergerattert, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. »Tatsache ist doch, Detective Lieutenant Bernardi, dass Sie diesem Mann so gut wie alles weggenommen haben, ohne auch nur einen belastenden Beweis gefunden zu haben.« Damit setzte sich Goldberg behäbig zurück und verschränkte mit einem selbstgefälligen Grinsen die Arme über der Brust.
    »Ob Sie mit Ihren Behauptungen recht haben, Mr. Goldberg, wird sich erst zeigen, wenn Ihr Mandant eine Reihe von Fragen über einige der Gegenstände beantwortet, die wir in der Kirche konfisziert haben. Aber wir sind natürlich grundsätzlich bereit, die Gegenstände, die wir aus seiner Wohnung mitgenommen haben, wieder zurückzubringen.«
    »Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, Lieutenant, beruft sich Mr. Schwartz auf den Rat seines Anwalts hin auf sein verfassungsmäßig verbürgtes Recht zu schweigen. Wenn Sie meinen Mandanten unter Anklage stellen oder gar verhaften wollen, nur
zu. Andernfalls würden wir jedoch jetzt gern gehen, und falls Mr. Schwartz’ Eigentum nicht umgehend zurückgebracht wird, werden wir vor Gericht Beschwerde einlegen und entsprechende rechtliche Schritte gegen die Polizei einleiten.«
    Unwirsch breitete Doyle O’Shaughnessy die Arme über dem Tisch aus. Er trug zwar keine Mütze, aber allein die Streifen an seiner Uniform genügten, um seine Autorität herauszustreichen. Er rauchte eine seiner obligatorischen Chesterfields, als er mit seinem irischen Akzent erklärte: »Uns liegen fundierte Hinweise vor, dass Ihr Mandant Sex mit minderjährigen Mädchen hatte. Und solange er uns bei der Suche nach den beiden Vermissten nicht entgegenkommt, kann er lange warten, bis er seine obskure Kirche wieder aufmachen kann.«
    Aber Goldberg ließ sich nicht einschüchtern. »Falls Sie glauben, der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen, wenn Sie die Kirche meines Mandanten weiterhin geschlossen halten, muss ich Sie leider darauf hinweisen, dass Sie mit dieser Maßnahme sogar das

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