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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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bekommen. Sara wäre sicher nur dann untergetaucht, ohne ihren Eltern ein Wort zu sagen, wenn etwas wirklich Gravierendes vorgefallen wäre: Inzest zum Beispiel oder etwas in der Art.«
    »Und warum kein Inzest?«, warf Melba mit einem bitteren Lachen ein. »So was soll vorkommen. In Mexiko genauso wie in den USA.«
    »Das kann ich mir bei den Obregons nicht vorstellen«, sagte Samuel.
»Der Vater kam mir nicht wie der Typ für so etwas vor, und die Mutter hat einen energischen und selbstbewussten Eindruck gemacht. Etwas Derartiges hätte sie ihrem Mann sicher nicht durchgehen lassen. Außerdem glaube ich, dass es die kleine Schwester bestimmt ausgeplaudert hätte, wenn etwas in dieser Richtung vorgefallen wäre. Sie ist eine ziemlich vorlaute kleine Göre.«
    »Ihr kennt ja alle das alte Sprichwort«, bemerkte Melba. »Ein steifer Schwanz hat kein Gewissen. Vielleicht ist sie deshalb verschwunden. «
    »Soviel ich weiß, belässt es der Vater in solchen Fällen nicht nur bei einer Tochter, sondern versucht, allen an die Wäsche zu gehen«, sagte Bernardi. »Und mein Eindruck war eigentlich, dass bei den Obregons in dieser Hinsicht nichts im Busch war.« Samuel sagte nichts, prägte sich aber die einzelnen Diskussionspunkte sehr genau ein.
    »Nur so eine Frage«, meldete sich Melba wieder zu Wort. »Aus welchem Grund sollte eigentlich der Zwerg diesen Jungen, Octavio, getötet haben?«
    »Aus Eifersucht natürlich«, antwortete Samuel wie aus der Pistole geschossen. »Er wollte das Mädchen für sich allein haben. «
    »Aber hast du nicht selbst gesagt, dass der Prediger von diesem McFadden regelmäßig mit jungen Mädchen beliefert wurde, was du zum Teil sogar mit eigenen Augen beobachtet hast. Warum hätte der Zwerg wegen Sara Obregon so einen Aufstand machen sollen, wo er doch weiß Gott nicht über mangelnden Nachschub klagen konnte?«
    »Vielleicht wollte sie nichts von ihm wissen, und das hat ihn dermaßen gewurmt, dass er beschlossen hat, seinen Rivalen loszuwerden und sich seine Angebetete mit Drogen gefügig zu machen. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum er diese komische Puppe und das Bilsenkraut in seiner Garderobe hatte.«

    »Na schön, dann müsst ihr das ja nur noch beweisen«, versetzte Melba achselzuckend.
    »Das versuchen wir doch schon die ganze Zeit, Melba«, seufzte Bernardi.
    »Und Sie sagen, es gibt keine Möglichkeit nachzuweisen, dass das Sperma auf der Puppe von Schwartz stammt?«
    »Leider nein.«
    »Schade. Denn das würde die Sache deutlich vereinfachen. Aber einmal abgesehen davon, bin ich nach wie vor überzeugt, dass ihr etwas Wichtiges überseht. Euer Blickwinkel ist zu eng. Ich glaube, ihr solltet eure Nachforschungen breiter streuen und nach anderen Personen Ausschau halten, die als Mörder in Frage kommen.«
    In diesem Moment kamen Blanche und Vanessa in die Bar, beide mächtig in Schale geworfen. Blanche hatte einen Hauch Rouge aufgelegt und ihr blondes Haar mit einem roten Band nach hinten gebunden, ihr weißes Seidenkleid brachte ihre schlanke Figur noch besser zur Geltung. Samuel, dem bei ihrem Anblick fast das Herz stehenblieb, starrte sie hingerissen an.
    Vanessa trug ein engsitzendes schwarzes Kleid, das sie nach einem Schnittmuster selbst geschneidert hatte. Es unterstrich dezent ihre kurvenreiche Figur, und Bernardi konnte kaum den Blick von ihr losreißen.
    Melba lachte. »Ah, der Jugend scheint nach Feiern zu sein. Was wollt ihr trinken? Geht natürlich aufs Haus.«
    Bernardi wollte Melba Vanessa vorstellen, aber die begrüßte sie bereits zu seiner Überraschung mit einem herzlichen Wangenkuss. »Wir kennen uns schon länger«, sagte Melba. »Blanche hat nämlich vor ein paar Jahren beim Central American Project einen Spanischkurs bei ihr besucht, bevor sie nach Guatemala gegangen ist, um dort für die Indios in den Bergdörfern Latrinen zu bauen.«
    »Du sprichst Spanisch, Blanche?«, fragte Samuel erstaunt.
    »Un poquito«, antwortete Blanche lächelnd. »Aber es hat mir
nicht viel genützt, weil die Indios kein Spanisch sprechen; sie haben ihre eigenen Sprachen. Das hätten die Organisatoren des Projekts eigentlich wissen müssen.«
    »So einfach ist es leider nicht immer«, führte Vanessa an. »Die mittelamerikanischen Regierungen geben nur äußerst ungern zu, dass sie ihre Bevölkerung nicht total unter Kontrolle haben. Deshalb tun sie so, als würden alle Bewohner des Landes dieselbe Sprache sprechen – die Sprache der Konquistadoren.«
    »Aber jetzt,

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