Missgeburt
maschinenbeschriebenen Blatt Papier zurückkam, betraten die drei Polizisten wieder das Vernehmungszimmer.
»So, Miss Dominga, in diesem Schreiben sichert Ihnen die Staatsanwaltschaft Straffreiheit zu«, erklärte Bernardi und reichte Dominique das Dokument. Sie las es aufmerksam durch, dann blickte sie auf und sah den Polizisten an.
»Ihnen ist hoffentlich klar«, fuhr Bernardi fort, »dass Ihnen damit lediglich für die die schwarze Magie betreffenden Anklagepunkte Straffreiheit zugesichert wird, und für sonst nichts. Und als Gegenleistung dafür wollen wir von Ihnen wissen, wem Sie die Puppe gegeben und wem Sie die Kräuter verschrieben haben. Das sind unsere Bedingungen. Sobald Sie mir also sagen, wer
der oder die Betreffende ist, halte ich es auf diesem Dokument fest, sodass später bezüglich Ihrer Straffreiheit keine Missverständnisse aufkommen.«
»Schwarze Magie ist ein sehr weit gefasster Begriff. Fällt darunter auch Voodoo?«
Bernardi kniff die Augen zusammen. »Das würde ich doch meinen. «
»Dann vermerken Sie das«, verlangte die Domina und deutete auf das Dokument. »Sie können es ruhig von Hand tun.«
Bernardi lächelte säuerlich, nahm einen Kugelschreiber aus dem Plastikeinsatz in seiner Hemdtasche und schrieb unter
»schwarze Magie« zusätzlich »Voodoo« auf die Vereinbarung. Dann setzte er seine Unterschrift unter das Dokument, und Dominique unterschrieb es ebenfalls.
»Nachdem meine Patientin spurlos verschwunden ist, kann ich Ihnen, glaube ich, guten Gewissens erzählen, was ich weiß.« Die Domina setzte sich kerzengerade auf. »Octavio war verrückt nach Sara Obregon, aber da sie nichts von ihm wissen wollte, kam er zu mir, um bei mir Rat und Hilfe zu suchen. Ich habe ihm eine schwarzhaarige Stoffpuppe gemacht, die Sara darstellen sollte, und sie in Bilsenkraut gelegt. Außerdem habe ich ihm geraten, sie mehrmals täglich fest an sich zu drücken und zu streicheln und sie mit purer Willenskraft dazu zu bringen, an ihn zu denken. Wie in einer Art Osmose.«
Zum Zeichen dafür, dass sich die Straffreiheit nur auf den Tatbestand bezog, dass sie Octavio die Puppe gegeben hatte, schrieb Bernardi den Namen des ermordeten Mexikaners auf die Vereinbarung. Samuel machte sich eifrig Notizen, passte aber zugleich sehr genau auf, ob sich in Dominiques Körpersprache irgendwelche Widersprüche zu ihren verbalen Äußerungen erkennen ließen. Ihn hatte stutzig gemacht, dass sie so betont aufrecht dasaß, als sie die Geschichte erzählte.
»Welche Wirkung hat Bilsenkraut?«, fragte Bernardi.
»Es ist ein Liebestrank.«
»Ein Liebestrank? Und wie wird er verabreicht?«
»Normalerweise als Tee. Ich habe Octavio einen großen Beutel Bilsenkraut mitgegeben und ihm gesagt, einen Tee daraus zu kochen und Sara so oft wie möglich davon zu trinken zu geben. «
»Hat er Sie dafür bezahlt?«
»Natürlich hat er mich dafür bezahlt.«
»Wie viel?«
»Dreißig Dollar.«
»Wie rasch hätte sich eine Wirkung einstellen sollen?«
»So genau lässt sich das nicht vorhersagen. Manchmal wirkt es schon beim ersten Mal, manchmal kann es auch Wochen dauern, und manchmal wirkt es überhaupt nicht.«
»Und wie verhielt es sich in diesem Fall?«
»Das weiß ich nicht, weil wenig später beide verschwunden sind.«
»Warum haben Sie Octavio auch noch die Puppe gegeben, obwohl doch bereits der Tee die gewünschte Wirkung hätte erzielen sollen?«
»Die Puppe diente sozusagen zur Verstärkung, und damit ihre Wirkung nicht nachließ, riet ich dem jungen Mann, sie mehrmals wöchentlich in das Bilsenkraut zu legen.«
»Und wie ist diese Puppe in den Besitz von Dusty Schwartz gelangt? «
»Soviel mir der Reverend erzählt hat, hat Sara sie Octavio weggenommen und daraufhin ihm gegeben.«
»Ich will Ihnen nichts vormachen, Dominique. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sara ein Verhältnis mit Schwartz gehabt haben soll. Deshalb glauben einige, dass Sie die Puppe dem Prediger gegeben haben, um ihm zu helfen, das Mädchen für sich zu gewinnen, und dass er sie Ihnen hinterher wieder zurückgegeben hat. Trifft das zu?«
»Alles nur albernes Geschwätz, Lieutenant. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe die Puppe für Octavio gemacht, weil es
zwischen ihm und dem Mädchen nicht so richtig geklappt hat und er total verrückt nach ihr war.«
»Angenommen, das stimmt: Warum hat das Mädchen die Puppe dann dem Prediger gegeben, und warum befand sich dessen Sperma darauf?« Letzteres behauptete Bernardi einfach auf gut
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