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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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genaue Gegenteil bewirken. Sie sorgen damit nämlich nur dafür, dass Randgruppen unserer Gesellschaft unnötig Hunger leiden müssen. Jedenfalls würde es mich nicht wundern, wenn infolgedessen die Kriminalitätsrate, die Sie im Mission District bekanntlich möglichst niedrig zu halten versuchen, dramatisch ansteigen würde. Diese Menschen brauchen dringend etwas zu essen, und einige von ihnen werden sich mit Einbrüchen und Raubüberfällen behelfen, um zu überleben.«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Mr. Goldberg«, entgegnete der Captain provokativ langsam und betonte jedes einzelne Wort. »Ihr Mandant ist im Mission District nicht erwünscht. Sagen Sie ihm, er soll mit seiner Kirche lieber in die Tenderloin umziehen, wo sich der menschliche Bodensatz San Franciscos und dieses Mexikanergesindel sammeln.«
    »Es sei Ihnen unbenommen, den Wunsch zu äußern, mein Mandant solle seine Kirche in einem anderen Stadtteil wiedereröffnen, Captain«, konterte der Anwalt. »Das ändert jedoch
nichts an der Tatsache, dass Sie keinerlei belastende Beweise gegen ihn vorlegen können. Deshalb kann ich nur noch einmal sagen: Erheben Sie entweder Anklage gegen ihn, oder lassen Sie ihn frei – und geben Sie ihm vor allem zurück, was er braucht, um seine Kirche wieder für die Allgemeinheit öffnen zu können.«
    »Und was wäre das?«, fragte Bernardi.
    »Zum Beispiel das Gemälde und seine Küchengerätschaften, damit er wieder wie bisher predigen und die Gemeinde verköstigen kann.«
    »Und was können Sie uns als Gegenleistung dafür anbieten?«
    »Mein Mandant wird sich bereit erklären, Sie nicht wegen Geschäftsschädigung zu verklagen.«
    Der Lieutenant konnte angesichts dieser leeren Drohung nur lachen. »Ich dachte, Mr. Schwartz leitet eine Kirche und keine Firma.«
    Da Goldberg im Lauf dieses Wortgefechts seinen Aktenkoffer geschlossen und flach auf den Tisch gelegt hatte, konnte Samuel inzwischen das Gesicht des Zwergs sehen. Er studierte sein Mienenspiel aufmerksam, um irgendwelche Aufschlüsse darüber zu gewinnen, was in ihm vorging. Doch alles, was er zu seiner Überraschung in den Zügen des Predigers widergespiegelt fand, war eine tiefe Traurigkeit.
    »Außerdem werden wir demnächst auch darüber reden müssen, dass das SFPD meinen Mandanten, der keiner einzigen Straftat angeklagt ist, wieder in sein altes Dienstverhältnis zu übernehmen hat.«
    »Das ist Sache der Police Commission und des Civil Service«, antwortete Bernardi. »Dafür bin ich nicht zuständig.«
    »Jedenfalls wird das die Stadt noch teuer zu stehen kommen, Lieutenant«, erklärte der Anwalt trotzig.
    So ging es noch etwa zehn Minuten weiter hin und her, bis der Prediger und sein Anwalt, gefolgt von Captain O’Shaughnessy, schließlich den Raum verließen.

    Samuel stürmte zu Bernardi ins Vernehmungszimmer. »Wie erklären Sie sich das?«, stieß er aufgeregt hervor.
    »Wie erkläre ich mir was?«, antwortete der Lieutenant mit einer Gegenfrage. »Dass der Prediger nicht mit der Sprache herausrücken will oder die rassistischen Beleidigungen des Captain?«
    »Beides.«
    »Alles nur halb so wild«, sagte Bernardi. »Der Captain ist hinreichend bekannt für seine nicht ganz vorurteilsfreie Weltsicht, und bei der Durchsuchung von Schwartz’ Kirche haben wir nichts gefunden, was den Prediger mit dem Verschwinden Octavios oder des Mädchens in Verbindung bringt.«
    »Und die Vorwürfe, dass er mit minderjährigen Mädchen Sex hatte?«
    »Was das angeht, haben wir in seiner Garderobe nur eine Menge Kondome und etwas schmutzige Bettwäsche mit Spermaspuren gefunden, was bei genauerer Betrachtung ein Widerspruch in sich ist.«
    »Wo soll da ein Widerspruch sein?«, fragte Samuel.
    »Wenn er beim Sex jedes Mal ein Kondom benutzt hat, dürfte es eigentlich keine Spermaspuren geben.«
    »Aber von irgendwoher müssen sie doch kommen. Könnte er zum Beispiel auf die Puppe masturbiert und sich dabei Sara vorgestellt haben?«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Aber wie wollen Sie so etwas nachweisen? « Bernardi lachte. »Im Moment wissen wir nur, dass Spermaspuren auf der Puppe sind, aber von wem sie stammen, können wir nicht feststellen.«
    Samuel zuckte frustriert mit den Achseln. »Und was ist mit dem Gemälde?«
    »Bisher nichts. Ich habe es zwar, wie Sie mich gebeten haben, fotografieren lassen und ein Foto an den Assistant U.S. Attorney geschickt. Aber wenn wir nicht bald eine Rückmeldung von ihm bekommen, müssen wir es zurückgeben.«
    »Das ist

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