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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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schüttelte er langsam den Kopf.
    »Gut, ich halte Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden, wenn ich etwas Neues herausfinde«, verabschiedete sich Samuel.
    Am nächsten Morgen flog Samuel mit einer DC-6 der Pacific Southwest Airlines nach Los Angeles, um sich in Venice Beach mit Big Daddy Nord zu treffen. Venice Beach liegt zwischen Santa Monica und dem Los Angeles International Airport und war mit dem Leihwagen problemlos zu erreichen. Nords Shanty Town Bar im Ocean Front Walk lag direkt am Strand und war einer strohgedeckten Bambushütte nachempfunden. Sie galt als beliebter Treff der südkalifornischen Beatnik-Szene, und entsprechend viele Bärte und Baskenmützen konnte man dort sehen – mit einem Unterschied: Statt der obligatorischen schwarzen Kleidung trugen die Gäste Badehosen und Sandalen. Sie mischten sich übergangslos mit den Bodybuildern vom Muscle Beach, der gleich hinter der Promenade begann.
    Nachdem sich Samuel dem Wirt mit einem Verweis auf seine Empfehlung aus San Francisco vorgestellt hatte, setzte er sich auf einen Barhocker in Big Daddys Pseudosüdsee-Strandkneipe und bekam von dem rotgesichtigen Hünen eine Piña Colada spendiert. »Sie wollen also wissen, was Dusty, der Zwerg, in North Beach so getrieben hat?«
    »Es wäre jedenfalls sehr hilfreich, wenn ich wüsste, mit wem er in North Beach zusammen war«, erklärte Samuel.
    »Also, nur damit eines von Anfang an klar ist: Ich verpfeife niemanden, und wenn der arme Teufel nicht tot wäre, würde ich
Sie umgehend wieder vor die Tür setzen.« Big Daddy Nord sah Samuel streng an. »Es gibt jedoch jemanden, der Ihnen helfen kann, herauszufinden, mit wem Dusty dort oben rumgehangen hat. Wenn ich Ihnen diesen und noch ein paar andere Namen nenne, bleibt das aber strikt unter uns. Das ist nur ein Tipp, und ich möchte auf gar keinen Fall, dass außer Ihnen und mir irgendjemand anderer etwas von der Sache erfährt. Ich denke, wir haben uns verstanden.«
    »Mein Ehrenwort!«, erklärte Samuel, dem der rumhaltige Cocktail bereits in den Kopf zu steigen begann.
    Samuels Abschied von Big Daddy fiel dementsprechend herzlich aus, und nach seiner Rückkehr nach San Francisco rief er sofort unter der Nummer an, die er von Big Daddy bekommen hatte. Prompt wurde er von Blondie für den nächsten Abend zu einer Vorstellung im Finocchio’s eingeladen.
    Der Club befand sich über dem Enrico’s und dem Swiss Chalet im ersten Stock des Hauses am Broadway 506. Die große Neonreklame auf dem Dach zählte zu den Wahrzeichen San Franciscos, und es kamen Besucher aus aller Welt, um sich im Finocchio’s eine Vorstellung anzusehen. Die Show in dem etwa hundertfünfzig Zuschauer fassenden Theater bestand aus Tanz-und Gesangsauftritten grell geschminkter Frauen in mondänen Abendkleidern. Am Ende der Vorstellung kamen jedoch alle Mitwirkenden mit nacktem Oberkörper auf die Bühne, um dem Publikum zu demonstrieren, dass sie in Wirklichkeit als Frauen kostümierte Männer waren. Der Applaus war lang und stürmisch, und die Zuschauer warfen neben Blumen, zerknüllten Rechnungsbelegen und vereinzelten Münzen auch Visitenkarten mit dick unterstrichenen Telefonnummern auf die Bühne. Als sich der Begeisterungssturm gelegt hatte, ging Samuel hinter die Bühne in Blondies Garderobe, stellte sich ihm vor und bedankte sich, dass er sich zu dem Treffen bereit erklärt hatte.
    »Das haben Sie nur dem Umstand zu verdanken, dass Big Daddy sein Okay gegeben hat«, antwortete Blondie, ein Hüne von
einem Mann mit einer blonden Beehive-Perücke, die ihn noch einmal fünfzehn Zentimeter größer machte. Er saß vor einem von Glühbirnen eingefassten Schminkspiegel. Nachdem er die falschen Wimpern entfernt hatte, rückte er mit Cold Cream seiner dicken Schminke zu Leibe.
    »Big Daddy meinte, Sie hätten Dusty Schwartz gut gekannt und wären wahrscheinlich bereit, mir ein paar Fragen über ihn zu beantworten.«
    »Ja, ich mochte Dusty sehr. Es war ein Schock für mich, als ich von seinem Tod erfuhr.« Als Blondie die Perücke abnahm, sah er mit dem darunter zum Vorschein kommenden Bürstenschnitt eher wie ein Feldwebel aus als wie die mondäne Diva, als die er auf der Bühne aufgetreten war. »Bevor er diese Kirche gegründet hat, kam er oft hierher, um sich unsere Vorstellungen anzusehen«, begann der Mann in leicht affektiertem Ton zu erzählen. »Hinterher hat er mich dann immer in der Garderobe besucht und sich auf meinen Schoß gesetzt. Er wollte unbedingt mit mir ins Bett, aber das

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