Missgeburt
ausgesprochen gute Idee.« Samuel grinste. »Vor allem, wenn das SFPD für die Spesen aufkommt. «
Bevor sich Samuel die Lasterhöhlen vornahm, die ihm der Barkeeper im Vesuvio’s genannt hatte, schaute er noch einmal in der Rechtsmedizin vorbei. McLeod saß in seinem Büro mit dem Skelett in der Ecke, das jedem Besucher noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen führte, mit wem er es hier zu tun hatte. »Gratuliere«, begrüßte er den Reporter mit gewohnt undurchdringlicher
Miene. »Soviel ich gehört habe, haben Sie ja bereits eine Frage geklärt, womit aber immer noch zwei weitere ihrer Lösung harren.« Er ließ sich in seinen Ledersessel zurücksinken.
»Hoffentlich haben Sie recht«, antwortete Samuel in der Annahme, dass sich der Coroner auf die Zeitungsmeldung bezog, der zufolge Sara heil und unversehrt wiederaufgetaucht war. »Ich wollte nur mal nachfragen, was Ihre Mitarbeiter in der Zwischenzeit über die Spuren am Tatort herausgefunden haben und ob es sonst irgendetwas Neues gibt.«
»Ich habe tatsächlich einige interessante Neuigkeiten für Sie, Samuel«, brummte McLeod. »Wo soll ich anfangen?«
»Am besten ganz von vorn.«
»Zuerst, an den Leichenteilen kam immer dieselbe Säge zum Einsatz, und soweit wir das feststellen konnten, handelte es sich dabei um eine Bandsäge.«
Samuel schrieb hastig mit. Als der Coroner kurz innehielt, blickte er erwartungsvoll auf.
»Damit wären wir gleich beim zweiten Punkt. Wir haben den Gips der Fußabdruckabgüsse untersucht. Und die Einschlüsse, die Sie in einigen davon bemerkt haben, waren winzige Knochenspäne. Das würde zu unserer Vermutung passen, dass das Oberschenkelstück, das der Hund in der Mülltonne gefunden hat, mit einer Bandsäge abgetrennt wurde.«
»Sie meinen also, die Person, die das Leichenteil in der Tonne entsorgt hat, hatte Knochenspäne an den Fußsohlen?«
»So ist es.«
»Lässt sich denn mit einem der Fußabdrücke etwas anfangen?«
»Leider nein. Wie Sie an den vielen Abfällen selbst sehen konnten, waren in dem Bereich um die Mülltonnen zu viele verschiedene Personen unterwegs. Aber weiter: Der dritte Gegenstand von Interesse, den Sie, wenn ich Sie richtig verstanden habe, auf der Hintertreppe im Haus des Zwergs gefunden haben, war ein Stück beiges Alpakagarn.«
»Was ist Alpakagarn?«, fragte Samuel stirnrunzelnd.
»Es ist die Wolle eines in Südamerika beheimateten lamaähnlichen Tiers. Normalerweise werden daraus Pullover und Schals hergestellt. Und Alpakagarn ist teurer als normale Schafwolle. «
»Wenn der Wollfaden von einem Schal stammt, deutet das wohl eher auf eine Frau hin.«
»Nicht unbedingt. Männer tragen zum Beispiel Pullover. Sie lassen sich zu vorschnellen Schlüssen hinreißen, Samuel. Bevor Sie Ihren weiteren Nachforschungen die Annahme zugrunde legen, dass der Täter ein Kleidungsstück aus Alpakawolle trug, müssten Sie erst einmal nachweisen, dass die betreffende Person am Abend des Mordes im Haus des Opfers war und mit einem Kleidungsstück am Geländer der Hintertreppe hängen blieb, sodass sich der Wollfaden daran verfing.«
»Ich stelle im Moment noch keine Vermutungen darüber an, wer der Täter war. Ich versuche nur, so viele Anhaltspunkte wie möglich zu sammeln. Und früher oder später werden sie sich zu einem klar erkennbaren Bild zusammenfügen und uns auf die Spur des Kerls führen, der diese beiden Morde begangen hat.« »Sie sind also weiterhin der festen Überzeugung, dass der Zwerg ermordet wurde?« Der Coroner beugte sich nach vorn und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch.
»Allerdings.«
»Und Sie glauben auch, dass beide Morde von ein und derselben Person begangen wurden?«
»Wir vermuten zumindest, dass ein und dieselbe Person dahintersteckt und dass es sich bei dem Täter um einen Mann handelt, einen Psychopathen.«
»Was das angeht, haben Sie wahrscheinlich sogar recht. Das sind zwei der eigenartigsten Morde, mit denen ich es in meiner dreißigjährigen Laufbahn zu tun hatte.«
Da der Coroner Samuel ansonsten keine weiteren Informationen geben konnte, steckte der Reporter seinen Notizblock ein
und stand auf, um zu gehen. »Vielen Dank, Barney. Sie und Ihre Leute haben mir sehr geholfen.« An der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. »Eine letzte Frage. Haben Sie in Ihren Akten vielleicht etwas über irgendwelche Ritualmorde, die in den letzten Jahren in der Schwulenszene von North Beach begangen wurden?«
Der Coroner dachte kurz nach, dann
Weitere Kostenlose Bücher