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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die groß genug war, um ein ganzes Med-Team samt Trage und Geräten unterzubringen. Jetzt war sie aber deaktiviert, und als sie die eine Seite öffneten, bewegten sich die Türen auf der anderen synchron und gaben den Durchgang frei.
    Dahinter lagen weitere Korridore, in denen automatisch das Licht anging. Offenbar waren sie wenig genutzt, was John nur entgegenkam.
    »Da lang«, erklärte Grasse und sprintete schon weiter. John folgte ihr. Sie kamen an zahlreichen Türen vorbei, neben denen kleine Leuchtanzeigen Raumnummern anzeigten, allerdings ohne den Nutzungszweck der dahinter liegenden Zimmer zu nennen. Vermutlich war dieser Trakt für spätere Arbeiten vorgesehen und jetzt noch unbewohnt.
    »Da vorne beginnt Block Zwei«, stellte Grasse fest, und tatsächlich waren auf einer großen Feuerschutztür in eckiger Schrift die Zahlen 01 und 02 gemalt. Als John die Tür vorsichtig öffnete, sah er, dass dahinter Licht im Flur brannte. Er bedeutete Grasse, vorsichtig zu sein, und schlüpfte durch den Spalt. Jetzt bewegten sie sich langsamer – Eile würde Aufmerksamkeit erregen. Auf den ersten Blick waren sie ganz normale Gardeure von ARStac , sie trugen die richtigen Uniformen und Waffen und bewegten sich wie selbstverständlich durch die Basis. Genau diesen Eindruck wollte John unbedingt erhalten, aber seine Hand rutschte immer wieder zu der Pistole an seiner Hüfte.
    Und dann hörten sie weiter vorn Stimmen. Ohne
innezuhalten, gingen sie weiter. Zwei simple Gardeure. Brave Konzernsklaven, es gibt nichts zu sehen, arbeitet einfach weiter . Verstellung lag John nicht. Er war darin schon immer schlecht gewesen, und mehr als einmal hatte es den guten Willen seiner Vorgesetzten gekostet, wenn er sein Missfallen über ihre Strategien und Taktiken stumm gezeigt hatte.
    An einer T-Kreuzung standen ein Mann und eine Frau und unterhielten sich. Ein Automat war dort aufgebaut, der Wasser mit verschiedenen Geschmackskonzentraten versetzen konnte, und die beiden zapften sich kleine Plastikbecher voll, lehnten an der Wand und führten ein Pausengespräch, wie es in genau diesem Moment im Universum wohl viele tausend Male geführt wurde.
    Als Grasse und John in Sicht kamen, verstummten sie. Vermutlich hatten sie gerade über zu lange Arbeitszeiten, unverständige Chefs und dergleichen gelästert. Die Frau war vielleicht Mitte fünfzig und trug einen hellblauen, sackartigen Overall, während der deutlich jüngere Mann einen Laborkittel übergeworfen hatte.
    So freundlich er konnte nickte John den beiden zu. Dennoch bemerkte er, wie sich die Augenbrauen der Frau zusammenzogen. Sie war keine Technikerin, und wenn sie während der Arbeitszeit so unpassende Kleidung tragen konnte, musste sie einiges zu sagen haben. Aus einem Impuls heraus zwinkerte John ihr zu, woraufhin sie sich mit angewidert verzogener Miene abwandte.

    »Mahlzeit«, brummte Grasse unfreundlich, was der Mann ebenso erwiderte.
    John schwieg.
    Gemessenen Schrittes gingen Grasse und er weiter. Eine Aura der Selbstverständlichkeit sollte sie umgeben; sie gehörten genau jetzt genau hierhin. Alles war exakt so, wie es sein sollte.
    So sehr John auch versuchte, sich das einzureden, so deutlich spürte er die misstrauischen, feindseligen Blicke der beiden. Er sah schon, wie sie die Sicherheit alarmierten, wie sie losliefen, sobald John und Grasse außer Sicht waren, und aufgeregt in die Komgeräte schnatterten. Ihm war in der Uniform viel zu heiß. Da konnte noch so groß atmungsaktiv auf dem Label stehen – der Einzige, der angestrengt atmete, war er selbst.
    Sie gingen den Gang weiter und erreichten schließlich eine Tür, auf der die erlösenden Zahlen standen: 02-03.
    Auch dahinter brannte Licht. Allerdings waren die Wände hier nicht weiß gestrichen, sondern plastbetongrau. Der Bereich wirkte aber nicht unfertig, sondern eher so, als sei es für unnötig empfunden worden, ihn zu verschönern und als Arbeitsbereich einzurichten.
    Ein Geruch von Elektronik und Maschinen lag in der Luft, schwer greifbar. Schon nach wenigen Metern führte der Korridor direkt in eine Sicherheitsschleuse mit verstärkten Türen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen öffnete John ihre Seite und trat ein. Wenn sie entdeckt worden waren, würde es der Sicherheit leichtfallen, sie hier festzusetzen. Keine ihrer Waffen
hatte genug Feuerkraft, um hier in annehmbarer Zeit etwas auszurichten.
    Hinter ihnen schloss sich die Tür. Als sie zufiel, zuckte John regelrecht zusammen. Eine hellrote

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