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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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…«
    »Bedeutet, bis auf weiteres sitzen wir hier fest.«
    John öffnete die Augen. Es gab viel zu tun, und er konnte nicht in einem Krankenbett liegen bleiben. Vor allem nicht, da es nur eine schmale, unbequeme Liege in dem winzigen Raum war, der euphemistisch Krankenstation genannt wurde. Ohne auf das Schwindelgefühl zu achten, setzte er sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    »Sarge, ich bin nackt«, stellte er fest.
    »Wir haben leider keine Pyjamas dabei, Sir, und Ihre Uniform musste in die Wäsche, mit Verlaub. Voller Blut und so.«
    John ging nicht weiter darauf ein, sondern sah den
Stier-Beta an. »Besorgen Sie mir etwas zum Anziehen, Sarge.«
    »Sofort, Sir. Sie sollten erst einmal einen Moment aufrecht sitzen bleiben. Nina sagt, dass in den nächsten Stunden Schwindel und Orientierungsverlust auftreten können. Nebenwirkungen der Medikamente.«
    »Nina?«
    »Miss Grasse. Unser neuer Doc.«
    John nickte unbestimmt. Als sich Bull nicht bewegte, wiederholte er: »Kleidung, Sarge.«
    Während sein Sergeant den kleinen Raum verließ, rieb sich John über die Augen und massierte einen Moment lang seine Schläfen. Er bewegte den Kopf und spürte mit grimmiger Befriedigung das Knacken der Wirbel. Dieser Job wird uns alles abverlangen, was wir haben , dachte er. Und ich trete ihn nackt an.
     
    John blickte in die Runde. Er konnte spüren, wie sich die Muskeln in seinem Nacken verhärteten. Alle sahen ihn an, und alle wollten von ihm wissen, was nun geschehen würde, was zu tun und was unbedingt zu lassen war. Und mit wenigen Ausnahmen war niemand dabei, der die Wahrheit hören wollte – was John entgegenkam, denn das Letzte, was er erzählen würde, war die Wahrheit. Im Besprechungsraum des Shuttles war es viel zu eng. Selbst für das reguläre zehnköpfige Team gab es kaum genug Platz, aber jetzt mussten fünf der fünfzehn Versammelten auch noch stehen.
    »Ich will euch nicht anlügen«, begann er mit ruhiger Stimme, so wie er es auf einem der Seminare zur Menschenführung
gelernt hatte. »Unsere Situation ist nicht rosig.«
    Es war nur eine kleine Unwahrheit. Hinter ihr verbarg sich die hässliche Fratze der Realität: Ihre Situation war katastrophal, und seit er wieder auf den Beinen war, gab es fast stündlich schlechte Nachrichten. Genau das war der Grund, warum er alle Überlebenden zusammengerufen hatte. Die Stimmung war schlecht und drohte noch weiter zu kippen.
    »Wir Justifiers sind nicht vollzählig. Ihr anderen habt keine Ausbildung. Uns fehlt ein Teil unserer Ausrüstung. Ihr alle kennt die Details.«
    Er sah Nicken, gerunzelte Stirnen, Sorge in den Augen. Nur seine Justifiers waren Monumente der Ruhe und Sicherheit inmitten der verängstigen Versammlung. Bull, stoisch und vertrauenerweckend wie immer. Direkt neben ihm Jamie, lässig an die Wand gelehnt, mit einem Blick, als ginge sie das alles nichts an. Ihre dunkle Haut bildete einen Kontrast zu dem hellgrauen, hautengen Overall, den sie trug. Rourke hatte sich gesetzt, und seine breiten Schultern sorgten dafür, dass die Techniker neben ihm kaum Platz hatten. Es schien den ehemaligen Söldner nicht zu stören; im Gegenteil, er lehnte sich zurück und fläzte sich in den Stuhl, wohl wissend, dass seine vernarbte Visage allein ihm allen Platz verschaffte, den er wollte. Cao stand hinter ihm und war im Stehen kaum größer als Rourke sitzend. Der Otter-Hybride lächelte John zu und präsentierte dabei seine spitzen Zähne.
    Zwei der Verletzten lagen noch in der winzigen
Krankenstation und würden diese wohl auch nicht mehr verlassen, wenn man sie nicht zurück in die Zivilisation und in medizinische Obhut schaffte. Die Zeit arbeitete gegen die beiden, und John gab ihnen kaum eine Chance, hier dank ein paar Schmerzmitteln und Kohletabletten zu überleben.
    Vom Rest der Mannschaft musste er so viele wie möglich durchbringen, und das war keine leichte Aufgabe.
    »Zuerst werden wir uns hier einrichten, denn dieses Shuttle wird wahrscheinlich für eine gewisse Zeit unser Zuhause sein. Meine Leute kümmern sich um die Sicherheit, aber wir werden noch heute Teams bilden.«
    Sein Plan war, Techniker, Arbeiter und Justifiers zusammenarbeiten zu lassen. So konnten die Erfahrenen ihr Wissen an die Neulinge weitergeben, und es verhinderte irgendeine Form der Grüppchenbildung.
    »Oberste Priorität hat die Sicherheit der Landezone. Wir werden unsere Ausrüstung sichten. Die Erkundung des Planeten ist derzeit zweitrangig. Wir kümmern uns nur um

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