Missing in Action
Gedanken. Es war sinnlos, sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, schalt er sich zum tausendsten Mal. Er legte sich hin, bettete den Kopf auf die gefalteten Hände und starrte zur Decke.
Als er erwachte, kniete eine dunkle Gestalt über ihm. Einen Moment lang war er benommen, dann erkannte er Bull. Seine Hand griff neben sich und fand den vertrauten Lauf seines Sturmgewehrs. Er hatte nicht einschlafen wollen, aber manchmal machten Körper und Geist einem eben einen Strich durch die Rechnung.
»Rourke ist oben. Die Geräte schlagen an. Jemand schleicht um das Shuttle.« Bulls Stimme war nur ein Hauch, und der Beta hatte sich so weit herabgebeugt, dass seine Lippen beinahe Johns Ohrmuschel berührten.
Sofort fuhr es wie ein elektrischer Schlag durch Johns Körper, er war hellwach. »Wann?«
»Jetzt, Boss. Jamie und Cao sind schon raus.«
John nickte und setzte sich auf. Er ließ den Blick durch den Laderaum schweifen, aber auf die Schnelle war nicht zu erkennen, ob jemand fehlte und wenn ja, wer. Das einzige Licht stammte von einigen LEDs, und es war kaum möglich, mehr als Schemen zu sehen. Kurz blieb sein Blick an Grasses schlafender Gestalt hängen, und irgendwie war er froh, dass sie noch da war.
Einen winzigen Moment lang dachte er, dass er sie wecken und mitnehmen sollte; ihre Fähigkeiten wären sehr hilfreich. Dann verwarf er den Einfall wieder. Noch wussten sie gar nichts, und Grasse konnte in der Sache mit drinstecken.
So leise wie möglich stand John auf, packte seine Ausrüstung mit der einen und die Waffe mit der anderen Hand, dann folgte er Bull, der sich einen Weg zwischen den Schlafenden hindurch bahnte.
Sie schlugen den Vorhang zur Seite und traten in die Nacht. Der Wind hatte etwas abgeflaut, wehte aber noch spürbar. Als sie ins Sternenlicht traten, lösten sich zwei Schatten aus der Dunkelheit, die sich an die Bordwand gedrückt hatten. In Windeseile legte John seine Ausrüstung an und ließ sich von Bull erklären, was los war.
»Eine Person vermutlich. Ist in diese Richtung.« Der Beta deutete auf die andere Seite des Shuttles. »Rourke hatte erst nur eine Anzeige auf den Sensoren, dann hatte er visuellen Kontakt.«
John nickte. »Vorsprung?«
»Keine zwei Minuten. Bewegt sich nur langsam.«
»Schlaues Kerlchen«, murmelte John. »Will nicht entdeckt werden.«
»Oder Frauchen«, sagte Jamie, woraufhin der Ex-Soldat nickte.
»Guter Einwand. Nichts als gegeben hinnehmen.«
Endlich hatte John seine Ausrüstung angelegt und die Waffe bereit. Als sich Bull gegen das Ohr tippte, schüttelte er den Kopf.
»Stöpsel und Mikro anlegen, aber absolute Funkstille halten. Kann sein, dass sie Frequenzscanner haben. Und selbst wenn nicht, unsere Mistdinger senden unverschlüsselt.«
Es war – wieder einmal – einer der Nachteile, dass sie Justifiers waren. Niemand rechnete damit, dass auf einem unbesiedelten Planeten jemand den Funkverkehr mithören könnte.
»Cao, wir sind Team Eins. Ihr beiden seid Team Zwo. Wir übernehmen die Führung.«
Ohne ein weiteres Wort lief John los, und seine Leute folgten ihm. Hatte in den letzten Tagen allein der Gedanke an eine solche Jagd seinen Puls beschleunigt, blieb er jetzt ruhig. Die erhoffte Situation war eingetreten, nun galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Sie umrundeten das Shuttle und nutzten die niedrigen Barrikaden als Deckung, um die freie Fläche zu überqueren. Normalerweise stellte der Dschungel das Unbekannte dar, die Gefahr, doch jetzt war es nur willkommenes Gelände, in dem sie schwer zu entdecken waren.
Sie hasteten weiter. Alle paar Meter hielt John an
und suchte die Umgebung ab. Der Restlichtverstärker in seiner Brille arbeitete tadellos. Zwar war es im Wald fast komplett dunkel, aber eben nur fast. Ein wenig Licht von den Sternen kam selbst durch das dichte Blattwerk, und das genügte.
»Da«, hauchte Jamie zu seiner Rechten und wies tiefer in den Wald. Sein Blick folgte ihrer Hand, fand aber nichts als Gesträuch.
»Übernehmen.«
Sie lief los. Bull folgte ihr mit kurzem Abstand. Der große Beta war erstaunlich leise. John hängte sich ebenfalls dran und wusste Cao hinter sich, der nach sechs Uhr absicherte. Jamie war schnell und absolut lautlos. Geschmeidig duckte sie sich zwischen den Büschen durch, so dass sich kaum ein Blatt bewegte. John versuchte, es ihr gleichzutun, aber wenn er schnell genug lief, um sie nicht zu verlieren, konnte er nicht so leise sein. Sein Atem beschleunigte sich. Dann ging Jamie
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