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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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es mit der Fellfarbe …
    John stolperte, ruderte mit den Armen und bekam schließlich eine Art Liane zu fassen, die ihn im letzten Moment davor bewahrte, unsanft auf den Boden zu knallen. Er blieb kurz stehen, atmete tief ein und leuchtete mit seiner winzigen Lampe den Boden ab. Eine armdicke Wurzel war es, die ihn beinahe zu Fall gebracht hatte.
    Fast wäre er im Gehen eingedöst, dabei konnte er sich nicht erlauben, in der Konzentration nachzulassen. Um sich herum hörte er die Schritte und den Atem seiner Leute. Erkennen konnte er nur noch schemenhafte Umrisse, die im Licht der wenigen kleinen Stablampen und Knicklichter, die sie um den Hals oder Kopf gebunden bei sich trugen, umherhuschten. Leider hatten sie die Energiepacks ihrer Sonnenkollektorenlampe noch nicht aufgeladen. Es war ein Versäumnis, das Bull sich anlastete, aber John machte ihm keine Vorwürfe; sie alle waren erschöpft, und es war nur ein kleiner Fehler.
    Irgendwo über John ertönte ein langgezogener gellender Ruf, wie von einem großen Vogel. Im Unterholz des Urwalds raschelte es nun immer öfter, als würden dessen Bewohner, die tagsüber so scheu und schwer auszumachen waren, nun mit einem Schlag erwachen.

    Und vielleicht sind sie nachts auch aggressiver als am Tag. Grund genug, aufmerksam zu bleiben, Owens, ermahnte er sich selbst.
    Mit Einbruch der Dunkelheit hatte die Hitze etwas nachgelassen, aber unter dem dichten Blätterdach staute sich noch genug Wärme, um der kleinen Gruppe Flüchtlinge auf ihrem Gewaltmarsch zuzusetzen.
    Äste und Zweige knackten, als das Dreigespann aus Rourke, Bull und Shakey durch eine besonders dichte Stelle brach. Hinter John stieß Bull einen Fluch aus, der das Kreativste war, was der Leutnant je über die Anatomie der Göttermutter gehört hatte.
    »Wie lange brauchen wir noch bis zur Kante, Cao?«, rief John in die Dunkelheit.
    Der Beta, der sie führte, drehte sich um und kam dann ein Stück auf ihn zu. »Mit einem satellitengestützten Pathfinder oder einem Sternenhimmel, den ich kenne, wäre das natürlich alles ein bisschen leichter«, erklärte er und ließ den altertümlichen Kompass, den er stattdessen benutzte, in einer Hand aufblitzen. »Aber weit kann’s nicht mehr sein, Sir«, setzte er schnell hinzu, fast so, als habe er gespürt, dass John die Antwort missfiel.
    »Gut, dann nichts wie weiter«, ordnete er an.
    Drei Augen starrten aus der Dunkelheit direkt in Johns Gesicht, rund und wachsam wie die einer Eule. Er bewegte sich vorsichtig einen Schritt von ihnen weg. Die Augen klappten auf und zu, dann wurde ein Geräusch wie von Krallen oder Zähnen auf Baumrinde hörbar, und die runden Augen verschwanden in der
Dunkelheit. John konnte nur raten, wie viele Wesen ihn eben angestarrt hatten.
    Als er sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrierte, wurde ihm plötzlich bewusst, dass sein Arm schmerzte. Außerdem war er müde und hungrig, und seine Füße in den geschnürten Kampfstiefeln schmerzten erbärmlich. Kein Wunder, dass er lieber an laue Sommernächte auf der Erde gedacht hatte, als an ihre jetzige Situation. Aber so etwas war dennoch verdammt gefährlich. Er durfte sich nicht in seinen Träumereien verlieren.
    Während die Gruppe weitermarschierte, beschäftigte John seinen Geist damit, die verschiedenen Fragen und Probleme im Kopf zu sortieren, mit denen sie sich vielleicht als Nächstes konfrontiert sehen würden.
    Ich hoffe, Cao weiß, was er tut. Wenn er uns in die falsche Richtung führt, verirren wir uns noch im Dschungel, und dann gute Nacht.
    Dafür gab es keine Lösung. Wenn der Hybride sie in die Irre führte, konnten sie ihn lediglich bei Tagesanbruch erschießen und dann im Hellen weitersuchen. Kichernd rieb sich John die brennenden Augen.
    Er wollte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn sie keinen Zugang zu den Höhlen fanden. Scans waren ein wunderbares, großartiges Instrument zur Erfassung einer Planetenoberfläche, aber es war nicht zwangsläufig immer möglich, die theoretisch gewonnenen Erkenntnisse auch in der Praxis umzusetzen. Für üblich reichte es einer Gruppe Justifiers zu wissen, dass es auf einem Planeten Höhlen gab, in denen ihr
Konzern Erz oder Gas zu finden hoffte oder illegale Plasmawerfertests machen konnte. Das schwere Gerät und die Technik, mit der sie unterwegs waren, ermöglichte es ihnen, auch unzugängliche Orte binnen kürzester Zeit zu erreichen.
    Aber im Moment war sein Team ganz auf sich allein gestellt, und sie hatten überdies

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