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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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herunterzubringen, erschien ihm das umstandslose Abfackeln des Waldes nur als vergleichsweise moderates Manöver. Weswegen diese Arschlöcher auch immer hier waren, seltene Xeno-Hölzer waren sicher nicht der Grund.
    John schaute seine verbliebene Truppe prüfend an. Sie waren alle k.o., aber die meisten von ihnen konnten noch laufen. Shakey würden sie tragen müssen,
aber das konnten sie schaffen, wenn sie liefen, statt zu rennen. Die Frage war, wie lange sie überhaupt hier draußen durchhalten konnten, mit einem Minimum an Wasser, Proviant und Ausrüstung. Vermutlich müssen wir jetzt doch herausfinden, wie die örtliche Fauna schmeckt, schoss es ihm durch den Kopf. Der Morgen, an dem sie Witze darüber gemacht hatten, schien ihm Jahre zurückzuliegen.
    Sie brauchten einen Rückzugsort. Einen Ort, an dem sie sich ausruhen und ausprobieren konnten, ob das Wasser auf diesem Planeten kontaminiert oder trinkbar war. Einen Ort, an dem er einen Plan aushecken konnte, der ihnen wieder eine Handlungsoption gab und ein bisschen besser war als Nichts wie weg hier.
    »Wir müssen aus dem Wald verschwinden«, erklärte er mit halblauter Stimme. »Die Frage ist bloß, wohin.«
    »Wir könnten auch erst mal versuchen, diese Bastarde zu stellen. Wir legen einen Hinterhalt und schießen ihnen die Ärsche weg«, schlug Bull vor, den ihre Flucht sichtlich wurmte. John warf ihm einen zweifelnden Blick zu, und der Beta verstummte augenblicklich.
    »Wir haben doch diese Höhlen auf den Aufnahmen des Ultraleichts gesehen«, schlug Grasse vor. »An der Kante des Plateaus gibt es Höhleneingänge.«
    »Das war ein Wasserfall«, stellte Reinhards skeptisch fest, der sich aufgesetzt hatte und zu ihnen hinüberstarrte.
    »Da war noch mehr.«
    »So wie’s aussah, sind diese Höhlen tief in das Plateau eingegraben, auf dem dieser Dschungel steht«, erklärte
Rourke. »Gut möglich, dass wir erst mal ein ordentliches Stück klettern müssen, bevor wir da reinkommen.«
    »Kann sein«, bestätigte John. »Aber das bedeutet auch, dass alles, was uns ARStac auf den Hals hetzt, ebenfalls erst mal ein gutes Stück klettern muss. Falls sie uns finden. Damit werden sie nicht rechnen. Es könnte wirklich funktionieren, sie so für’s Erste loszuwerden.«
    Zu seiner Überraschung lächelte Grasse ihn an. »Klingt für mich nach einem ziemlich guten Plan.«
    »Für mich auch, Boss«, stimmte Bull zu.
    John betete, dass Reinhards die Schnauze halten möge, und dieses eine Mal schienen die Götter ein Einsehen zu haben. Der Konzerner blieb still.
    »Jamie, Cao?«
    Der Otter-Hybride schüttelte unschlüssig den Kopf, nickte aber schließlich, und Jamie tat es ihm gleich. Auf einer Mission mochte es ansonsten keine Demokratie geben, aber ihre Situation war so heikel, dass John allen Mitgliedern seines Teams die Möglichkeit geben wollte, ihre Sicht der Dinge beizutragen.
    »Dann ist es beschlossene Sache«, verkündete er schließlich. »Wir machen uns auf den Weg in die Höhlen. Rourke, Bull, könnt ihr Shakey noch ein Stück tragen?«
    »Haben Frösche einen wasserdichten Arsch?«, wollte Rourke wissen, und John grinste.
    »Dann nichts wie los. Je eher wir außerhalb der Reichweite dieser verdammten Drohnen sind, desto besser.«

15
    Die Nacht brach so rasch herein, dass John die Vorzeichen kaum mitbekam. Die Schatten wurden länger und tiefer, und als die Sonne den Himmel rötlich färbte, wirkten die Farben für einen Moment sogar noch satter und intensiver. Für einige Sekunden schien der Wald wie in Flammen zu stehen. Er wirkte mit einem Mal unfassbar lebendig auf John, als sei er ein einziges, gewaltiges Lebewesen. Dann verblassten Rot, Braun und Orange zu einem gleichförmigen Grau, und die Magie des Augenblicks erstarb. Nur Minuten später senkte sich bereits die Dunkelheit herab.
    Vor einigen Jahren war er als Nachbereitung für eine Mission in einem Stellar-Exploration- Speicher auf der Erde gewesen, nahe am Äquator, und nun erinnerte der rasche Wechsel zwischen Tag und Nacht John an die kurze Zeit, die er am Erdäquator verbracht hatte.
    Die Mission war ihm in guter Erinnerung geblieben; nicht nur, weil der Bonus hoch gewesen und ausnahmsweise ohne Murren oder Verzögerung ausbezahlt worden
war; nein, damals hatte er auch in einem Team mit einer Geparden-Beta namens Ka’lya zusammengearbeitet, mit der er die wenigen Tage auf der Erde hauptsächlich in einem durchgelegenen Hotelbett verbracht hatte. Was ist wohl aus ihr geworden? Und wie ist

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