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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Überraschung aber nicht.
    »Wir werden es nicht schaffen, von Tordesillas je wieder herunterzukommen, oder?«, fragte er melodramatisch.
    »Das weiß ich nicht«, entgegnete John ehrlich. »Aber was mich angeht, habe ich den Plan zumindest noch nicht aufgegeben.« Er lächelte Reinhards aufmunternd an. »Ob Sie weiter daran glauben wollen, ist ja Ihre Sache, Sir«, konnte er sich nicht verkneifen, noch hinzuzufügen. Dann ließ er den Manager stehen, nicht ohne eine gewisse Befriedigung darüber, ihn einmal sprachlos erlebt zu haben.
    »Das wird kein Kinderspiel, Boss«, sagte Bull, als er sich neben ihn auf den Rand des Plateaus stellte.

    »Hast du schon überlegt, wie wir’s angehen sollen?«
    John nickte. »Wir haben keine Seile dabei, also können wir bloß aus diesem Lianenzeug etwas basteln. Irgendjemand, der gut klettern kann, muss vorgehen und den Abstieg erkunden.«
    »Das ist kein Job für mich.« Bull schüttelte den Kopf. »Rinder sind nun mal keine Bergziegen, Boss.«
    Der Leutnant musste lachen.
    »Verstanden, Bull.« Er rief seine Leute zusammen und erklärte ihnen die Situation. »Gibt es einen Freiwilligen, den wir zuerst herunterlassen können?«
    »Ich.« Jamie trat vor, und John nickte.
    Jamie war eine gute Wahl.
    Gemeinsam mit Rourke und Grasse suchte er im Dschungel nach Lianen, die belastbar genug aussahen, um auch Bulls Gewicht tragen zu können. Jamie war eher ein Leichtgewicht, aber sie mussten sich bei der Planung natürlich am schwersten in der Gruppe orientieren. Mit seinem Messer säbelte John die faserigen Pflanzen ab und spannte sie prüfend mit zwei Händen. Es war schwierig abzuschätzen, wie viel sie aushalten konnten, wenn ein Mensch an ihnen hing.
    »Erst mal haben wir ca. fünfundzwanzig Meter«, verkündete er schließlich. »Und wir hoffen, dass das reicht, um einen Einstieg in die Höhlen zu finden.«
    »Sonst gibt es vielleicht weiter unten eine einfachere Klettermöglichkeit«, erklärte Jamie und hob entschuldigend die Schultern.
    »Was machen wir eigentlich, wenn das hier klappt, wir die Leute alle abseilen und schließlich nur noch
einer hier oben übrig ist, Sir?«, wollte Rourke wissen.
    »Das Seil an einen Baum binden. Keine Sorge, ich gehe als Letzter runter«, erwiderte John ruhig. Er hatte ebenso wenig Lust auf eine ungesicherte Kletterpartie wie die anderen, aber als Anführer blieb ihm in dieser Frage wohl keine Wahl.
    Sie befestigten das improvisierte Seil um Jamies Taille. Sie schwang sich über den Rand und suchte Halt für ihre Füße. Während der ersten Meter hatten Bull und Rourke, die sie sicherten, kaum etwas zu tun, als ab und an Seil nachzugeben.
    »Ab jetzt kann ich nicht weiterklettern«, verkündete Jamie irgendwann. Ihre Stimme drang gespenstisch gedämpft zu ihnen nach oben. »Achtung!«
    Mit einem Mal gab es einen Ruck, und die Liane war plötzlich straff gespannt. John, der bäuchlings auf dem Rand lag und abwechselnd Jamie und die Sicherer beobachtete, schloss unwillkürlich die Augen und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass das improvisierte Seil halten möge. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass Jamie tatsächlich unversehrt in ihrer Lianenschlaufe hing und inzwischen wieder mit Fingern und Füßen Halt an der Wand suchte. Sie hatten lediglich eine Ausbuchtung im Fels überbrücken müssen.
    »Ich sehe ein ziemlich großes Loch vor mir«, verkündete sie. »Noch zehn Meter.«
    Rourke und Bull gaben weiter Seil nach. Dann schwang sich Jamie auf einen vorstehenden Felsen, der den weiteren Weg nach unten blockierte.

    »Von hier aus kann ich in die Höhle einsteigen. Ich mache mich jetzt los«, rief sie zu ihnen hinauf, und noch bevor John protestieren konnte, hatte sie die Liane bereits von ihrer Taille gelöst. Bull und Rourke begannen, das schlaffe Seil emporzuziehen.
    Jamie verschwand hinter dem großen Felsklotz und aus Johns Sichtfeld. Einige Minuten lang war sie nicht zu sehen, dann tauchte sie plötzlich wieder auf.
    »Der Eingang führt in einen riesigen Raum«, sagte sie. »Hier geht es sicher Hunderte Meter in den Fels.«
    John stand auf und klopfte sich die Erde ab. »Ihr habt es gehört, Leute«, erklärte er. »Lassen wir sie nicht warten.«
    Er grübelte einen Moment lang, welche Reihenfolge die beste wäre.
    »Reinhards, Sie gehen als Nächster. Und danach Grasse.«
    Der Konzerner sah für einen Moment aus, als wolle er sich gegen die Entscheidung wehren, aber dann nickte er und ergab sich in sein Schicksal. Wie ein

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