Missing Link
Bewusstsein. Sie erinnerte sich an den Verrat durch einen Mann, der ihr nun so fremd erschien wie der Fusionsgenerator mit seinen hochgradig gefährlichen Anwendungsmöglichkeiten.
»Hab ich lange geschlafen?«
»Noch eine halbe Stunde, nachdem ich Ricardo helfen gegangen bin«, antwortete Jack. Die zwanzig Minuten, die er sie in seinen Armen hatte schlafen lassen - oder den Trost, den er in ihrem süßen Duft gefunden hatte -, erwähnte er nicht.
Der Sensor lag still auf dem Armaturenbrett, während die Transporter über die matschige Straße krochen. Bedeckt mit Striemen, die nach der Kortisonspritze langsam zurückgingen, umklammerte Baines mit seinen starken Armen das Lenkrad, als wäre es etwas Lebendiges. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten in nichts anderes als Wald und Matsch. »Das Ding hier taugt einen Scheißdreck«, tobte Baines los. Der schwarze Kasten überwachte die Umgebung und zeigte auf dem hellblauen Bildschirm sich ständig ändernde Wellen.
Dorn spielte wütend mit seiner Pfeife zwischen den Fingern. »Viele andere Möglichkeiten haben wir nicht, oder?«
Dorn hatte das wertvollste Stück - Die Quelle mit allen vier Modulen - Baines anvertraut, der es sich hatte entreißen lassen. Nur einige Stunden zuvor hatte sich Dorn seine herrliche
Zukunft ausgemalt, die vor ihm lag, nachdem seine eigenen Forscher die Funktionen der einzelnen Module herausgefunden haben würden. Und jetzt - wenn sie das Gerät nicht wiederfinden würden - bedauerte er Baines’ Zukunft, denn die sah düster aus. Nein, mehr als düster - es würde sie nicht mehr geben.
Die Brücke wieder in Stand zu setzen hatte viel zu lange gedauert. Jetzt hatten die Wissenschaftler einen großen Vorsprung. Das Instrument auf dem Armaturenbrett war ihre einzige Hoffnung, doch es konnte nur elektromagnetische Störungen in einem Umkreis von höchstens einer halben Meile aufspüren. Sie müssten schon über den Fusionsreaktor stolpern, wenn sie die Wissenschaftler je finden wollten. Dorn war bereits einer falschen Spur gefolgt, als das Instrument eine Störung registriert hatte - ein Gasgenerator, der die Lampen und den Fernseher in einer Siedlerhütte mit Strom versorgte.
Wut überkam ihn. Als er durch den hoffnungslos dichten Wald zu beiden Seiten blickte, knallte er sein Faust gegen das Armaturenbrett. »Himmel, Arsch, wie sind sie bloß da rausgekommen?«
»Hab ich doch schon gesagt«, erwiderte Baines. »Auf keinen Fall durch den Eingang. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Wenn wir sie nicht bald finden, wird der Scheißkerl die Nachricht von dem Fusionsreaktor in der ganzen Welt herumposaunen. Er hat ja bereits verkündet, dass er die Funde der Öffentlichkeit bekannt geben will.« Dorn konnte sich bildlich vorstellen, wie der Mann Milliarden von Dollar einfach im Klo runterspülte. »Wir müssen ihn aufhalten, bevor er ein Telefon findet.«
Als würde Baines spüren, was ihm bevorstand, wenn sie die Wissenschaftler nicht finden würden, versuchte er noch das Letzte aus dem Motor rauszuholen.
Dorn gab sich seinen Gedanken über Samantha hin. Seine anfängliche Erleichterung über ihre Rettung hatte sich in Wut gewandelt. Jack durfte nicht als Sieger hervorgehen. Die Dinge waren vor dem Eintreffen dieses Scheißkerls so klar gewesen - und würden es nach dessen Verschwinden wieder sein.
Nach einer weiteren Meile holpriger Straße fing das Funkgerät an Worte auszuspucken. Worte, die sich für Dorn wie eine warme Decke über seinem Schoß anfühlten.
»Der Sikorsky ist startklar«, sagte die Stimme.
Dorn setzte sich aufrecht und blickte auf seine Uhr - halb drei in der Nacht. Schließlich griff er nach dem Hörer. »Geschätzte Ankunftszeit?«
»Nach den Koordinaten, die du uns gegeben hast, müssten wir in vierzig Minuten bei euch sein.«
Dorn seufzte erleichtert. Die Männer seiner Frachtabteilung in Brasilien hatten nicht geglaubt, dass der Hubschrauber in weniger als vierundzwanzig Stunden einsatzbereit wäre. Offensichtlich hatte Dorns Überzeugungskraft die Reparatur beschleunigt. Obwohl die Zeit nicht gereicht hatte, um sie aus Tiahuanaco herauszuholen, würde der Sikorsky wenigstens bei der Suche helfen können. Dorn wusste, dass er jetzt jede Unterstützung brauchte, die er bekommen konnte. Allmählich wurde ihm klar, was passieren könnte, wenn die Wissenschaftler lange genug lebten, um ihn bei den Behörden anzuzeigen.
Plötzlich, als hätten die Schicksalsgötter Baines’ stilles Flehen erhört, hielt er den
Weitere Kostenlose Bücher