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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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absichtlich mehrere hundertmal am Tag stechen.«
    »Na gut, aber ich bin kein Masochist.«
    »Ich glaube, ich kenne einen Trick.« Er ging zum Flussufer, sammelte etwas feuchten Ton und knetete ihn durch, bis er noch weicher wurde. Dann winkte er Samantha zu sich, verteilte den rötlichen Ton auf ihren Armen und machte bei ihrem Nacken weiter.
    »Das fühlt sich prima an«, sagte sie. »Soll das gut gegen die Stiche sein?«
    Jack schmierte die paar Einstichstellen in ihrem Gesicht ein. »Ich glaube nicht.«
    Samantha wandte sich verwirrt ab.
    Jack lächelte. »Das wollte ich schon seit sechs Jahren mit dir machen.«
    Samantha brauchte ein paar Sekunden, bis sie merkte, dass
    Jack sie auf den Arm nahm. Sie konnte erst lachen, als Jack ihr versichert hatte, dass der Schlamm wirklich gut gegen die Stiche sei. Er hatte seine medizinischen Kenntnisse von einem Indianerstamm aus dem Tiefland. Selbst zehn Minuten später war Samantha noch misstrauisch, gab aber schließlich zu, dass die mineralstoffreiche Erde die Stiche beträchtlich abschwellen ließ.
    »Ich glaube, ich wollte dir schon seit ein paar Jahren etwas sagen.«
    »Das brauchst du nicht.«
    »Doch.« Samantha atmete tief durch. »Ich hatte Angst.«
    »Ich weiß. Du hast hart an deiner Karriere gearbeitet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es war mehr als nur das. Du hast mir Angst eingejagt, weil du mich verletzen konntest«, sagte sie. »Irgendwann in dieser Zeit habe ich dir diese Macht über mich gegeben.« Selbst im Mondlicht konnte Jack sehen, wie sich in ihren Augenwinkeln Tränen bildeten. »Ich habe das sonst niemals zugelassen, weder vorher noch danach. Verstehst du?«
    »So ungefähr.« Jack biss sich auf die Zunge und unterdrückte den vertrauten Ärger, der in der kurzen Zeit des Schweigens, die folgte, zum Schmerz wurde. Er ging darin auf. Zum ersten Mal war der Schmerz frei von Wut. Der Schmerz ließ auch sein Augen feucht werden. Als er sich zum ersten Mal seinen Gefühlen überließ, zitterte Jack - als hätte sich in seinem Körper der letzte Knoten von Hass gelöst.
    Samantha blickte schweigend in seine Augen.
    Schließlich murmelte Jack. »Komm, waschen wir das Zeug runter.«
    Samanthas Stiefel standen auf einem Felsen neben dem träge dahinfließenden Strom. Samantha schlüpfte aus ihrer Hose und legte sie zusammengefaltet über ihre Schuhe. Die Zipfel ihres Hemds bedeckten ihre langen Beine an den Oberschenkeln.
    Jack ansehend, tastete sie mit ihrem Fuß nach dem Wasser. Sie zog ihre Bluse aus. Jack war nervös, fast ängstlich, aber kein einziges Mal wendete er seinen Blick von ihr ab. Mit einer Hand öffnete sie den Verschluss ihres BHs und ließ die Spitzenträger von ihren Schultern rutschen. Jack blickte in ihre blauen Augen, als sie sich vorbeugte und ihren Slip auszog. Dann stieg sie ins Wasser.
    Der Schlamm auf ihrem Körper wurde von der sanften Strömung heruntergewaschen. Sie goss Wasser über ihre Schultern und über ihren Nacken. Unbewusst trat Jack ans Flussufer. Samantha drehte sich zu ihm und richtete sich auf; das Wasser reichte ihr gerade bis zum Nabel. Dann, wie auf ein unausgesprochenes Signal hin, zog auch Jack sein Hemd aus.
    Ihr Körper lag kalt und nass unter ihm auf einem Bett aus Moos neben dem Wasser. Jack strich eine Strähne ihres nassen Haars zurück und hielt ihren Kopf. Er küsste sie auf die Lippen. Anschließend glitt sein Mund an ihrem Hals hinunter. Samanthas Augen schlossen sich, ihr Bauch entspannte sich. Als sein Mund ihre Brüste fand, seufzte sie leise. Ihr Atem ging erwartungsvoll in kurzen Stößen.
    Samantha öffnete die Augen und hielt Jacks Blick stand.
    Dann fiel ihr Kopf zurück in das dicke Polster aus Moos, und sie wurden eins.

 
Spur
     
    Ganz sanft wurde Samantha von Jack geweckt.
    Die Nacht schien dunkler geworden zu sein. Samanthas Körper war entspannter als je zuvor. Diese eine Nacht hatten die sechs schmerzhaften Jahre wieder gutgemacht. Sie liebte ihn.
    Mehr denn je.
    »Ricardo hat was improvisiert, das uns vielleicht hier wegbringt«, berichtete Jack, der bereits angezogen war.
    »Hast du geschlafen?«
    »Tu ich das jemals?«
    Samantha suchte ihre Kleidung. Einen Moment lang hatte sie das Fossil und die unglaublichen Ereignisse der letzten Tage vergessen. Sie hatte sich einer Zufriedenheit hingegeben, die sie beinahe schon nicht mehr gekannt hatte. Doch jetzt, während sie ihre Kleidung über die schmerzenden Schrammen zog, kam ihr die Dringlichkeit der Situation wieder voll zum

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