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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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sie zur Plantage geführt, doch hätte Pierce gewusst, dass Dorn Verstärkung über dem Luftweg erhalten würde, hätte er den Vorstoß niemals in diesem Moment gewagt. Von links kroch Lieutenant Drew in die Vertiefung hinter dem Gebäude zu ihm. Der Mann trug einen Helm und über seiner DEA-Jacke eine kugelsichere Weste.
    »Haben Sie das Ziel geortet?«, fragte Drew.
    Direkt über ihren Köpfen schlug eine Kugel in die Sperrholzwand.
    »Nein!«, rief Pierce, der sich geduckt hielt.
    »Ich habe meine Männer entlang der Straße verdoppelt«, sagte Drew. »Ein Hubschrauber ist irgendwo hier runtergegangen. Ich werde mal nachsehen.«
    »Das weiß ich, Sie Arschloch.« Pierce packte den Mann an seiner Weste. »Aber ihr seid hier, um mich zu decken. Einer meiner Männer sitzt in dem Lager dort drüben fest!«
    Jack kniete neben der Leiche des Mannes, der für Baines gearbeitet hatte. Er nahm die Pistole des toten Söldners an sich und fand außerdem in der blutdurchtränkten Jackentasche zwei volle Magazine.
    Baines war entwischt.
    Ricardo beugte sich über den anderen Körper und unternahm Wiederbelebungsversuche.
    »Was machst du da?«, fragte Jack. Er trat näher an die Blutlache heran, dann erkannte er, dass der Mann Amerikaner war. Kein Kartellmitglied.
    »DEA«, sagte Ricardo. Und erneut ließ er sich über den Verwundeten zur Mund-zu-Mund-Beatmung nieder.
    DEA? Der Mann zeigte ein schwaches Lebenszeichen. Ricardo drückte seine Hände auf den Oberkörper. Der Kopf des Mannes kippte in Jacks Richtung. Das blonde Haar war mit dunklem Schleim verklebt, der aus einem Loch seitlich am Kopf sickerte. Die Augen in dem sommersprossigen, blassen Gesicht blickten ins Nichts. Der Mann war noch so jung. Bestimmt noch keine dreißig.
    Ricardo hörte auf. »Er wird es nicht schaffen.«
    Eine Explosion brachte die Sperrholzwand zum Erbeben und überschüttete Jack und Ricardo mit Splittern. Jack erhob sich. Eine der Kerosintonnen war in die Luft geflogen. Das Sperrholzgebäude stand in Flammen.
    »Wo ist Samantha?«, fragte Jack voller Panik.
    »Dorn ...«, antwortete Ricardo.
    Jack zog Ricardo durch die brennende Tür. »Er darf nicht einfach abhauen.«
    Jack wusste, dass sein Freund Schmerzen hatte, doch, das war auch Ricardo klar, sie mussten Dorn augenblicklich aufhalten.
    Am Rand der Lichtung blieb Jack stehen. Staub und Dreck wurden in seine Augen geblasen, als sich ein Frachthubschrauber mit Doppelrotoren von der Wiese erhob. Über dem leeren Lastwagen am Rand des Wegs schimmerte die Morgenröte. Der Hubschrauber drehte sich um neunzig Grad. Jack konnte die schwarze Spitze gerade noch erkennen, dann flog die Maschine Richtung Osten und verschwand hinter den Bäumen
    - und nahm seine letzte Hoffnung mit sich.
    Bevor Jack Zeit hatte, sich über ihre vorhandenen oder vielmehr nicht vorhandenen Möglichkeiten Gedanken zu machen, explodierte die Erde zu seinen Füßen.
    »Ins Dickicht!«, rief Ricardo.
    Mit Ricardos Arm um seinen Schultern, schleppte sich Jack in das schützende Dickicht. Wer auf sie schoss, konnte er nicht erkennen.
    Eigentlich war es ja auch egal.
    Die sengende Hitze der Flammen zeigte keine Wirkung auf Pierce.
    Er hatte den Kopf seines Partners in seinen Schoß gelegt und fühlte den Puls. Er fand keinen. Während über ihm die Decke des Lagerhauses in Flammen aufging, schloss Pierce Millers Augen, die ihn anstarrten, als ob sie etwas fragen würden. Dieses Kind hier hat erst selbst ein Kind bekommen, dachte Pierce und zog seinen toten Partner von dem brennenden Gebäude fort.
    Zweige schlugen Jack ins Gesicht. Ranken griffen nach seinen Füßen und brachten ihn zum Stolpern. Der Dschungel war mit seinen Hindernissen grausam. Jacks Beine brannten, und in seiner Kehle hatte er wegen der durch sein heftiges Schnaufen verletzten Blutgefäße den Geschmack von Kupfer. Er konnte sich die Schmerzen seines Freundes gut vorstellen, der bei jedem Schritt auf die Unterlippe biss. Immer tiefer drangen sie in den Wald hinter der Plantage ein. Die sporadischen Schüsse ließen nach, und das Tosen der Flammen übertönte den anderen Lärm. Jack hatte keine Ahnung, wohin er ging. Nur einfach weg, sagte er sich. Überleben. Sich wieder sammeln. Die beiden Männer erreichten den oberen Rand einer Böschung, wodurch sich Jack in seinem Tempo aber nicht beeinträchtigen ließ. Als sie den Weg schon halb unten waren, stolperten sie und rutschten in eine schlammige Schlucht. Ricardo presste seinen Arm auf den Mund, um seine

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