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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Schmerzensschreie zu dämpfen.
    Jack lauschte auf Fußtritte, hörte aber nur das Knacken des Feuers von hinten, das die Bäume über ihnen in orangefarbenes Licht tauchte.
    »Wohin laufen wir?«, keuchte Ricardo.
    Jack hatte keine Antwort. Er wusste es nicht. Er dachte nicht nach - er fühlte nur. Samantha. Er musste sie finden. Plötzlich drang von unten Lärm zu ihnen herauf. Er kam von rechts, vom Ende eines anderen Wegs. Jack glaubte einen Motor zu hören; das Geräusch verbannte alles andere aus seinen Gedanken - das tosende Feuer, die Rufe von Männern auf der Plantage, Ricardos heftiges Schnaufen. Ja! Es war ein Fahrzeug.
    »Hörst du das?«, fragte Jack.
    Ricardo nickte.
    Unter ihnen tauchte ein breiter Fluss auf. Sie rutschten den zweiten Weg hinunter. Jack stolperte und musste Ricardo loslassen. Eineinhalb Meter tief fiel er auf das üppig bewachsene Flussufer und landete auf der harten 9-mm-Glock, die ihm aus der Hand gefallen war. Jemand rief etwas auf Spanisch - nur dreißig Meter flussabwärts. Dann heulte der Motor wieder auf. Der Lärm kam zwar vom Fluss, doch schien es kein Boot zu sein.
    Ein Flugzeug.
    »Beeil dich«, flüsterte Jack und half Ricardo auf die Beine. Gemeinsam humpelten sie am Ufer entlang. Da war keine Zeit für Heimlichkeiten. Der Motorenlärm schien jetzt weiter weg zu sein. Jack roch das Benzin und hörte das Flugzeug, konnte es aber immer noch nicht sehen.
    Der Motor wurde gedrosselt. Endlich kam das Wasserflug- zeug mit den Pontons hinter einer großen Palme dreißig Meter flussabwärts zum Vorschein. Der Propeller blies Wasser zwischen die beiden Schwimmer, als es sich in die andere Richtung bewegte.
    Ricardo stolperte. Jeder Atemzug drückte seine Qual aus. »Ich weiß nicht, ob ich weitergehen kann.«
    »Du musst! Das Flugzeug ist gleich da unten.«
    »Genau das meine ich.« Ricardo schaffte es zu lächeln.
    »Rühr dich nicht vom Fleck.« Jack ließ Ricardo am Ufer stehen und watete ins Wasser. Das Flugzeug war ihre einzige Fluchtmöglichkeit und ihre einzige realistische Chance, Dorn zu verfolgen.
    Der Pilot ließ den Motor wieder aufheulen. Das Wasser des Flusses wurde an der Oberfläche zerstäubt, das Licht des Morgengrauens fing sich darin und hinterließ im Luftstrudel einen kleinen leuchtenden Regenbogen. Jack überprüfte, in welche Richtung der Wind wehte - in dieselbe, die das Flugzeug nahm. Gott sei Dank, dachte er. Es würde wenden und zum Starten flussabwärts, also gegen den Wind fliegen.
    Der Motor wurde wieder gedrosselt, und das Wasserflugzeug drehte in dem braunen Wasser. Das Morgenlicht wurde von der Scheibe des Cockpits zurückgeworfen. Jetzt erkannte Jack auch den bolivianischen Piloten, neben dem noch ein Mann saß. Er hielt sie für Drogenleute, die erkunden wollten, was auf ihrer Plantage los war. Wahrscheinlich hatten sie mehr als genug gesehen, um zu erkennen, dass es eine DEA-Razzia war.
    Langsam kam das Flugzeug auf Jack zugekrochen. Er würde nur eine Chance haben. Mit aller Kraft zog er sich aus dem Gewirr aus Wurzeln am Ufer und ging weiter ins Wasser. Das Flugzeug kam näher, war nur noch zwanzig Meter entfernt. Der Pilot betätigte einige Schalter über sich, während der Kopilot den Tumult auf dem Hügel im Auge behielt. Jack müsste noch ein ganzes Stück zurücklegen, bevor das Flugzeug beschleunigen würde. Er tauchte unter.
    Der rechte Schwimmer berührte Jacks Kopf. Er griff nach der Stahlstrebe auf dem Vinylträger. Das Flugzeug beschleunigte. Die Sehnen in Jacks Arm spannten sich unter der Anstrengung. Schmerz schoss durch seine Schulter, so dass er den Griff an der Strebe lockerte. Aber er würde keine zweite Chance bekommen. Er durfte nicht loslassen. Schließlich schaffte er es, mit der zweiten Hand die Strebe zu greifen, und sein Körper glitt über die Wasseroberfläche, während der Pilot den Motor hochtrieb. Die Wasser spritzenden Propeller nahmen Jack die Sicht. Das Flugzeug traf beim Wenden auf sein eigenes Kielwasser. Jack nutzte den Augenblick, um sich auf den Ponton zu schwingen und auf gleiche Höhe mit der Tür des Kopiloten zu gelangen. Seine Hand klammerte sich um den Aluminiumgriff. Der überraschte Bolivianer küsste den Lauf von Jacks Glock.
    Jack beobachtete, wie der Kopilot an das andere Ufer des Flusses schwamm. Während er seine Waffe auf den Kopf des Piloten gerichtet hielt, gab er seine Anweisungen mit ruhiger Stimme auf Spanisch und griff nach der AK-47 auf dem Rücksitz. Diese klemmte er rechts neben sich

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