Missing Link
und klopfte den Piloten auf Waffen ab. Im Vertrauen darauf, dass der Drogenschmuggler unbewaffnet war, befahl er ihm, das Flugzeug an die kleine Sandbank in der Nähe des Ufers zu lenken und dort anzuhalten.
Jack erblickte Ricardos weißes Hemd am Ufer. Er wäre gern zu seinem Freund gegangen, konnte aber den Piloten nicht allein lassen. Den Arm hoch über dem Flugzeugrumpf, winkte er Ricardo zu kommen.
Ricardo sprang ins Wasser und schwamm gegen die Strömung an, einen dünnen Streifen Blut hinter sich herziehend. Aus dem Funkgerät bellte die Stimme eines anderen Kartellmitglieds. Der Mann fragte nach dem Zustand der Plantage und forderte den Piloten mehrmals auf zu antworten. Der Bolivianer blickte das Funkgerät an, bis Jack mit dem Kopf schüttelte und es ausstellte.
»Beeil dich! Beeil dich!«
Ricardo versuchte noch schneller zu schwimmen, bis er endlich die Sandbank unter seinen Füßen spürte. Kurz darauf war er an Bord.
Pierce beobachtete, wie sich das Flugzeug flussabwärts drehte. Sein Partner war tot. Der Lastwagen war leer. Es gab nur drei Verdächtige - keiner von ihnen hatte sich während der Überwachung als wichtiger Mitspieler entpuppt. Das Gerät, das Virginia für eine taktische Waffe hielt, war in einem Helikopter Gott weiß wohin verschleppt worden. Er hatte seinem Land - und seinem Partner - keine Ehre gemacht. Dieser Scheißmorgen würde, wenn eins zum anderen kam, nur noch schlimmer werden. Also griff er nach seiner SIG. Er wollte wenigstens das Flugzeug aufhalten und sich ein paar Kerle schnappen.
Der Morgennebel kroch durch den Wald, der durch das blinkende Licht des Morgengrauens wie elektrisiert wirkte. Alles war wie ein Traum - oder wie ein Albtraum.
Pierce hörte die DE A-Agenten hinter sich. Auch sie hatten das Flugzeug gesehen. Er schob sich durch die Büsche, stolperte über eine Wurzel, stand wieder auf und wankte eine Böschung hinunter, von der aus er ans Ufer gelangte. Der Motor wurde hochgetrieben, das Flugzeug drehte sich in den Wind und gewann an Geschwindigkeit.
Den Schmerz in seinem Fußgelenk nicht beachtend, richtete Pierce seine Waffe mit beiden Händen aus.
Rufe drangen vom Hügel zu ihnen herunter. Jack sah ein halbes Dutzend Gestalten in grünen Westen, die vierzig Meter flussabwärts hinter den Bäumen auftauchten. Die Männer riefen etwas auf Englisch und eröffneten das Feuer.
Kugeln trafen ins Wasser. Der Pilot fluchte. Der rechte Ponton wurde getroffen. Eine andere Kugel bohrte sich durch die Plexiglas-Windschutzscheibe und blieb neben Ricardo im Rücksitz stecken.
Auf dem Boden zusammengerollt, wartete Ricardo auf das unvermeidliche Ende. Der Motor heulte auf. Der Pilot hielt das Gas gedrückt. Das von den Propellern aufgepeitschte Wasser explodierte unter ihnen, als sie von den Agenten, denen sie sich näherten, erneut unter Beschuss genommen wurden. Das werden wir nie schaffen, dachte Jack. Das Feuer wurde mit jedem Meter, den sie näher kamen, intensiver. Kugeln trafen in die Kabine, Glassplitter flogen umher. Doch plötzlich hörte das Chaos im Cockpit wie durch ein Wunder auf.
Durch ein zerbrochenes Fenster sah Jack, wie der Boden am Ufer von Schüssen aufgepeitscht wurde. Die verwirrten Agenten suchten Deckung, während sie ihre Salven zu den Angreifern flussaufwärts sandten. Das Flugzeug hatte beinahe die Geschwindigkeit zum Abheben erreicht, als Jack den Grund der Ablenkung erkannte. Oberhalb der DEA-Agenten hatte hinter einem Felsvorsprung eine Gruppe Bolivianer das Feuer eröffnet. Der Kleinste der Angreifer hatte langes pechschwarzes Haar.
Für einen ganz kurzen Moment blieb die Person stehen und schaute zum Flugzeug. Das Flugzeug hob zwar ab, doch Jack konnte seinen Blick nicht von der Frau abwenden. Veronica! Ihre eindringlichen schwarzen Augen folgten ihm. Der Pilot stöhnte und zog den Steuerknüppel so weit zurück, wie es ging. An einer Biegung im Fluss kippte er das Flugzeug zur Seite. Das letzte Bild bohrte sich in Jacks Kopf, als ihn die Anziehungskraft der Erde in den Sitz drückte: Veronica, die ihr Automatikgewehr über dem Kopf hielt und zum Gruß auf und ab schwenkte.
Eine Wand aus Bäumen flog verschwommen an ihnen vor- bei. Das Flugzeug kippte erneut zur Seite, als der rechte Ponton die Baumwipfel streifte. Dann, als die Flügel wieder auf einer Ebene waren, blickte Jack durch das kaputte Fenster. Der Fluss war verschwunden. Unter ihnen lag endlos der grüne Wald.
Pierce sah dem hinter den Bäumen verschwindenden
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