Missing Link
förmlich nach Luft. Mit den Füßen stieß er sich ab, wollte zu dem Licht irgendwo über sich, doch seine nasse Kleidung zog ihn hinab wie ein Anker. Endlich kam er an die Oberfläche und schnappte hustend und schnaubend nach Luft. Eine Sekunde später tauchte Samantha hinter ihm aus der gurgelnden Strömung auf.
Jack schwamm zu ihr und legte seinen Arm um ihren zitternden Körper, mit dem sie sich an ihn presste. Der Frachter fuhr weiter.
Einen Augenblick später wurde das durchdringende Pfeifen zu einem Heulen.
Dorn nahm die Rakete den Bruchteil einer Sekunde vor dem Einschlag wahr. Er sah noch, wie der Bug in einem Feuerstrudel zerbarst. Ein zwölf Meter langes Teil wurde von der Steuerbordseite des Schiffsrumpfs gerissen und hüpfte übers Wasser. Die Schockwelle hob Dorn in die Luft.
Dann tötete sie ihn.
Fünfzig Meter entfernt verschwand das Schiff in einem leuchtend weißen Blitz.
Der tosende Lärm erreichte sie eine halbe Sekunde später. Jack barg Samanthas Kopf an seiner Brust und tauchte mit ihr unter. Wrackteile regneten über dem Meer herab. Die beiden kamen in dem Augenblick wieder an die Oberfläche, als dem in den Himmel steigenden Feuerball eine schwarze Rauchwolke folgte. Brennende Teile fielen ins Wasser und ließen in einem großen Kreis um das brennende Schiff herum kleine Geysire aufsteigen.
Samantha zitterte in Jacks Armen. »O nein! O nein!«, keuchte sie.
Während die beiden gegen das Auf und Ab des Ozeans anstrampelten, hielten sie einander fest und beobachteten, wie das geborstene Schiff langsam unter die Oberfläche glitt. Eine brennende Ölschicht schien es in die Tiefen der Verdammnis zu rufen. Dorns Frachter beherzigte den Befehl. Allmählich hob sich das Heck aus dem Wasser, der Bug verschwand in dem brodelnden Kessel. Die beiden riesigen, sich immer noch drehenden Schiffsschrauben quirlten das Wasser nahe der Oberfläche auf, bevor sie sich sinnlos in der Luft weiterdrehten. Wenige Minuten später ragte das Heck senkrecht aus dem Meer heraus. Jack und Samantha, zitternd vor Kälte, mussten mit ansehen, wie das zerbrochene Schiff, der Fusionsreaktor, all die unglaubliche Technologie, der Beweis für den Ursprung der menschlichen Rasse, in das brennende Wasser hinabglitt und im Atlantik verschwand.
Ozean
Das Schiff war vierzig Minuten zuvor untergegangen. Jack und Samantha klammerten sich an eine Holzkiste, die zusammen mit vielen anderen Wrackteilen an ihnen vorbeigetrieben war. Die Blasen, die die Stelle des sinkenden Schiffs markiert hatten, waren nicht mehr zu sehn.
Alles, was sie der Welt hatten offenbaren wollen, war verschwunden.
»Warum?«, fragte Samantha.
Sie tröstend, versuchte Jack seine eigene Verzweiflung zu verbergen. »Zumindest wissen wir, wo das Schiff untergegangen ist. Vielleicht können wir den Fusionsreaktor retten.«
»Aber die Knochen . die Außerirdischen«, entgegnete sie ganz aufgelöst.
»Die Aluminiumkisten waren luftdicht, also kann man nie wissen.« Als Jack in ihre Augen blickte, war es, als würde der Schmerz des Verlustes von ihm abprallen. Er hielt ihren zitternden Körper an sich gepresst und küsste sie, als ob nichts sonst auf der Welt zählte.
Von irgendwo am Horizont war ein Hämmern zu hören. Aus dem Schein der Nachmittagssonne tauchten zwei Hubschrauber auf. Der eine schien ungefähr an der Stelle zu kreisen, an dem das Schiff untergegangen war. Der andere flog immer wieder hin und her, als würde er nach möglichen Überlebenden suchen. Es schienen Militärhubschrauber zu sein. Nach wenigen Minuten hatte sie der Pilot des zweiten Hubschraubers entdeckt und ließ ein orangefarbenes Leuchtsignal ins Wasser fallen. An der Spitze des Sea-King-Helikopters stand USN 72. Auf einer an der Seite befestigten Boje las Jack USS Carl Vinson.
»Es ist die US-Marine«, erklärte Jack.
»Glaubst du, sie haben die Rakete abgeschossen?« »Bestimmt«, antwortete er. »Niemand sonst in Südamerika verwendet solche Geschosse.«
Zwei Taucher in Gummianzügen, ausgerüstet mit Masken und Flossen, sprangen in das durch die Rotorblätter aufgewühlte Wasser und waren schon nach wenigen Sekunden bei Jack und Samantha. Aus der offenen Tür des Hubschraubers wurde ein großer Korb ins Wasser abgelassen. Von beiden Seiten der mittleren Aufhängung aus halfen die Froschmänner Samantha und Jack in den Korb. Oben im Hubschrauber wurden sie in warme Decken gehüllt, und ein Arzt verabreichte ihnen zwei Spritzen in den Arm.
»Seid ihr in
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